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"Kultur ist das Einzige was uns davon abhält, uns gegenseitig zu töten!"

Im Südsudan wird die kulturelle Vielfalt oft als eines der Hauptprobleme im andauernden Bürgerkrieg identifiziert. Kultur ist jedoch auch eines der am meisten unterschätzten sozialen Werkzeuge zur Konfliktlösung. Aus diesem Grund kamen Mitglieder verschiedener südsudanesischer Gruppen in Kampala zusammen, um über die positive Rolle der kulturellen Vielfalt im Südsudan zu sprechen.

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"Kulturelle Unterschiede können leicht für Konflikte verantwortlich gemacht werden. Aber wir teilen diesen Gedanken nicht. Wir glauben, dass dies ein Vorteil ist und dem Südsudan helfen kann, Frieden zu erlangen. Und was dieses Land am meisten braucht, ist der Frieden" sagte der KAS-Programmbeauftragter Donnas Ojok vergangenen Freitag in Kampala.

Daniel Joul, Rechtsanwalt und Direktr des Joth Mayardit - Zentrums für Frieden und Gerechtigkeit (JOCR), betonte jedoch auch die Schwierigkeiten, die mit der Kultur einhergehen: "Unterschiedliche Kulturen haben unterschiedliche Werte. Diese kulturellen Werte sind das einzige was uns davon abhält, uns gegenseitig zu töten! Im Südsudan werden unsere Gedanken immer noch von dem Denken in Kulturen und Stämme beherrscht. Und das ist mittlerweile zum Problem geworden."

Joul betonte, dass die Südsudanesen anfangen sollten sich auf kulturelle Ähnlichkeiten statt auf Unterschiede zu konzentrieren: "Im Moment hindert uns unsere Kultur daran, das Beste für das ganze Land zu tun. Unsere ganze Politik fußt auf unseren kulturelle Konflikten. Deshalb sollten wir zunächst zusammen kommen und Gemeinsamkeiten finden, erst dann können wir unsere Gesetze festlegen! Ein interkultureller Dialog ist deshalb eine der wichtigsten Voraussetzung für eine funktionierende Demokratie im Südsudan! "

Auf dem Weg dahin gibt es jedoch drei Kernprobleme, die einen solchen Dialog erschweren: „Erstens fehlt es den Menschen an Vertrauen in die Kultur, zweitens mangelt es an politischem Willen und drittens fehlt es an Experten, die mit unseren Kulturen vertraut sind" sagt Joul.

Wie kann man also die kulturen im Südsudan zusammen bringen? „Es ist gar nicht notwendig, unsere 64 verschiedenen Kulturen zu einer einzigen südsudanesischen Kultur verschmelzen zu lassen. Vielmehr können wir von den verschiedenen Praktiken profitieren und die Vielfalt für den Frieden und den Fortschritt im Südsudan nutzen“ sagt der südsudanesische Anthropologe Anytieth Job. Aber ein Austausch der Kulturen könnte bereits durch eine gemeinsame Sprache oder einen nationalen Dresscode erreicht werden, schlug Grace Andrua, Vertreterin der Südsudanesischen Entwicklungsagentur vor. Gemeinschaftsführer Lawrence setzte vielmehr auf Bildung, um die tief verwurzelte Ethnisierung im Südsudan zu verändern: "Wir müssen die Jungen über die Werte der kulturellen Vielfalt und Einheit erziehen. Wir müssen auch Südsudanesen in einer anderen Kulturpraxis ausbilden, nur so können wir eine Nation werden."

Entgegen der häufigen Annahme, dass Südsudanesen nicht miteinander interagieren wollen,bewies die Veranstaltung das Gegenteil. Während der Fragerunde gab ein Teilnehmer der Regierung die Schuld für die Vermischung von Politik und Kultur: "Es gibt das Missverständnis, dass man zuerst Vizepräsident oder Präsident sein muss, wenn der eigene Stamm von der nationalen Politik profitieren möchte. Und das ist keine gute Sache."

Herausragend war die Debatte um die Rolle der Jugend und der Frauen als Bewahrer der Kultur. Die südsudanesische Menschenrechtsaktivistin Amani Peace betonte, dass die junge Generation nicht länger an der negativen kulturellen Wahrnehmung der Vergangenheit festhalten sollte. "Unsere Eltern sagen uns, dass wir Niemanden der Dinka, Nuer, oder andere Stämme heiraten sollen. Aber wir müssen aufhören, das Leben unserer Eltern zu leben und anfangen unser eigenes Leben zu leben. Nur so können wir unsere kulturellen Probleme überwinden." Amani hat den junge Südsudanesen dazu geraten, auch eine Heirate mit Vertretern anderer Stämmen zu bedenken.

Alles in allem war die Veranstaltung, die in Partnerschaft mit der Internationalen Jugend für Afrika (IYA), dem Netzwerk südsudanesischer Organisationen der Zivilgesellschaft in Uganda (NoSSCOU) und der Studentenvereinigung Südamerikanischer Studenten der Makerere Universität (MUSSSA) organisiert wurde, erfolgreich.

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