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Notas de acontecimientos

"Stadt neu denken"

de M.A. Regina Dvořák-Vučetić

Vortrag zum Thema Urban Gardening in Tübingen

„Es gibt einen Paradigmenwechsel in der Stadt.“, sagt Dr. Christa Müller von der Stiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis zu Beginn ihres Vortrags im dai-Tübingen. Die Stadt entwickele sich zunehmend von einem reinen Importeur von Gütern wie Nahrung oder Energie zu einer sich selbst versorgenden Stadt. Selbstversorgung im urbanen Raum werde nicht mehr mit Armut und Rückständigkeit verbunden, sondern stehe heutzutage vielmehr für Lebensqualität.

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Zu einem großen Teil tragen urbane Gärten zu diesem Paradigmenwechsel bei, so Müller, aber die Gartenprojekte seien viel mehr als das. „Urban Gardening ist auch das Streben danach, was Aristoteles das gute Leben nennt.“, erklärt sie.

Wir haben von allem genug – nutzen wir es

Es gibt mittlerweile viele „Vorzeigeprojekte“, wie zum Beispiel den Prinzessinengarten in Berlin oder das Gartenprojekt o'pflanzt is in München. Sie verstehen sich als offene Werkstätten unter freiem Himmel und sind Vorbilder, was „upcycling“ angeht. Christa Müller zeigt anhand von vielen Beispielen, was sich dahinter verbirgt. „Urbane Gärten sind bewusst keine Kleingärten und sehen auch nicht so aus. Da kommt es schon mal vor, dass man ein altes Auto zu einem Hühnerstall umbaut und der Einkaufswagen als fahrendes Blumenbeet herhält. Es herrscht der Grundsatz, dass wir von allem genug haben und es nur nutzen müssen.“

Urban Gardening ist auch für Künstler interessant

Das Prinzip des urbanen Gartens ist auch für Künstler interessant und bietet neue Möglichkeiten. Es hinterfragt den klassischen Designbegriff und bietet Möglichkeiten, die Kommunikation zwischen Stadt und Garten zu verstärken und zu verdeutlichen. Erwähnenswert seien hier Projekte von Theatern, die über die Gartenprojekte das Theater den Leuten näherbringen, die sonst nie den Weg ins Theater finden würden. „Außerdem bietet die Bewegung des Urban Gardening Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit“, so Christa Müller. Fehlenden Grünflächen in der Stadt wird Begrünung entgegengesetzt, Einsamkeit der Menschen in der Großstadt wird mit gemeinsamer Tätigkeit begegnet und auf das immer schneller werdende Leben wird mit Entschleunigung begegnet.

Generation Y ist besonders stark repräsentiert

Besonders repräsentiert in der Do-it-yourself-Bewegung sei die Generation Y. Umweltbewusste, gut ausgebildete, mit dem Internet aufgewachsene junge Menschen. „Stadtplanung von oben wird von dieser Generation nicht mehr akzeptiert. Sie sind Autoritäten gegenüber kritisch eingestellt und erwarten gar nicht mehr, dass die Politik Lösungen präsentiert. Sie kümmern sich selber darum.“, erklärt Müller. Das Wissen, das sich so schnell im Internet verbreiten kann, migriert durch Urban Gardening in den analogen Raum und wirkt so auch der VIP-Logen-Gesellschaft entgegen. Der Begriff stammt vom amerikanischen Philosophen Michael Sandel. Es beschreibt, dass sich verschiedene Gesellschaftsschichten im täglichen Leben kaum noch begegnen.

Ein weiterer Vorteil, der durch die hohe Beteiligung der Generation Y entsteht ist, dass sich die Projekte oft öffentlichkeitswirksam darstellen können. „Es kommt vor, dass Gartenprojekte aufgrund von öffentlichen Bauvorhaben umziehen müssen. In Berlin zum Beispiel, aber die haben dann einfach einen Umzug auf Lastenfahrrädern durch die ganze Stadt gemacht.“, berichtet sie.

Auch die Wirtschaft springt auf den Zug auf

Auch für die Wirtschaft sei die Bewegung interessant. Ikea bietet beispielsweise Samenkugeln für das eigene „Urban Gardening“ und in der Bionadewerbung sieht man glückliche Menschen beim Guerilla-Knitting und natürlich auch bei der gemeinsamen Arbeit im urbanen Garten – natürlich trinken sie dabei Bionade.

Müller erklärt: „Natürlich sind die Projekte extrem interessant für Werbung, denn sie stehen für alles, was die Wirtschaft mit ihren Produkten nicht mehr liefern kann: Sinn und Authentizität."

Nur eine Modeerscheinung?

Christa Müller verneint ihre selbst aufgeworfene Frage, ob Urban Gardening nur eine Modeerscheinung sei. Die Projekte seien viel mehr als ein bisschen Gärtnern in der Stadt, sondern seien umfassende soziale Bewegungen.

Auf die Frage eines Gastes, wie mit Bürgermeistern umzugehen sei, die solche Projekte nicht unterstützen antwortet Christa Müller: „Konfrontieren Sie ihn jeden Tag damit und erinnern ihn daran, dass das auch seine Verantwortung ist.“

Text und Bild: Jonathan Kamzelak

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