Empfangen wurden die Teilnehmer vor Ort von Dittmar Schreyer, dem Präsidenten des Clubs, welcher nach einer herzlichen Begrüßung in das historische Clubhaus einlud. Er informierte über die Idee eines inklusiven Konzepts, das in Lilienthal umgesetzt wurde und bis heute zentraler Gegenstand der Philosophie des Clubs ist.
1987 erlitt Dr. Fritz-Martin Müller nach einem schweren Skiunfall ein Schädel-Hirn-Trauma. Als begeisterter Golfspieler stellte er schnell die Vorteile des Sportes für die Rehabilitation seiner körperlichen Behinderung fest. Er wirkte von 1994 an auf die Gründung eines integrativen Golfclubs hin, die mit dem ersten Spatenstich 2002 erfolgte. Der Golfclub Lilienthal ist ein Club mit einem, in der Satzung festgeschriebenen, inklusiven Auftrag. Mit der Einweihung der Driving Range und den ersten neun Bahnen entstanden Arbeitsplätze in der Platzpflege.
Diese Arbeit wird von einem Greenkeeping-Team „aller couleur“ getragen. Dabei kommt es bei Inklusion vor allem darauf an, individuelle Leistungsniveaus anzuerkennen, wie Ursula Schweer, welche 30 Jahre Erfahrung aus der Leitung der Förderschule am Klosterplatz mitbringt, deutlich machte. Sie ist die Inklusionsbeauftragte des Golfclubs. Die Kooperation mit der Werkstatt für Behinderte des Niels-Stensen-Hauses ist erfolgreich und so „findet Inklusion [bei uns] täglich statt“, meinte auch Dittmar Schreyer. Es sei wichtig, diese Arbeitsplätze zu pflegen und zu erhalten. „Wir leisten dazu unseren Beitrag.“ Nach Erweiterung des Golfplatzes kümmern sich die Greenkeeper mittlerweile um 18 Bahnen.
Doch unabhängig von der Mitgestaltung der Platzpflege ist man stolz auf den „Mix“ der Teams, welche auch Golf spielen und regelmäßig Medaillen von Turnieren mitbringen. Von Turnieren der Special Olympics erzählte auch Titus, der mit einer wöchentlichen Schul-AG der Schule am Klosterplatz aus Osterholz und der Integrierten Gesamtschule aus Lilienthal den Spaß am Golfsport gefunden hat. Dieser gefiel ihm so gut, dass er auch im Erwachsenenalter weiter Golf spielt. Über 50 der 740 Clubmitglieder sind körperlich oder geistig eingeschränkt, was ihnen jedoch nicht die Teilhabe am Sport verwehrt.
Nach dem Vortrag stellten die Besucher interessiert Fragen. Dabei ging es auch um die Finanzierung des integrativen Konzepts und gesellschaftliche Vorurteile gegenüber der Zusammenarbeit mit Menschen mit Behinderung.
Schließlich galt es, noch den Golfplatz zu erkunden. Mit Golf-Carts konnten verschiedene Bahnen ohne Probleme erreicht werden. Treppen gibt es nicht, jeder Abschlag ist gut zu bedienen, was 2005 mit der Auszeichnung „Barrierefrei“ des Sozialverbandes Deutschland belohnt wurde. Auf dem Weg trafen die Teilnehmer auch auf das Team, das die „Rasenflächen“ (Greens und Fairways) bearbeitete, und machten Halt in der Werkstatt. Dort werden auch im Winter Instandhaltungsarbeiten vorgenommen. Außerdem konnte sich auf der Driving Range mit dem „Putten“ vertraut gemacht werden. Dabei rollt der Ball lediglich auf dem Rasen, anstatt eine Fluglinie zurückzulegen. Ziel ist es, den Ball mit möglichst wenigen Versuchen einzulochen und somit das Loch zu beenden.
Am Ende der Exkursion verabschiedete sich Dittmar Schreyer im Clubhaus von den Gästen und bedankte sich für das Interesse am Golfclub Lilienthal. „Das Team hofft, Sie bald wieder begrüßen zu dürfen, denn Golfer werden im Schnitt 5 Jahre älter“, betonte der Club-Präsident.
Autorin: Jule Dierksheide