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Veranstaltungsberichte

Religion und Politik: globale und regionale Herausforderungen

In Uruguay wirken die Religion und Politik oft wie zwei verschiedenen Welten. Der Staat trennt beide Sphären strikt und die Religion findet selten Raum der öffentlichen Debatte. Das heißt aber nicht, dass es kein Interesse am Religiösen gibt, im Gegenteil, in der sozialen Agenda finden sich viele Themen wieder, die auch in den Religionsgemeinschaften deutlich diskutiert werden. Vor diesem Hintergrund veranstaltete die KAS in Montevideo ein Kolloquium mit ausgewiesenen Experten und zahlreichem Publikum.

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Papst Franziskus überschreite auch als eine Persönlichkeit geografische Grenzen, übe zweifellos eine moralische aber auch politische Führung aus, sagte Dr. Néstor Da Costa vom Institut Centro Latinoamericano de Economía Humana (CLAEH). Das Oberhaupt der Katholischen Kirche erreiche mit seiner einfachen Ausdrucksweise die soziale Agenda globaler Gemeinschaft und fordere so auch starre Strukturen seiner Kirche heraus. In seiner Enzyklika „Laudato Si“ macht er auf die dramatische Umweltsituation aufmerksam und kritisiert den unverantwortlichen und oft nur auf Konsum ausgerichteten Lebensstil. „Laudato Si“ signalisiere kurz vor dem ersten Klimawandel-Gipfel der Vereinten Nationen in Paris (30.11.15 bis 11.12.15) den Willen Franziskus‘, an diesem Thema mitzuwirken. Denn mittlerweile sei die Existenz menschlichen Lebens auf der Erde bedroht, so Da Costa.

Eine signifikante Veränderung zeige sich auch in der evangelischen Welt. Der Abstand zur Politik habe sich verringert, protestantische Gemeinschaften beteiligten sich insbesondere auch in Lateinamerika zunehmend an politischen Diskussionen – vor allem, um an Entscheidungen, die „hier vor Ort getroffen werden“, mit zu beeinflussen, so Nicólas Iglesias, der auf dem Kolloquim die Grupo de Estudios Multidisciplinarios Religión e Incidencia Públicaund das Observatorio del Sur vertrat. Er betonte den exponentiellen Anstieg der Mitgliedschaft in neuen evangelischen Kirchen in Lateinamerika. Sogar in Uruguay habe sich die Anzahl vervielfacht. Sie übersteige bereits die Geschichte der Kirche. Dies bedeute mithin einen Anstieg in der Präsenz der evangelischen Kirche in der uruguayischen Politik.

Susana Mangana von der katholischen Universität Uruguay richtete ihren Vortrag auf die Erscheinung des IS als einen politischen Spieler im mittleren Osten, aus. Die politische Krise und die Bürgerkriege in den Ländern, die nach dem Sturz des Osmanischen Reiches entstanden sind, bedeuteten ein Verschwinden von Grenzen und zunehmend auch eine Globalisierung der Konflikte. Der IS konfrontiere den Westen mit gewaltigen Migrationsströmen. Die komplizierte Beziehung zwischen politisch-strategischen und religiösen Interessen der Akteure sei für einen einfachen Beobachter fast nicht nachvollziehbar. Sie konfrontiere die politische Elite der Welt mit komplexen und dramatischen Problemen. Als Folgeerscheinung des IS resultiere zudem die Verfolgung christlicher Minderheiten in den betroffenen Gebieten.

Die Journalistin Denise Mota hat das Kolloquium moderiert und hat es durch die zahlreichen Fragen und Kommentare des interessierten und aktiven Publikums begleitet.

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Olaf Jacob

Olaf Jacob

Leiter des Auslandsbüros Chile

olaf.jacob@kas.de +56 22 234 20 89
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7. Oktober 2015
Montevideo
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