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Veranstaltungsberichte

Medien und Demokratie in Süd-Ost Europa. Entwicklungsperspektiven

Medienkonferenz Südosteuropa in Zagreb

Zusammen mit der WAZ-Mediengruppe und der Journalistenvereinigung SEEMO (South East Europe Media Organisation) haben das KAS-Länderprogramm Kroatien und das Medienprogramm Südosteuropa eine große Konferenz durchgeführt:

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Vom 26. bis 27. Juni trafen sich in Zagreb 170 Herausgeber, Geschäftsführer, Chefredakteure und führende Journalisten der Region. Unter dem Titel „Medien und Demokratie in Südosteuropa: Aktuelle Entwicklungen und Zukunftsperspektiven“ diskutierten sie über die journalistische Situation in der Region.

Die Konferenz, die künftig jedes Jahr in einem anderen Balkan-Staat organisiert werden soll, stand unter der Schirmherrschaft des kroatischen Präsidenten Stjepan Mesić. Die Teilnehmer kamen aus Kroatien, Serbien, Bosnien, Mazedonien, Slowenien, Albanien, Bulgarien, Tschechien, Rumänien, Ungarn, Österreich, Griechenland, Belgien, Großbritannien, Deutschland und den USA.

Die Veranstaltung war noch im vergangenen Jahr zwischen Vertretern der WAZ und der KAS bei einem Treffen in Wien vereinbart worden. Sie gilt als Auftakt zu einer Reihe von Veranstaltungen ähnlichen Musters, die sich inhaltlich an die Agenda des KAS-Sektorprogramms Medien und Demokratie SOE anlehnen und ab sofort jährlich an mehreren Standorten in Südosteuropa gemeinsam durchgeführt werden sollen. Die in Wien ansässige Medienorganisation SEEMO war mit der organisatorischen Vorbereitung und Durchführung beauftragt worden.

Die Konferenz gliederte sich in drei aufeinander folgende Themenbereiche: Wirtschaft und Medien, Politik und Medien sowie Medienfreiheit und Verantwortung der Medien. Die Medienberichterstattung in Kroatien war bereits sehr umfangreich und es ist aufgrund des ausgesuchten Teilnehmerkreises zu erwarten, dass die Veranstaltung ein großes Echo in ganz Südosteuropa finden wird.

Im Panel „Wirtschaft und Medien“ diskutierten die Teilnehmer die wechselseitigen Verflechtungen von Wirtschaft und Medien. So sind qualitativ hochwertige Medien auf Investoren aus der Wirtschaft angewiesen und damit bereits in Abhängigkeit. Es wurden viele Beispiele dafür angeführt, dass die Wechselbeziehungen zwischen Wirtschaft und Medien kaum zu durchschauen sind. Als Folge von Europäisierung und Globalisierung stellt sich dieser Zustand noch komplizierter dar. Die Diskutanten waren sich jedoch darin einig, dass es wenig Sinn macht, sich gegen Globalisierungstendenzen zu stellen. Viel mehr gehe es darum, den Wettbewerb anzunehmen, sich Wissen zum Erkennen von Zusammenhängen anzueignen und zu nutzen.

In allen auf der Konferenz vertretenen Ländern stellt sich das gleiche Problem: Politische Parteien und staatliche Institutionen versuchen massiv durch finanzielle Unterstützung im Sinne ihrer spezifischen Interessen auf Medien Einfluss zu nehmen. Dies war eines der Ergebnisse des Panels „Politik und Medien“. Manche Journalisten und Verleger sind ihrerseits an Exklusivinformationen sowie Schutz und Unterstützung durch Staat und Politik interessiert. Dies nimmt den Medien die Glaubwürdigkeit unabhängiger Berichterstattung und steht dem Bemühen seriöser Journalisten entgegen, die Öffentlichkeit mit objektiven Informationen zu versorgen. Als Defizite in den Medien wurden eine übertriebene Neigung zur Skandalisierung und verzerrende Personalisierung in der Berichterstattung vorgeworfen. Nur eine gut entwickelte Zivilgesellschaft und professionell ausgebildete Journalisten können dem entgegen wirken.

Als Ergebnis des Panels „Medienfreiheit und Verantwortung der Medien“ forderten die Diskutanten, dass nur die Medien selbst dazu berufen und in der Lage sind, die ethischen Standards ihrer Arbeit im Sinne einer Selbstverpflichtung des Metiers festzuschreiben. Ausserdem fixieren sie im Konsens mögliche Sanktionsmechanismen gegen etwaige Verstösse. Es liegt in der Verantwortung der Verleger, hierüber zu Vereinbarungen zu gelangen und den Ausbildungsstandard zu erhöhen. Staatliche Stellen können und sollten günstige Rahmenbedingungen für die Gründung von Medien- bzw. Presseräten in den einzelnen Ländern schaffen. Politik kann nur durch Transparenz und Öffentlichkeit gezähmt werden. Die kontrollierenden Medien müssten sich jedoch an denselben moralischen Kriterien messen wie die kontrollierten Politiker.

Alles in allem kann das Forum ein gelungener Auftakt für die Zusammenarbeit zwischen der Konrad-Adenauer-Stiftung und der WAZ-Gruppe in Südosteuropa gewesen sein. Es kann zunächst als großer Erfolg gewertet werden, mehr als 150 leitende Journalisten und Medienmanager aus der gesamten Region für die Teilnahme zu interessieren und mit ihnen existenzielle Fragen im Themenfeld Medien und Demokratie zu diskutieren. Von besonderer Bedeutung war dabei die Tatsache, dass politische und medienethische Aspekte im Zentrum der Tagung standen. Hinsichtlich der besonderen Verantwortung aller Medienschaffenden für die Zukunft der Demokratie in ihren Ländern bestand Konsens.

Dr. Dirk Förger, Leiter des Projekts „Medien und Demokratie in Südosteuropa“: „Auch wenn sich mittlerweile alle südosteuropäischen Staaten weiter entwickelt haben, befinden sie sich doch immer noch in einem politischen und ökonomischen Transformationsprozess. Unser Ziel ist es daher, die Medien als wichtige Stütze der Demokratisierung zu stärken und weiter zu entwickeln. Dazu gehört es zum Beispiel, die ethischen Standards in der Berichterstattung zu verbessern.“ Dr. Christian Schmitz, Leiter des KAS-Auslandsbüros Kroatien, fügte hinzu: „Bei der Etablierung von Presse- und Medienräten leistet die KAS wertvolle praktische Hilfe in der Region, und die vielfältigen Fortbildungsangebote für Journalisten sind inzwischen zu einem Markenzeichen der Konrad-Adenauer-Stiftung in Südosteuropa geworden.“

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