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Notas de acontecimientos

"Orte der Energiewende in ihrer wirtschaftshistorischen und kulturlandschaftlichen Umgebung"

de Liesa Doktorowski, Dr. Mechthild Scholl
Vom 5. bis 6. September 2016 lud die Konrad-Adenauer-Stiftung unterschiedliche Experten aus dem Bereich der Energiewirtschaft und -politik nach Hamm ein. Im Mittelpunkt stand dabei die Energieversorgung aus dezentralen Quellen als Herausforderung für die Kommunen. In diesem Rahmen fand auch die nachstehend geschilderte Exkursion zu Orten der Energiewende statt.

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Hamm war als Standort für die Tagung gewählt worden, weil die Region um den Dattel-Hamm-Kanal (als Teil des Lippe-Seiten-Kanals) als typisches Beispiel gesehen werden kann für Kommunen, denen früher heimische Rohstoffe - Kohle und Eisenerz - zur Verfügung standen, die in späteren Jahren dann mittels des Kanals beschafft wurden. Seit geraumer Zeit stehen diese Kommunen vor einem strukturellen Wandel, weil die entsprechenden Unternehmen der Schwerindustrie kaum noch existieren. Die Transportkosten für die Einsatzstoffe sind an diesen Standorten zu hoch.

 

 

 

Am zweiten Kongress-Tag begab sich die Gruppe auf eine Exkursion „Orte der Energiewende in ihrer wirtschaftshistorischen und kulturlandschaftlichen Umgebung“. Erste Station war das Gelände des ehemaligen Atomreaktors Hamm-Uentrop, wo Dr. Heinrich Macke, ehemaliger Geschäftsführer der Rhein Ruhr Partner Gesellschaft für Energiehandel mbH und Leiter der Heinrich Macke Consult GmbH, den seltenen Typus eines Kugelhaufenreaktors erläuterte. Dieser Reaktor sollte Teil eines maßgeblich von Kohle geprägten Kraftwerksparks in der Region Hamm werden, der den Strombedarf der Großverbraucher im Ballungsraum Ruhrgebiet sichert.Der auch als Thorium-Reaktor bezeichnete Reaktor erzeugte eine Leistung von ca. 300 Megawatt aus der Kernspaltung von Uran 235. Zwar bestand sein Kernbrennstoff zu 90 Prozent aus Thorium, aber dieses war zu weniger als 30 Prozent an seiner Energieerzeugung beteiligt. Wegen seiner hohen Kosten, seiner ungewöhnlich langen Bauzeit, seiner Störanfälligkeit und seines unbefriedigenden, kurzen Betriebs gilt er vielfach als eines der größten technischen Debakel im Nachkriegsdeutschland. Trotz Abschaltung der Anlage und weitgehender Entnahme der Kernbrennstoffe bleibt aufgrund der physikalischen Halbwertszeit ein Rest an Strahlung vorerst erhalten, so dass die Anlage zunächst sicher eingeschlossen ist und frühestens in 20 Jahren abgerissen werden kann.

 

Heute steht die zentrale Stromproduktion durch den Erfolg dezentraler Erzeugung v.a. mittels Wind und Sonne unter starkem wirtschaftlichen Druck. Selbst neue, modernste Kohle- und Gaskraftwerke in der Region leiden und stehen vor der Abschaltung.

 

 

Anschließend wurde das Remondis Lippewerk in Lünen besucht, wo Michael Schneider, Pressesprecher der Remondis SE & Co. KG, verschiedene Verfahren der Kreislaufwirtschaft vorstellte, die durch Klima- und Ressourcenschutz wichtige Beiträge zur Energiewende leisten.

 

Das Lippewerk ist ein Ergebnis des industrie-strukturellen Wandels: in den 60er und 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts zählte es zu den größten Alluminium-Hütten-Standorten Deutschlands, während es heute – nach Angaben von Remondis – Europas größtes Zentrum für industrielle Kreislaufwirtschaft ist.

 

Als eine der markantesten Umweltkatastrophen schätzt Michael Schneider Plastik und die damit verbundene Entsorgungsproblematik ein. 150 Mio. Tonnen Plastik finden sich allein in den Meeren, so dass dort in naher Zukunft mehr Plastik als Fisch zu finden sein wird. Aufgrund der Nutzung erneuerbarer Energien (insbesondere China baut inzwischen pro Jahr mehr Windräder als in Deutschland stehen) ist immer mehr Erdöl vorhanden, weil es zur Energieerzeugung nicht mehr benötigt wird. So kann es für eine wachsende Produktion von Plastik genutzt werden kann. Einzige Lösung ist die Sammlung und saubere Trennung von anderen Materialien.

 

Plastik-Schadstoffe müssen auch bei der Herstellung von Humusböden durch mehrfaches Umgraben zunächst entfernt werden. Anschließend wird das Plastik komplett recycelt; nur das, was nicht recyclebar ist, wird verbrannt.

 

Bei Remondis wird Gips zwischengelagert, der in großen Mengen bei der Rauchgasentschwefelung anfällt, mit der das langjährige Problem des sauren Regens gelöst werden konnte. Der Gips wird zu Additiven und Bindemitteln weiterverarbeitet.

 

Aus pflanzlichen und tierischen Fetten und Ölen wird Bio-Diesel gewonnen. Wert wird darauf gelegt, nicht in Konkurrenz „zum Teller“ zu treten.

 

Schlacken aus der Erz-Erzeugung, die sonst unbearbeitet beispielsweise als Bau-Untergrund verwendet worden wären, werden in einem mehrstufigen Verfahren aufbereitet, so dass die enthaltenen Edelstähle und Buntmetalle wieder dem Wirtschaftskreislauf zugeführt werden können.

 

Zudem stellt Remondis Flockungsmittel für Kläranlagen her, das aus wiederaufbereiteten alluminiumhaltigen Lösungen und Schlämmen produziert wird.

 

Auf dem Gelände des Lippewerks übernimmt die Medison GmbH die Entsorgung infektiöser Materialien aus Krankenhäusern. Da ein Recycling aus hygienischen Gründen nicht möglich ist, erfolgt eine komplette Entsorgung im Wirbelschichtkraftwerk, so dass zumindest der Brennwert noch genutzt wird.

 

Das Bruchholz aus bereits mehrfach recycelten Sperrholzteilen kann ebenfalls nur noch verbrannt werden. Leider sind auch hier Plastikrückstände zu finden. Die Biomasse- und Wirbelschichtkraftwerke können allerdings auf diese Weise genügend Energie für die gesamte Region erzeugen.

 

Das Kunststoff-Recycling umfasst mehrere Prozessschritte: zunächst wird ein geschreddertes Regranulat hergestellt, das anschließend nach Sorte und Farbe sortiert wird. Die auf diese Weise gewonnenen Granulate können dann wieder zur Kunststoffproduktion genutzt werden. Allerdings werden die Fasern, die aus Kohlenstoffketten bestehen, bei jedem Recycling-Vorgang kürzer, so dass höchstens ein 5-maliges Recycling möglich ist. Das Erkennen der bisherigen Recycling-Häufigkeit übernehmen dabei sog. Intensitätsbänder, die die Materialien je nach Recycling-Grad zur Seite pusten. Nach 5-maligem Recycling bleibt allerdings nur die thermische Verwertung.

 

Zudem befindet sich auf dem Remondis-Gelände der weltgrößte Batteriespeicher aus Lithium-Ionen-Batterien. Diese müssen aus den Automobilen nach 10 Jahren ausgetauscht werden, könnten danach jedoch noch ca. 10 Jahre weiterhin stationär Leistung erbringen. Gegenwärtig wird nach Möglichkeiten gesucht, diese Speicherleistung zukünftig immer dann zu nutzen, wenn Wind- oder Solarstrom aussetzen.

 

Im Remondis Forschungs- und Entwicklungslabor werden innovative Recycling-Ideen neu oder weiterentwickelt: z.B. wird derzeit überlegt, wie Phosphor aus Klärschlämmen extrahiert werden könnte. Laut Klärschlammverordnung dürfen diese zukünftig nicht mehr auf den Feldern verteilt werden. Für erste innovative Ideen zur Problemlösung hat Remondis bereits den Greentech Award gewonnen.

Die Elektro-Recycling Anlage von Remondis ist lt. Angaben von Micheal Schneider zudem die leistungsfähigste Anlage der Welt: hier werden Elektro-Kleingeräte von den Wertstoff-Höfen auf Förderbändern aussortiert, geschreddert und in Hochleistungssortieranlagen (Rütteln, Magnete, Farbmesser etc.) bearbeitet. Auf diese Weise kann reines Kupfer, Mischkunststoff und auch Aluminium gewonnen werden. Insbesondere die Kupfergewinnung ist in diesem Fall 40-mal günstiger und bei weitem umweltschonender als die Direktgewinnung von Kupfererzen.

 

Ein weiterer Beitrag zum Umweltschutz kann durch Kühlschrank-Recycling geleistet werden. Indem FCKW separat abgesaugt wird, konnte das CO2 Problem angegangen und eine Verkleinerung des Ozonlochs erreicht werden.

 

Insgesamt gelingt es Remondis durch die vielfältigen Recycling-Maßnahmen, 466.000 Tonnen CO2 jährlich einzusparen.

 

 

 

Im Anschluss begab sich die Tagungsgruppe unter sachkundiger Führung von Dr. Heinrich Macke und Martin Brunsmann (myRegioGuide, Hamm) zur Biogasanlage am Stadthafen Lünen.

 

Das erzeugte Biogas wird zu 10 Blockheizkraftwerken im Stadtgebiet geleitet, die daraus Strom und Wärme produzieren.

Zukünftige Herausforderung wird es sein, den Primärenergie-Einsatz für die Wärme-Erzeugung zu reduzieren. Hier könnte die Nutzung von Abwärme eine Rolle spielen, die bisher noch nicht ausreichend eingesetzt wird, aber eben auch der stärkere Einsatz nachwachsender Rohstoffe.

 

 

 

Energiewirtschaftliche Transformationsprozesse wurden insbesondere erkennbar auf dem Gelände des ehemaligen Steinkohle-Bergbau-Schachtes Franz, das inzwischen zum Lippe-Park umgestaltet wurde.

 

 

 

Auf dem Gebiet der ehemaligen Zeche Maximilian entstand 1984 aus Anlass der ersten Landesgartenschau der Maximilianpark mit dem weithin sichtbaren Glaselefanten als heutigem Wahrzeichen der Stadt Hamm. Der Glaselefant wurde aus der ehemalige Kohlenwäsche der Zeche geschaffen.

 

 

 

Aus der prosperierenden Vergangenheit Hamms im Bergbau und dem produzierenden Gewerbe noch erhalten, passierte die Gruppe zuletzt ein Unternehmen der Drahtindustrie, zum Rohstoff-Bezug direkt gelegen am Datteln-Hamm-Kanal, bevor der Tagungsstätte wieder erreicht wurde.

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Dr. Mechthild Scholl

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