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Den langsam verwehenden Spuren des deutsch-jüdischen Geisteslebens in der – je nach Perspektive – Emigration oder neuen Heimat geht der Berliner Literaturwissenschaftler Thomas Sparr nach. Am Beispiel des Jerusalemer Stadtteils Rechavia, einer Gartenstadt nach deutschem Vorbild aus den 1920er Jahren, zeichnet der Referent das Weiterleben deutsch-jüdischer Traditionen bis ins späte 20. Jahrhundert nach. Zu nennen sind hier etwa die Namen Else Lasker-Schüler, Gershom Scholem, Martin Buber, Lea Goldberg und Werner Kraft. Ein Ausblick auf das allmähliche Verlöschen dieser Kultur seit den 1970er Jahren, als die Generation der zionistischen Einwanderer und vor den Nazis fliehenden Emigranten allmählich ausstarb, bis in die Gegenwart beschließt den Vortrag.
Thomas Sparr, in den 1980er Jahren selbst in Jerusalem lebend und lehrend und seitdem dort regelmäßig arbeitend und forschend, hat die letzte Phase dieser deutsch-jüdischen Kultur und ihrer Transformierung mit der Generationenfolge in eine israelisch-jüdische Kultur miterlebt. Thomas Sparr war nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Philosophie in Hamburg, Marburg und Paris von 1986 bis 1989 an der Hebräischen Universität in Jerusalem und am dortigen Leo Baeck Institut tätig. Von 1990 bis 1998 leitete er den Jüdischen Verlag, war von 1999 bis 2004 Cheflektor des Siedler Verlags. Er lebt heute in Berlin und arbeitet als Editor-at-Large für den Suhrkamp Verlag. Dr. Thomas Sparr hat im Jahr 2018 das Buch Grunewald im Orient. Das deutsch-jüdische Jerusalem veröffentlicht.