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"Es ist wirklich eine Revolution!"

E-lection Bridge Africa: Interview mit Jake Obetsebi Lamptey

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Wir treffen Jacob Otanka Obetsebi Lamptey, den jeder in Ghana nur als „Jake“ kennt, bei einem Seminar der örtlichen Konrad-Adenauer-Stiftung. Der Chairman der New Patrotic Party (NPP) steht inmitten einer Traube von neugierigen Parteimitgliedern und erinnert ein wenig an einen Leuchtturm. Das liegt nicht nur an seiner körperlichen Statur, sondern am legendären Ruf, den der Wahlkampf-Profi im westafrikanischen Land genießt. „Ich bin gleich da“, ruft er. Endlich geben ihn seine Kollegen frei. Das Gespräch beginnt.

KAS MEDIEN AFRIKA: Mr. Chairman, wie digital sind Sie selbst?

JAKE OBETSEBI LAMPTEY: Nun, Sie wissen, dass ich über 60 Jahre alt bin (lacht). Bisher war ich nur ein Konsument der Medien, aber wenn ich mich so umschaue, scheint das ein Auslaufmodell zu sein. Ich werde bald wohl ein Produzent von Inhalten sein. Gerade habe ich umgestellt auf ein i-Pad, einen i-Mac – und bald hoffentlich auch ein i-Phone. Dann habe ich erst einmal alles, was ich in dieser Hinsicht brauche.

Biographie
Kommunikation zieht sich wie ein roter Faden durch die Biographie von Jake Obetsebi Lamptey. Er arbeitete zunächst als Autor beim Radio und Fernsehen, bevor er eine Karriere in der Werbebranche einschlug. Im Jahr 2000 leitete der 64jährige den erfolgreichen NPP-Wahlkampf, der John Kufuor zum Präsidenten machte. Von 2005 bis 2007 wirkte er in der Regierung als Tourismusminister. Seit 2010 hat Obetsebi Lamptey das Amt des NPP-Chairman inne.

KAS MEDIEN-AFRIKA: Welche Herausforderungen bestimmen im digitalen Zeitalter die Agenda der Politischen Kommunikation?

JAKE OBETSEBI LAMPTEY: Ich denke, die zentralen Fragen bleiben zunächst einmal die gleichen: Mit welchem Inhalt gehen wir raus? Was haben wir zu sagen? Und da Politische Kommunikation immer eine Zweibahnstraße sein sollte, kommt dann natürlich der Wähler ins Spiel. Er gibt uns Input und macht deutlich, über welche Themen er mehr von uns erfahren will. Es ist ein wenig wie Schach und zwingt uns zu unserem nächsten Zug: Wie bringen wir unsere Botschaften nun unter das Volk?

Jetzt gibt es zusätzlich eine neue Herausforderung: Wir dürfen im digitalen Zeitalter nicht die „analogen“ Menschen verlieren, die über keinen Internetanschluss verfügen, zum Beispiel in ländlichen Gebieten. Da geht es immer noch um die gute alte Mund-zu-Mund-Propaganda. Unsere Kandidaten da draußen kennt man seit vielen Jahren. Das ist ein Pfund, mit dem wir wuchern.

KAS MEDIEN-AFRIKA: Bei unserem Besuch in Ghana haben wir, selbst in entlegenen Gebieten, fast überall Menschen mit Mobiltelefonen angetroffen. Welche Rolle spielt das Handy in Ihrer Kommunikationsstrategie?

JAKE OBETSEBI LAMPTEY: Eine riesengroße. Aber lassen Sie mich erklären: Bei uns sind Fernsehen und insbesondere Radio traditionell sehr wichtig. Auf einmal kommt das Mobiltelefon auf – in einer explosionsartigen Verbreitung, die uns allen den Atem raubt. Es ist wirklich eine Revolution! In unserem letzten Wahlkampf 2008 war das Handy noch vergleichsweise neu und wir haben damit herumexperimentiert. Bei der kommenden Wahl 2012 werden wir dieses Mittel wesentlich stärker zum Tragen bringen – über SMS, aber auch über „Telefonbanken“, bei denen unsere freiwilligen Helfer die Wähler auf dem Handy anrufen. Die Amerikaner machen das schon lange mit Festnetzanschlüssen - und ich glaube, es besitzt auch in Ghana echtes Potential.

Informationen zur NPP
Die New Patriotic Party ist eine von zwei führenden Parteien in Ghana. Mit John Kufuor stellte sie von 2000 bis 2008 den Präsidenten. Bei der letzten Wahl verlor die NPP hauchdünn gegen ihren Rivalen, den National Democratic Congress. Derzeit bereitet sich die Partei auf die nächsten Präsidenschaftswahlen Ende 2012 im Lande vor.

KAS MEDIEN-AFRIKA: Was können die Deutschen von der Politischen Kommunikation in Ghana lernen?

JAKE OBETSEBI LAMPTEY: Es steht mir nicht an, Ratschläge zu erteilen. Aber vielleicht soviel: Vergeßt nicht die persönliche Ansprache. Redet mit den Menschen und versteckt Euch nicht hinter der Technik. Wir müssen wissen: Erworbenes Vertrauen ist das wertvollste Gut in Politischer Kommunikation – und das kann kein Computer ersetzen.

KAS MEDIEN-AFRIKA: Die letzte Frage, wie immer, bei der E-lection Bridge Africa: Was ist „the next big thing“?

JAKE OBETSEBI LAMPTEY: Unsere Wahlen im nächsten Jahr. (lacht) Wir wollen zurück an die Regierung. Gegen dieses Ziel verblasst alles andere.

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Kontakt

Markus Brauckmann

Markus Brauckmann bild

Head of the Regional Media Programme Sub-Sahara Africa

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