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Notas de acontecimientos

Von der Lust und Last, ein Abgeordneter zu sein

Der Film "Herr Wichmann aus der dritten Reihe" im Gespräch

Diskussion im Rahmen der Reihe "Ruppiner Gespräche" der Konrad-Adenauer-Stiftung in Neuruppin am 28. Oktober in Neuruppin.

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Die Reihe der "Ruppiner Gespräche" der Konrad-Adenauer-Stiftung in Brandenburg wurde am Sonntag, den 28. Oktober 2012 im Rahmen einer Matinee im Neuruppiner Unionkino fortgesetzt. Ging es zuletzt am 5. Juni um die Korruptionsbekämpfung im kommunalen Bereich, ein in Neuruppin brandheißes Thema, so wurde jetzt mit rund 50 Teilnehmern, darunter auch der örtliche Landtagsabgeordnete der Linken, Dieter Groß, und dem CDU Landtagsabgeordneten Henryk Wichmann über die Arbeit von Ageordneten in Brandenburg diskutiert. Anlass und Stoff für die Diskussion, die von dem Landesbeauftragten der Adenauer-Stiftung Stephan Raabe und dem Kreisvorsitzenden der CDU Jan Redmann moderiert wurde, gab der Dokumentarfilm von Andreas Dresen "Herr Wichmann aus der dritten Reihe", der seit September bundesweit in Kinos zu sehen ist (siehe auch den Beitrag im Ruppiner Anzeiger vom 30.10.2012, S. 2, hier auf der Internetseite).

Der Film verfolgt die Arbeit "Hinterbänklers" im Brandenburger Landtag über ein ganzes Jahr von Sommer 2010 bis Sommer 2011 hinweg. Henryk Wichmann, der bereits durch den ebenfalls von Andreas Dresen 2003 veröffentlichten Film "Herr Wichmmann von der CDU" überregionale Bekanntheit gewann, hatte am Sonntag zuvor, am 21. Oktober, bei der Talksendung von Günter Jauch vor einem Millionen-Publikum für mehr Transparenz bei den Politiker-Einkünften plädiert.

Wichmann wurde 1977 in Norden Brandenburgs, in Templin, der Heimatstadt Angela Merkels, geboren. 2007 legte er das erste juristische Staatsexamen nach dem Studim in Berlin ab. Seit 1994 ist er in der CDU und der Jungen Union engagiert, seit 1998 im Kreistag und seit 1999 auch im Kreisvorstand der CDU Uckermark. 2002 kanditierte er dort als Direktkandidat für den Bundestag, mit 22 % der Stimmen allerdings erfolglos. Der Regisseur Andreas Dresen dokumentierte damals den Wahlkampf Wichmanns in der Uckermark. 2009 zog Wichmann als Nachrücker für den CDU-Europaabgeordneten Christian Ehler in den Landtag ein, wo er aktuell als Leiter des Arbeitskreises III: Innen, Recht, Europa, Landwirtschaft, Verbraucherschutz und ländlicher Raum dem Fraktionsvorstand angehört. Henryk Wichmann ist engagierter evangelischer Christ, verheiratet und hat drei Kinder.

Im Film tritt Wichmann vor allem als "Kümmerer" auf, der den direkten Kontakt mit den Menschen in seinem Wahlkreis sucht und sich für deren Anliegen und Probleme mit Nachdruck und oft auch erfolgreich einsetzt. Da geht es etwa um den Radwegebau durch ein Naturschutzgebiet, der den Schreiadler stören könnte, die Befahrbarkeit eines Kanals zwischen zwei Seen, illegale Müllentlagerung oder den absurden Stopp der Regionalbahn im Örtchen Vogelsang bei geschlossenen Türen. Hier gelang es Wichmann gemeinsam mit Verkehrsminister Jörg Vogelsänger von der SPD den Vogelsängern den Ein- und Ausstieg an ihrem Bahnhof zu ermöglichen.

Gefragt nach seinem Abgeordneten-Salär gibt Wichmann bereitwillig Auskunft: Gut 4.500 Euro erhält er als Abgeordnetendiät, nach allen Abzügen, den Kindergartenbeiträgen, Rücklagen für Auto und kommende Wahlkämpfe bliebe davon für die fünfköpfige Familie nicht übermäßig viel übrig. Als Vollzeit-Politiker hätte er zudem keine Zeit für lukrative Nebentätigkeiten, sagt Wichmann. Auch die Abläufe im Parlament kann Wichmann anschaulich erklären, etwa das Anträge im Parlament schon längere Zeit in Ausschüssen und Fraktionen geprüft und diskutiert worden seien und dann eben meisten nach Fraktionszugehörigkeit abgestimmt werde, weshalb die Abstimmung an sich dann eher ein mechanischer Vorgang sei. Politik sieht er einerseits pragmatisch und lösungsorientiert, anderseits ist er aus grundsätzlicher Überzeugung Christdemokrat, was sein politisches Engagement motiviert und leitet. Die Schwäche der Volksparteien und die relativ große Distanz zur Politikern und Politik in Brandenburg versucht Wichmann durch viel Bürgernähe zu überwinden. Unermüdlich ist er dafür in seinem Wahlkreis unterwegs.

Warum dennoch nicht mehr Menschen diesen zwar zeitaufwendigen, aber auch erfüllenden und letztlich gerade für brandenburger Verhältnisse gar nicht so schlecht bezahlten Beruf des Politikers ausüben wollen? Wichmann verweist diesbezüglich auf das insgesamt doch relativ negative Image des Politikers, den Streit, der nun einmal zu politischen Geschäft gehört, die negative Kritik untereinander, das öffentliche Ausgesetztsein. Dennoch ist er allem Anschein nach mit Leib und Seele und frohen Sinn Politiker und definiert sich in diesem Beruf eben als Kümmerer, der gerne Verantwortung übernimmt und sich an seien Taten messen lassen will.

Und stimmt etwa der Satz des französischen Diplomaten Joseph de Maistre nicht, den er nach den Grauen der Französischen Revolution und der Revolutionskriege 1816 formulierte, dass eben jedes Volk die Regierung und Politiker habe, die es verdiene? Insofern hält der Film von dem Herrn Wichmann aus der dritten Reihe uns auch einen Spiegel vor. Dass das Bild im Spiegel in diesem Fall, was selbst politische Gegner wie der Linke Abgeordnete Dieter Groß zugeben, authentisch und sympathisch ausfällt, kann vielleicht eine Werbung für die Politik insgesamt sowie den Beruf des Politikers sein.

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Stephan Georg Raabe

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Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Brandenburg

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