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"Das Misstrauen wächst mit jedem Toten"

Dr. Karsten Dümmel, der Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Nairobi, im Interview

Nach dem Mord an muslimischen Geistlichen ist es in Kenia zu Ausschreitungen gegen Christen gekommen. Dr. Karsten Dümmel, der Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Nairobi, beklagt eine Kultur der Gewalt im Land.

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„Die Gewalttaten gegen Christen in Mombasa sind nicht symptomatisch für Kenia. Symptomatisch ist aber leider, dass man Gewalt einsetzt, um Probleme zu lösen“, sagt Karsten Dümmel. Die Lage im Land habe sich seit den Anschlägen zwar geändert, die Menschen begegneten sich mit einem gewissen Misstrauen. „Auf der anderen Seite gibt es auf allen Seiten, bei den Christen genauso wie bei den Muslimen, demonstrative Schulterschlüsse. Man zeigt: Wir lassen uns nicht von Terroristen auseinandertreiben“, so der Büro-Leiter der Konrad-Adenauer-Stiftung in Kenia im Interview mit der Deutschen Welle. Wie tief dieses Bewusstsein bei der Bevölkerung verankert ist, sei aber schwer einzuschätzen, denn es gebe nun dieses Misstrauen, das mit jedem Anschlag und mit jedem Toten wachse.

Er sehe die Lage weniger als Konflikt zwischen Christen und Muslimen, sondern als generelles Problem in Kenia, dass man anderen ethnischen Gruppen misstraue. „Wenn die Polizisten an einem Ort überwiegend zu einer bestimmten Gruppe gehören, dann misstrauen alle anderen diesen Polizisten. Man sagt nicht, das sind unsere Polizisten, sondern man sagt, das sind die Polizisten jener Gruppe“, so Dümmel. Solche Konflikte gebe es zwischen muslimischen und christlichen Bevölkerungsgruppen wie auch innerhalb der einzelnen ethnischen Gruppen.

Seit den schlimmsten Gewaltausbrüchen mit etwa 1000 Toten nach den Wahlen 2007 habe sich bei der Aussöhnung viel getan. „Es gibt viele Trainings, Schulungen und auch internationale Programme, um zu erklären, dass Gewalt kein langfristiger Weg für eine Konfliktlösung ist“, berichtet Dümmel. Die Sensibilisierung dafür in den einzelnen ethnischen Gruppen habe sich verbessert, aber in dem Moment, in dem wieder Unrecht gegen Menschen einer ethnischen Gruppe geschehe, brechen sich die Emotionen immer noch Bahn, „dann setzt der Verstand aus“.

Neben dem Schrecken, den der Anschlag auf das Westgate-Center verbreitet habe, gebe es jedoch auch eine positive Wirkung. „Während die Armee versuchte, die Geiseln in dem Center zu befreien, gab es Muslime - besonders somalische Kaufleute -, die Soldaten mit Wasser und Essen versorgten. Das ist von der Bevölkerung auch als Schulterschluss wahrgenommen worden.“ Andererseits gebe es jedoch auch Nachrichten von Massenverhaftungen, vor allem unter somalischen Muslimen.“ Das schürt natürlich wiederum großes Misstrauen in dieser Gruppe gegenüber dem Staat und der restlichen Bevölkerung“, so Dümmel.

Das komplette Interview finden Sie hier.

Mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Welle.

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