Erfolgreiche Entwicklungspolitik braucht Förderung der Zivilgesellschaft - Oficina de la Ciudad Federal de Bonn
Notas de acontecimientos
Hielt den Eröffnungsvortrag: Sibylle Pfeiffer MdB, Entwicklungspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion
Marie-Luise Dött MdB, Bundesvorsitzende des Bundes Katholischer Unternehmer und Dr. Franz Schoser, Schatzmeister der Konrad-Adenauer-Stiftung
Diskutierten über Zivilgesellschaft als Motor für Armutsbekämpfung und Good Governance (v.l.n.r.): Professor Frank Bliss, Dr. Wolfgang Maier (Moderator), Dr. Claudia Warning, Jürgen Klimke MdB und Dr. Paul Armbruster
Kamingespräch über Zivilgesellschaft als Impulsgeber für gemeinwohlorientierte Entwicklung (v.l.n.r.): Prälat Dr. Klaus Krämer, Gabriela Büssemaker, Michael Dirkx (Moderator), Natascha Gückel, Volkmar Klein MdB
Beim Panel über Wirtschaft und Zivilgesellschaft im Gespräch (v.l.n.r.): Christian Osterhaus, Dr. Kerstin Maria Humberg, Niclaus Bergmann (Moderator), Sabine Trommershäuser, Dr. Michael Rabbow
Sind zivilgesellschaftliche Partner immer besser? Auf dem Podium (v.l.n.r.): Ulrich Post, Dr. Friedrich Kitschelt, Professor Udo Steffens, Christoph Waffenschmidt, Martin Wilde (Moderator)
Frank Spengler hielt das Schlusswort für die Konrad-Adenauer-Stiftung
Josef Thesing, Professor Winfried Pinger, Professor Peter Molt (v.l.n.r.)
Professor Peter Molt | Fotos: Marie-Lisa Noltenius / Konrad-Adenauer-Stiftung
Im Folgenden einige wichtige Beobachtungen und Thesen der Tagung:
- Das Ausmaß und der Einfluss der Zivilgesellschaft sind in der Entwicklungspolitik stark gestiegen. Sie kontrolliert Regierungen, fordert Rechenschaftspflicht und Transparenz und bündelt und repräsentiert Interessen von Bevölkerungsgruppen. Mit ihrem Skandalisierungspotential kann sie Empörung und Begeisterung wecken. Aber sie berät auch und führt selbst Projekte als Dienstleister durch, wenn der Staat oder der Markt versagt. Sie sollte jedoch nicht dauerhaft Leistungen ersetzen, für die Staat und Wirtschaft zuständig sind. In der Praxis sind, anstelle von gesellschaftlichen Zielen, Kooperationsverträge mit Organisationen des Nordens oft der Hauptfokus. Auch ist Zivilgesellschaft kein Ersatz für eine Beteiligung durch die nationalen Parlamente.
- In vielen Staaten sinkt der Handlungsspielraum für Zivilgesellschaft. Durch restriktive Gesetzgebung oder Unterwanderung der Zivilgesellschaft durch die Regierung werden Partizipation erschwert und politische Rechte eingeschränkt. Von Regierungen gesteuerte „Quangos“ gefährden die Legitimität von Zivilgesellschaft. Sie darf sich deshalb nicht von Machtstrukturen vereinnahmen lassen. Eine unabhängige, kritische und lebendige Zivilgesellschaft steht oft den Machtinteressen der Regierung entgegen. Gleichzeitig ergeben sich aber in anderen Regionen (Lateinamerika) auch durch Dezentralisierung neue politische Spielräume und neue Beteiligungschancen.
- Die Zivilgesellschaft befindet sich oft in einem Spannungsfeld zwischen politischer Unabhängigkeit und gleichzeitiger Abhängigkeit von Dienstleistungsaufträgen. Als "Single Issue"-Organisationen sind sie in ihrer Argumentation naturgemäß manchmal einseitig. Die Frage, für wen genau sie sprechen, und wer außen vor bleibt, ist wichtig. Oft sind NGOs in Partnerländern von männlichen Akademikern von der Mittel- und Oberschicht dominiert und das Wirkungsfeld geht kaum über die Hauptstadt hinaus. Nicht alle legitimen Vertreter haben die Ressourcen, in die vielfältigen Konsultationsprozesse bi- und multilateraler Geber mit eingebunden zu werden. Wenn doch, so droht oft wegen Überlastung eine "Beteiligungsfalle". Berufsverbände (u.a. Bauern) und andere soziale Bewegungen und andere oft benachteiligte Gruppen wie Frauen, Arme und Minderheiten sollten noch stärker mit einbezogen werden.
- Die politischen Rahmenbedingungen für eine aktive Zivilgesellschaft, wie Menschenrechte, Partizipation und gemeinwohlorientiertes Regierungshandeln sind als Vorbedingungen oft nicht gegeben. "Bad Governance" ist eher der Normalfall und das Kernproblem. Zivilgesellschaft als Gegenmacht zu fördern, ist gerade in Diktaturen sehr mühsam und langwierig. Gleichzeitig braucht eine junge Zivilgesellschaft in Partnerländern viel Zeit und Raum zum Wachsen. Deshalb sollte man nicht sofort die Frage nach Wirksamkeit und Effizienz stellen. Da Beteiligung ein hoher Wert an sich ist, ist die Effektivität und die Messbarkeit von Erfolg eher ein langfristiges Ziel.
- Oft sind rein privatwirtschaftliche Unternehmen in Partnerländern zu wenig mit der Zivilgesellschaft verbunden. So geht viel Hebelpotential verloren. Wenn Entwicklung von Innen gelingen soll, ist ein "Empowerment" von Unternehmertum notwendig, der Mittelstand muss ebenso gefördert werden, wie Vereinsgründungen und Initiativen. Oft haben Beispiele aus Unternehmen (höhere Löhne, fairere Arbeitsbedingungen) Schule gemacht und von unten eine Übertragung in nationale Gesetzgebung bewirkt.