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Warum sich junge Menschen und die Union näherstehen, als sie ahnen

Von Jahr zu Jahr wählen immer weniger junge Menschen die Union. Nicht, weil sie nicht ihre Werte teilten, sondern weil die Union sie nicht erreicht – nicht ihre Sprache spricht. Wer auf Social Media nicht stattfindet, wird nicht wahrgenommen – und nicht gewählt.

Spätestens vor der nächsten Bundestagswahl eröffnen viele Politikerinnen und Politiker noch schnell ein Profil auf einem Social-Media Kanal. Jede Stimme zählt. Und da kann es nicht schaden, ein paar von den jungen Leuten, aus den Generationen Y und Z, von sich zu überzeugen. Rund ums Regierungsviertel sieht man sie immer öfter: Filmteams mit Ringlichtern, die Politikerstatements aufnehmen. Als hätte nun auch der Letzte verstanden, dass Wahlkämpfe auch online ausgetragen werden. Für die politische Online-Kommunikation werden daher mittlerweile auch Ressourcen aufgewendet, Personal und Equipment sind vorhanden, aber dennoch schafft es die Union nicht, durchschlagend an die jungen Menschen heranzukommen und Inhalte zu transportieren. Das beweisen nicht nur die schlechten Zustimmungswerte junger Generationen.

Wagen wir einen Blick zurück. Wann ist es der CDU gelungen, während eines Wahlkampfes mit einem Video, einem Thema, einer Veranstaltung – mit irgendetwas –einen viralen Hit zu landen? Hat sie es geschafft, auf ein einfach recherchiertes, ein populistisches, zerstörerisches millionenfach geklicktes Video entschlossen zu reagieren? Hat sie SPD-Steilvorlagen wie Wirecard oder Cum-Ex für sich genutzt? Wir alle kennen die Antwort.

Stattdessen gab es Unschärfen, wenn es darum ging, wofür die CDU steht und was junge Menschen von ihr zu erwarten haben, wenn sie sie auf dem Wahlzettel ankreuzen. Die Rechnung folgte prompt. Die Wahlbeteiligung junger Menschen ist bei der Bundestagswahl 2021 verglichen mit 2017 um knapp 4 Prozent gestiegen. Für die Union haben aber nur 10 Prozent der 18- bis 24-Jährigen gestimmt. Wählen sind sie schon gegangen, die Jungen. Aber ihr Kreuz haben sie nicht bei der CDU gesetzt. Den Erfolg haben FDP und Grüne eingefahren. Sie legten im Vergleich zu 2017 um neun bzw. 10 Prozentpunkte zu. Der Union verlor in dieser Altersgruppe 14 Prozent.

Warum also verliert die Union den Kontakt zu den Jungen? Sie sind viele, unter ihnen auch viele Erstwähler. Gemeinhin hört man, junge Menschen finden sich im konservativen Spektrum nicht wieder. Ist das so? Kaum einer scheint das zu hinterfragen. Stattdessen wiegt man sich in der Sicherheit, dass die Generationen Y und Z schon noch zur Union wandern, wenn sie erst alt genug sind und sich ihr Blick auf das Leben ändert. Eine bequeme Rechtfertigung und offenbar Grund genug, an alten Kommunikationsmustern festzuhalten.

Ein Blick auf die Wertorientierung junger Menschen zeigt: die Union steht ihnen viel näher, als man meinen könnte

 

Erstaunlich konservativ – so lassen sich aktuelle Studien über den Wertekanon junger Menschen zusammenfassen. Carsten Heinze, Jugendsoziologe an der Universität Hamburg, spricht von einer Renaissance traditioneller Werte und Einstellungen. Junge Menschen sind stark auf die Familie orientiert und wünschen sich Sicherheit und Stabilität. Die Gründe liegen auf der Hand, wachsen sie doch in Zeiten multipler Krisen auf: Corona, Krieg, Inflation. Umbrüche sind an der Tagesordnung. Sie sind verunsichert. Selbst die Friedrich-Ebert-Stiftung kommt in ihrer im Mai 2023 veröffentlichten Jugendstudie zu dem Schluss, dass in Zeiten zunehmender Verunsicherung Wertorientierungen, die für Sicherheit stehen, einen hohen Stellenwert für junge Menschen haben.

„Sogar ein freistehendes Einfamilienhaus gilt nun wieder als erstrebenswert.“

Elena Sophie Becker

Themen, die obenan stehen, sind für sie nicht nur Klimaschutz und Digitalisierung. Vor allem anderen, an erster Stelle, ist es die finanzielle Sicherheit – so die Daten vom Mai dieses Jahres. Sogar ein freistehendes Einfamilienhaus gilt nun wieder als erstrebenswert. Sehr wichtig sind den Jungen intakte soziale Beziehungen, im Freundeskreis und der Familie, und post-materialistische Werte, wie die Vielfalt der Menschen zu respektieren, sozial Benachteiligten zu helfen und tolerant gegenüber anderen Meinungen zu sein. Sie haben einen starken Drang nach Freiheit und Individualität und sind deutlich selbstbewusster als vorangegangene Generationen. Sie wollen eigene Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen. Und auch gern Karriere machen. Schon die Sinus-Jugendstudie von 2020 nahm die neueren Befunde vorweg: Befragt wurden 14- bis 17-Jährige: Sie waren bereits in jungen Jahren sehr leistungs- und familienorientiert. Ein bürgerlicher Lebensstandard scheint das Leitmotiv vieler Teenager zu sein.

Sicherheit, Wohlstand, Familie, Klimaschutz und Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft, Leistungsorientierung, Eigenverantwortung, christliches Menschenbild, Freiheit und Gerechtigkeit: Kommt uns das nicht alles bekannt vor?!

Trotzdem machen junge Leute ihr Kreuz nicht bei der Union. Und das, obwohl sie genau die Werte vertreten, die die Politik der CDU auszeichnen. So macht die Junge Gruppe der CDU/CSU im Bundestag passgenaue Politik für sie. Die Union und junge Menschen sind sich also näher, als sie ahnen. Warum aber finden sie nicht zusammen?

„Die Union und junge Menschen sind sich also näher, als sie ahnen. Warum aber finden sie nicht zusammen?“

Elena Sophie Becker

Die Jüngeren wissen schlichtweg nichts davon! Wie auch? Inhalte allein reichen nicht. Man muss sie auch richtig kommunizieren. Dafür braucht man sich nicht zu verbiegen und Trends hinterherjagen. Im Gegenteil: Junge Menschen müssen auf politische Inhalte schnell und niedrigschwellig zugreifen können, um den von Algorithmen getriebenen Inhalten zu entkommen. Nur so entwickeln sie ein Gefühl, wofür eine Partei steht. Die Union muss ihre Inhalte zielgruppen- und plattformgerecht verpacken. Sie muss die Sozialen Medien und ihre Wirkungsweise verstehen und sich das Prinzip der Aufmerksamkeitsökonomie zu Nutze machen.

Im Leben junger Menschen verschmilzt die reale mit der digitalen Welt. Und Instagram, TikTok und Co. sind nicht nur Orte der Unterhaltung, sondern auch der Information und der Bildung. Die Generationen Y und Z verbringen dort täglich viele Stunden. Wer die Auseinandersetzungen in den Sozialen Medien scheut und nicht in der Sprache derer kommuniziert, die er erreichen will, findet nicht statt. Und wird nicht gewählt.  

 

Informationen zur Arbeit der Jungen Gruppe der CDU/CSU-Franktion findet man auf Instagram!

privat

Elena Sophie Becker arbeitet derzeit als Referentin für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion und verantwortet in dieser Position die Junge Gruppe der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag. Sie ist stellvertretende Landesvorsitzende des Jungen Wirtschaftsrates Berlin-Brandenburg. Zuvor war sie Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Abgeordneten-Büro. Sie studierte Betriebswirtschaftslehre im Bachelor und nach drei Jahren im internationalen Marketing und der strategischen Geschäftsfeldentwicklung absolvierte sie ihren Master in Berlin.

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