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Veranstaltungsberichte

„Frauen in der politischen Verantwortung“

von Reinhard Wessel

Premierministerin Kosor eröffnet Tagung

Am Freitag, dem 29. Januar 2010 hielt die kroatische Ministerpräsidentin Jadranka Kosor die Eröffnungsrede des Forums „Frauen in die politische Verantwortung“ in Zagreb.

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Diese Veranstaltung bildete den Auftakt zum Projekt „Frauen in die Politik“. Zusammen mit der kroatischen Stiftung des kroatischen Staatseides (ZHDZ) und der niederländischen Eduardo-Frey-Stiftung, indem gezielt Frauen für Führungsaufgaben in der Politik geschult und vorbereitet werden sollen.



Premierministerin Kosor schilderte in ihrem Beitrag ihre eigenen Erfahrungen in der kroatischen Politik als Frau. Dabei machte sie deutlich, dass sie sich in ihrer politischen Karriere nicht auf ein Netzwerk von Unterstützern und Förderern abstützen konnte, sondern vor allem auf die eigenen Kräfte setzen musste. Zum zweiten betonte sie, wie wichtig Frauen mit ihren spezifischen Alltagserfahrungen, aber auch sozialen Kompetenzen für die Politik seien. Sie seien - auch wenn die Presse dies anders interpretiert - nicht ganz so eitel wie Männer und entschieden weniger korruptionsanfällig. Daher käme es darauf an, die politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen gezielt zu verändern, um ein stärkeres Frauen-Engagement überhaupt erst zu ermöglichen. In ihren weiteren Ausführungen wurde sehr deutlich, dass sie insbesondere die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als besonderes Beispiel ansieht, wie Macht, Intelligenz und Fraulichkeit auf einen Nenner gebracht werden können. Nicht nur deren politische Ambitionen und Kompetenzen, sondern auch deren spezifischer Politikstil seien richtungsweisend.



Die Europaabgeordnete Doris Pack plädierte leidenschaftlich für eine stärkeres Selbstbewusstsein der Frauen in der Politik. Sie könnten nicht unbedingt auf Unterstützung Dritter bauen, sondern müssten sich ihre Positionen selbst erkämpfen. Dafür schilderte sie eindrucksvolle und interessante Beispiele ihrer eigenen politischen Karriere. Ihr Schluss daraus war, dass es in Zukunft darauf ankäme, dass sich Frauen selbst besser vernetzen müssten und zwar geschlechterübergreifend. Eine andere Voraussetzung für einen größeren Erfolg sei aber auch, einen stärkeren Machtwillen zu entfalten und ein größeres Durchsetzungsvermögen zu entwickeln. Frauen müssten sich aber auch daran gewöhnen, dass in der Politik und in der Presse oft „mit harten Bandagen“ gekämpft werde. Sich diesem Kampf erfolgreich zu stellen, bedürfe es eines gesunden Selbstvertrauens aber auch eines entsprechenden Rückhalts im eigenen Umfeld und durch politische Freunde.



Diese Befunde bestätigte die stellvertretende Vorsitzende des Christlich-Demokratischen Appells (CDA) der Niederlande, Ineke Giezeman. Sie hatte sich erst kürzlich in einer Kampfabstimmung gegen ihren männlichen Mitbewerber bei den Vorstandswahlen durchgesetzt und schilderte die spezifischen politischen Karrierebedingungen in den Niederlanden. Obwohl diese vergleichsweise gut entwickelt sind, z.B. in Sachen Kinderbetreuung, stehen einer stärkeren politischen Rolle der Frau noch starke Momente traditioneller Normen und Werte entgegen, gerade auf lokaler und regionaler Ebene. Der Rechtfertigungsdruck für Frauen, die sich politisch engagierte, sei immer noch viel größer als bei Männern.



In der abschliessenden Podiumsdiskussionen standen zunächst die spezifischen Fähigkeiten der Frauen im Mittelpunkt. In diesem Zusammenhang machte Prof. Susanj, Universität Rijeka, deutlich, dass wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt hätten, dass Frauen und Männer in Führungspositionen in ihrem entsprechenden Verhalten keine nennenswerten Unterschiede aufwiesen. Ljudmila Novak, Vorsitzende der slowenischen Partei NSi (Neues Slowenien) skizzierte in ihren Beiträgen, wie stark Politik in ihrem Land von Männern dominiert wird. Hinzu käme, dass Frauen Politik immer noch als reine Männerdomäne betrachteten. Hier sei ein Bewusstseinswandel nötig. Einigkeit bestand in der Auffassung, dass Quotenregelungen auf jeden Fall eingeführt werden sollten, um Frauen gezielt in Führungspositionen zu bringen. Es sei zwar nicht immer sicher, ob die fraglichen Positionen adäquat besetzt werden könnten, aber ohne Quote wäre dies i.d.R. von vornherein ausgeschlossen. Auch ginge es in der Frage der Frauenförderung nicht nur allein um diese, sondern um die Frage, wie generelle geschlechtspezifische Benachteiligungen in Politik und Gesellschaft abgebaut werden könnten. Auf jeden Fall sei es notwendig, Frauen auf ihrem Weg in die Politik, aber auch in der Politik gezielt zu unterstützen, entsprechend auszubilden und alle Voraussetzungen eines eigenen Netzwerkes zu schaffen.

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