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Veranstaltungsberichte

„Warum wir tun, was wir tun“ :: Junge Politiker wollen Lateinamerika verändern

von David Brähler
Wenn junge Politiker aus drei lateinamerikanischen Ländern für drei Tage die Köpfe zusammenstecken, dann ist eines garantiert: ein Feuerwerk von Ideen und viel Enthusiasmus über das Erreichte. Interaktiv, dialog wie analog, im Gespräch und in den sozialen Netzwerken, tauschten sie sich über ihre Strategien aus und schmiedeten auch gemeinsame Pläne. Hier eine kleine Zusammenfassung des zweiten Campus-Adenauer-Tages.

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Die Blancos, also die „Weißen“ aus Uruguay, vertraten stolz die älteste Partei der Welt, ihre Partido Nacional. Als Gastgeber, Hand in Hand mit der Konrad-Adenauer-Stiftung, erzählten sie voll Elan von ihrer wachsenden Parteijugend. Die „Democratas“ aus Bolivien, als Partei gerade einmal zwei Jahre alt, haben bereits erfolgreich die vierte Wiederwahl des Präsidenten Evo Morales verhindert. Und mit nicht weniger stolz geschwellter Brust berichteten die jungen Vertreter des „Pro“ von ihrem geglückten Wahlkampf, der mit dem neuen Präsidenten Mauricio Macri Argentinien für die Welt öffnet.

Aus einer Wahlschlappe Ende der 1990er und einer nationalen Wirtschaftskrise entstand 2002 in der Partido Nacional (Blancos) eine neue Vision für Uruguay: Der Aufbau einer starken, lebendigen Jugendorganisation für die älteste Partei der Welt. Die Jugendlichen krempelten die Ärmel hoch und erreichten 52.000 junge Leute, die sich ein Jahr später an den ersten Vorstandswahlen der Parteijugend beteiligten. Eine Kraftanstrengung, die es immer wieder braucht, um die Organisation am Leben zu erhalten, wie sie berichten. Bald darauf erreichten sie die ständige Vertretung zweier Jugendlicher im Vorstand der Partei. Seitdem fließen frische Ideen vom „Nationalkongress der Jugend“ über die gewählten Vertreter in die zweiwöchentlichen Meetings des Parteivorstandes. Und der Erfolg ließ nicht auf sich warten. Heute stellt die Parteijugend zahlreiche junge Bürgermeister, Gemeindevertreter und Stadtverordnete im ganzen Land. Sie haben die Wähler mit ihrer Botschaft überzeugt. Für die Zukunft haben sie sich eine Menge vorgenommen: mehr Austausch unter den verschiedenen internen Strömungen, mehr Frauen, mehr Nachwuchs und mehr Dynamik. Doch auch das werden sie wohl erreichen, denn „der eigene Biss und Spaß an der Sache“ seien das entscheidende, wie eine Vertreterin bestätigte.

Videointerview: Gonzalo Baroni, Chef der Jugendorganisation der "Partido Nacional". Untertitel über CC abrufbar

„Warum wir tun, was wir tun“, so lautet ein neues Buch, in dem 30 Jugendliche der argentinischen Partei Pro ihr Aha-Erlebnis beschreiben, das sie dazu gebracht hat, sich politisch zu engagieren. Und Gründe gibt es genug. Seit 1946 herrschten praktisch zwei Parteien und keine parteiliche Alternative der 80er, 90er oder 00er Jahre schaffte es, sich durchsetzen. Zuletzt regierte ein Vierteljahrhundert lang der teilweise autoritär und populistisch agierende Peronismus, der nach dem Prinzip „divide et impera“ jede Opposition bis dato zersetzte.

Diese verzwickte Situation nahmen sich die Strategen einer neuen Initiative vor, um endlich einigen der insgesamt 36 auf nationaler Ebene anerkannten Parteien zum Erfolg zu verhelfen. Die Erfolgslogik der Alternative liegt in einer Koalition aus starken Partnern. Und die Logik ging auf. In den Präsidentschaftswahlen im Dezember 2015 gewann Mauricio Macri als Kandidat der Koalition „Cambiemos“. Und dies war nur ein weiterer Startschuss für die Jugend der Pro, der stärksten Koalitionspartei. Heute engagieren sich viele der Jugendlichen, die sich während des Wahlkampfes für die Politik begeisterten, in den Gremien der Parteijugend und in ersten politischen Ämtern. Doch sie gönnen sich keine richtige Atempause, sondern planen bereits den Wahlkampf für 2017. Dann sollen noch mehr junge Vertreter der Koalition als Bürgermeister, Gemeindevertreter und Abgeordnete die Zukunft Argentiniens mitbestimmen.

Im Austausch der Nachwuchspolitiker auf dem „Campus Adenauer“ wurde die Begeisterung für die politische Sache und eine bessere Zukunft deutlich.

Die Sehnsucht nach einem Wandel bewegt auch die Jugendlichen der „Democratas“ aus Bolivien. Nach ernüchternden 25 Jahren weißer Oberschichtspräsidenten herrschte Anfang der 2000er Jahre in Bolivien der Eindruck, belogen und ausgebeutet worden zu sein. Als Antagonist tauchte zu dieser Zeit Evo Morales als frischer, indigener Führer mit dem Versprechen einer neuen Gerechtigkeit auf. Doch die Umsetzung dieses Versprechens ging seit 2005 mit einer Aushebelung demokratischer Strukturen und autoritärem Gehabe einher. Seit 2013 entstand mit der Gründung der Partei „Democratas“ im südlichen Santa Cruz ein neuer Hotspot für den Wandel. Nach nur einem Jahr erreichten sie 27 Prozent bei nationalen Wahlen und im Referendum vom Dezember 2015 die erfolgreiche Verhinderung einer ewigen Wiederwahl von Morales. Die Jugendlichen, die sich seit dieser Kampagne für ein besseres Bolivien mit der jungen Partei begeisterten, stehen vor großen Herausforderungen. Bolivien ist multiethnisch, sehr ungleich und von extremer Armut vieler geprägt. Deshalb machen sie sich für Infrastruktur, eine wirtschaftliche Öffnung des Landes und Rechtsstaatlichkeit stark. Im Rückblick sind sie besonders der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V. für die Weiterbildung und den Austausch mit anderen Jugendlichen dankbar. Der Erfolg, den sie seit ihrem Anfang „bei null“ vor zwei Jahren hatten, gibt ihnen Rückenwind für die nächsten Schritte.

David Brähler

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