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Veranstaltungsberichte

Tage der Deutschen Einheit - Auf den Spuren der Friedlichen Revolution

Studienfahrt nach Leipzig und Dresden

Im Rahmen der Studienreisen bietet Ihnen die Konrad-Adenauer-Stiftung jährlich die Möglichkeit in Leipzig und Dresden ein Stück deutsche Geschichte hautnah zu erleben.

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Die Seminarteilnehmer waren zu Gast im Hause der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes Region Leipzig – kurz BStU. Dieses Gebäude war einst der Sitz der Stasi Bezirksveraltung Leipzig. Im Volksmund nach der abgerundeten Hausecke - Runde Ecke - genannt.

Die erste Seminareinheit bestritt Herr Dr. Karsten Dümmel. Er berichtete den Teilnehmern über die Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung und stellte einige der laufenden Projekte vor.

Daran anschließend brachte Herr Dr. Dümmel den Teilnehmern die perfide Überwachung in der ehemaligen DDR nahe. Gleichzeitig erfuhren sie, wie der Aufbau der Personenakten gegliedert war. So lernten sie beispielsweise was eine Klarnamenkartei ist, wer sich hinter dem Kürzel IM verbirgt, wie viele offizielle und inoffizielle Mitarbeiter der Stasi zuarbeiteten und vieles mehr.

Die als nächster Seminarpunkt stattfindende Lesung mit Herrn Dümmel. Diese fand im Beisein von Frau Katharina Landgraf MdB und Frau Regina Schild Leiterin der BStU Außenstelle Leipzig statt.

Die daran anschließende lebhafte Diskussion und Fragestunde der Teilnehmer mit Frau Landgraf MdB drehte sich um die friedliche Revolution sowie die Straßendemonstrationen die schließlich die Wende sprich Wiedervereinigung herbeiführte.

Der zweite Seminartag fand für die Teilnehmer in Dresden statt. Der erste Themenbereich befasste sich mit dem Sachsen nach der Wende und seinem Landtag. Herr Tilo Hellmann vom Besucherdienst führte die Teilnehmer durch den Sächsischen Landtag und sie erfuhren, dass dieser am 27. Oktober 1990 nach 38jähriger Unterbrechung erstmals wieder zusammengetreten war. Danach brachte er den Teilnehmern sachkundig die Aufgaben und die Organe des Landtages nah.

Herr Christian Piwarz, junger Landtagsabgeordneter, erläuterte daran anschließend aus berufenem Munde den Seminarteilnehmern die Arbeit des Landtages und dessen Ausschüsse.

Die nächste Seminareinheit fand in der Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in Dresden statt. Herr Lothar Klein, MdEP a.D., ein Zeitzeuge, schilderte uns überaus anschaulich wie der DDR Unrechtsstaat den Widerstand der politischen Häftlinge zu brechen versuchte. Wurden diese dann endlich entlassen, waren viele nicht nur physisch sondern auch psychisch krank – ihre Seelen waren zerstört.

Die anschließende Besichtigung der Untersuchungshaftanstalt hinterließ ein Gefühl der Beklemmung bei den Teilnehmern und untermauerte in drastischer Weise die Ausführungen des Herrn Klein.

Die Stadtführung durch Dresden fand unter sachkundiger Leitung von Herrn Tom Ehrlich statt und führte die Teilnehmer von der Schinkelwache zum Zwinger, vorbei am Taschenbergpalais und dem Fürstenzug in der Augustusstraße zum Schloss. Die Führung endete an und in der Thomaskirche. Dort hatten die Teilnehmer Gelegenheit an einer Vesper teilzunehmen.

Zurück in Leipzig und wieder als Gast in der Runden Ecke, begrüßte am dritten Seminartag Frau Renate Stefaneck von der BStU die Teilnehmer. Zur Einführung sahen sie einen Film über die Oktoberdemonstrationen in Leipzig. Es wechselten sich Fernsehbilder, Propagandamaterial mit Amateuraufnahmen ab. Anschließend referierte Frau Stefaneck als berufene Zeitzeugin wie sie als Mitglied des Bürgerkomitees am 4. Dezember 1989 die Runde Ecke besetzte, um zu verhindern, dass die darin gelagerten Stasiakten ganz vernichtet wurden, mit deren Entsorgung die Stasi bereits begonnen hatte. Durch die Beharrlichkeit des Bürgerkomitees konnte erreicht werden, dass die Gauck-Behörde gegründet wurde. Frau Stefaneck vertiefte die Kenntnisse der Teilnehmer hinsichtlich der Stasi-Akten und des Karteikartensystems, berichtete wie und warum Geruchsproben genommen wurden, wie die DDR-Justiz von der Stasi beherrscht wurde und vieles mehr.

Daran anschließend führte Frau Stefaneck die Teilnehmer durch das Haus und die einzelnen Abteilungen. Die Teilnehmer erfuhren wie mühsam das Auswerten der Akten sei und warum die Anträge zur Akteneinsicht nicht so zügig bearbeitet werden könnten, wie gewünscht.

Einziger Seminarpunkt am Mittwochnachmittag war das Gespräch mit Frau Irmtraud Hollitzer vom Bürgerkomitee Leipzig e.V. sowie die Führung durch die Gedenkstätte Museum Runde Ecke. Frau Hollitzer schilderte den Teilnehmern, wie es ihrer Familie erging, die in dem Unrechtsstaat DDR passiven Widerstand geleistet hatte. Auch sie war unter den Besetzern der Runden Ecke und ihrer Beharrlichkeit war es zu verdanken, dass das Museum und die Gedenkstätte Runde Ecke eröffnet werden konnte.

Anschließend an ihre Ausführungen schloss sich der Rundgang durch das Museum an. Die zusammengetragenen Ausstellungsstücke stammen größtenteils aus dem im Gebäude vorgefundenen Material der Stasi.

Als nächster Seminarpunkt berichtete am Donnerstagvormittag Herr Dr. Wolfgang Meyer von seiner Besetzung der Dänischen Botschaft im Jahre 1988 und den daraus resultierenden Folgen. Untermalt wurden seine Worte von den gesprochenen Texten und den Liedern zur Gitarre, den Mohritaten, des Herrn Steffen Mohr.

Letzter Seminarpunkt war die Stadtrundfahrt mit Herrn Sebastian Schaar. Der Bus brachte die Teilnehmer unter sachkundiger Führung von Herrn Schaar vorbei am Musikviertel, dem Medienzentrum zum Völkerschlachtdenkmal. Auf dem Weg zurück in die Innenstadt fuhren die Teilnehmer durch das Gelände der alten Mustermesse. Angekommen an der Thomaskirche gingen die Teilnehmer nun zu Fuß am alten Rathaus vorbei zur Mädlerpassage und weiter bis zum Nikolaiviertel. Die Führung endete am Gewandhaus.

Auf der Fahrt zurück nach Hamburg fand die Seminarauswertung mit den Teilnehmern statt. Diese bestätigten einstimmig, dass sie diese Seminarreise sehr betroffen und nachdenklich gemacht hatte. Insbesondere die Möglichkeit mit Zeitzeugen zu sprechen und zu diskutieren, unterstrich die Nachhaltigkeit dieser Reise. Hier hob man auch die Ausführungen und die Lesung Herrn Dr. Dümmels vom ersten Tag hervor. Man war sich einig, diese Tage und die in jeder Weise gewaltfreien Montagsdemonstrationen der Bürger, legten den Grundstein zu dieser friedlichen Revolution und nötigten allen Teilnehmern die größte Hochachtung ab. Es war eine außerordentlich beeindruckende Studienfahrt.

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