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"Es ist eine klassische Säuberung"

Korea-Experte Dr. Norbert Eschborn im Deutschlandfunk-Interview

Die zahlreichen und schweren Vorwürfe gegen den hingerichteten nordkoreanischen Funktionär Jang Song Thaek deuten auf einen heftigen internen Machtkampf hin, erklärt Norbert Eschborn, Leiter des Auslandsbüros Korea der Konrad-Adenauer-Stiftung.

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Zwei Jahre nach seiner Machtübergabe gehe es Kim Yong Un nicht so sehr um einen Generationenwechsel, vielmehr spiele sich in Nordkorea derzeit ein wirklicher Machtkampf ab, sagt Dr. Norbert Eschborn. Von den sieben Personen, die neben Kim Yong Un Kim Yong Ils Sarg vor zwei Jahren auf seinem letzten Weg begleitet haben, sei keiner mehr da. „Es ist eine klassische Säuberung und nur noch der höchste Mann ist jetzt übrig“, so der Leiter des Korea-Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung.

Die von manchem Beobacher vorgetragene Sorge, Nordkorea habe mit der Hinrichtung einen Reformer verloren, sieht Eschborn differenziert. „Jang wollte sicherlich ein Wirtschaftssystem mit chinesischer Prägung, aber ich bin nicht der Ansicht, dass man ihn deswegen als politischen Reformer oder Vertreter einer möglichen Öffnung charakterisieren kann.“ Das chinesische Reformmodell bestehe zwar in der Einrichtung von Wirtschaftszonen und der Übernahme von marktwirtschaftlichen Elementen. Dies bedeute aber nicht, dass damit politische Freiheiten, Meinungs- oder Pressefreiheit einhergingen. Generell sieht Eschborn den Reformwillen Nordkoreas unter Un kritisch. Viele hätten bei seinem Antritt auf seine Schweizer Ausbildung als Zeichen einer gewissen westlichen Zuwendung gesetzt, „ein Faktor, der sich mittlerweile als völlig bedeutungslos erwiesen hat“.

Angesichts der brutalen Vorgehensweise Uns blicke auch Südkorea mit Sorge auf die Entwicklungen im Norden. „Der Süden fürchtet, dass Nordkorea militärisch und politisch wieder zu einer harten Linie zurückkehren könnte, obwohl Kim Yong Un in seiner Neujahrsansprache 2013 einen weicheren und konzilianteren Kurs der Verständigung oder der Annäherung angekündigt hat.“ Daran glaube im Moment niemand mehr, so Eschborn.

Das komplette Interview als Audio-Mitschnitt finden Sie hier.

Mit freundlicher Genehmigung von Deutschlandfunk

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Flagge Nordkoreas | Foto: Flickr/stephan Flickr/stephan

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