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Veranstaltungsberichte

Was nun Amerika? Barak Obama - Wahlversprechen, Reaktionen und Perspektiven

Obama ist 44. Präsident der USA

Pünktlich zur Vereidigung des 44. amerikanischen Präsidenten Barack Obama veranstaltete die KAS Hamburg einen Vortrag zum Thema „Was nun Amerika“ – Barack Obama – Wahlversprechen, Reaktionen und Perspektiven“. Rüdiger Löwe, Freund von Bill Clinton und ausgewiesener Amerikaexperte hielt einen spannenden Vortrag und gab Einschätzungen zur zukünftigen Arbeit des neuen und ersten afroamerikanischen Präsidenten der USA.

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Rüdiger Löwe begann seinen Vortrag mit seiner Arbeit als Journalist und wie er Bill Clinton kennen lernte. Er sagt, er wolle als Journalist dazu beitragen, dass sich die Partner USA und Deutschland besser verstehen und weniger Konflikte zwischen beiden entstehen. Bill Clinton habe er während seiner Studienzeit in den USA getroffen und besser kennen gelernt.

Dann kommt er zum Thema des Abends: Die Vereidigung des Präsidenten und seinen Aufgaben. Löwe stellt fest, dass Washington gut gerüstet sei für die erwarteten zwei Millionen Zuschauer. Im Vergleich gibt er an, dass zur Vereidigung Clintons nur ca. 400.000 Menschen und bei Bush nur 300.000 Menschen die Vereidigung live vor Ort mitverfolgt hätten. Diese hohe Zahl bei Obamas Vereidigung erklärt er damit, dass diese Wahl historisch und emotional sei, da Obama der erste schwarze Präsident der USA ist. Symbolisch legt Obama seinen Eid auf der originalgetreuen Bibel von Lincoln ab, der 1832 die Sklaverei abschaffte. Der Referent betont, dass man viel von Obama erwarten würde, man aber eigentlich gar nichts von ihm wisse. Barack Obama sei ein Bücherwurm, sehr sensibel und wollte als Schüler Romanautor werden. Rüdiger Löwe erzählt, dass er noch vor einigen Jahren Obama als „Rattenfänger“ bezeichnet hätte eine Frau ihm aber sagte, er habe so einen „dynamischen Gang“ und Sie würde Ihn wählen. Es zeigt sich also, dass in Amerika viel mehr nach dem Auftreten einer Person gewählt wird als nach seinen Programmen. Obama hätte dies erkannt, so Löwe, und habe in vielen Büchern gelesen, dass die Menschen schon zufrieden seien, wenn man ihnen höflich gegenübertritt und wenn ein schwarzer Junge nicht immer wütend sei. Diese Einstellung hat er sich so angeeignet, dass sie ihm zum Charakter geworden ist und er sie glaubhaft und mit Leichtigkeit rüberbringt. Später erzählte Löwe noch, dass Obama „cool, calm, collected“ (kühl, ruhig, gesammelt) sei und so vielen Hindernissen und Seitenhiebe von politischen Gegner einfach abfinge, abprallen ließ mit seiner Gelassenheit. In seinen Memoiren „Dreams of my father“ schreibt Obama, dass die Leute zufrieden wären, wenn man nur ruhig und höflich blieb.

Zu den wichtigsten Aufgaben Obamas sagte Rüdiger Löwe, dass er im Polling Report nachgelesen hatte, dass das amerikanische Volk zu 75% die wirtschaftliche Lage ihres Landes als wichtigstes Thema momentan empfinden, der Irakkrieg, der noch vor gar nicht all zu langer Zeit an erster Stelle stand, liegt mit nur 6% weit hinten. Löwe sagt, dass er Obama zunächst nicht ernst nahm, als er sich selbst zum Präsidentschaftskandidaten ernannt hat. Obama hatte kein Programm und keine klare Linie außer dem Slogan „Yes we can“. Hier zeigt sich einmal mehr, dass die Amerikaner eine Person wählen und nicht ein Programm, so wie das in Deutschland der Fall ist.

Dennoch hat der neue Präsident eine lange Agenda. Nach Rüdiger Löwe hat Barack Obama folgende drei wichtige Aufgaben: 1. Die Finanzkrise in den Griff zu bekommen, 2. den Sozialstaat umzubauen (vor allem ein funktionierendes Gesundheitssystem zu installieren) und 3. die Infrastruktur zu verbessern. Es wird schwer dies alles umzusetzen, da die Regierung Bush einen riesigen Schuldenberg hinterlässt und Obamas geplante Schritte ebenfalls viel Geld kosten werden. Und trotz dieser eher schlechten Umstände sind die Amerikaner wie in Trance und übersehen zeitweilig die Realität, so hat Obama mit seiner Gelassenheit und seinem Optimismus die Amerikaner träumen lassen bis heute, aber was ist morgen? Der Präsident hat in seiner Amtsantrittsrede schon mächtig zurückgerudert und versucht klarzumachen, dass viele Veränderungen auch viel Zeit brauchen. Und doch hält der Referent fest, hat sich Amerika selbst, ohne Waffengewalt zur Vernunft gebracht und einen Wechsel in der Politik herbeigeführt mit der Hoffnung, dass es mit Obama nicht schlechter als unter Bush werden kann.

In der Zusammenstellung seines Kabinetts zeigt sich, dass er anders als Bush auf Vielseitigkeit setzt und auch den Dialog zu „politischen Gegnern“ sucht. Er bringt den Menschen ein neues Zusammengehörigkeitsgefühl und will sie an seiner Politik teilhaben lassen: In seinen Reden spricht er immer von „wir“ nie von „ich“. Außerdem hat er mit Hillary Clinton eine fähige Außenministerin so Löwe. Mit der Wahl Obamas hat sich auch das Bild Amerikas in der Welt stark verbessert und Obama selbst strebt auch eine engere Zusammenarbeit mit seinen transatlantischen Partnern an, beispielsweise mit Deutschland. Abschließend erwähnt Löwe noch die Rolle des Glaubens in Amerika und vor allem in der Politik. Zwar ist Religion und Staat in den USA noch strikter voneinander getrennt als in Deutschland (es gibt keine Kirschensteuer und Kreuze sind in Schulen verboten), dennoch verübt der Glaube eine weitaus größere Bedeutung aus als hierzulande. Die Gruppe der Evangelikalen legt die Bibel sozusagen wörtlich aus und ist strikt gegen jede Form von Abtreibung, Homosexualität und Stammzellenforschung. Löwe bezeichnet diese Form von Glauben als „gesellschaftlichen Rückschritt“. Unter Bush bekam die Evangelikalen immer mehr Einfluss und oberste Posten wie beispielsweise in dem Supreme Court wurden mit Ihnen besetzt. Obama will sich jedoch nicht von Ihnen beeinflussen lassen, jedoch auch nicht den Dialog scheuen.

Löwe beendet seinen Vortrag mit folgender Einschätzung: Obama wird es schwer haben seine großen Ziele zu erreichen, vielleicht habe er auch die falschen Berater und selbst zu wenig Erfahrung. Er fragt sich, wie Obama all seine Projekte managen will. Es sei aber auch schwer sich jetzt eine Meinung zu bilden, da man im Moment nur etwas über Obamas Stil sagen könnte jedoch nicht über seine politischen Taten.

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