Drei Tage lang reiste eine Gruppe politisch interessierter Bürger aus Bad Breisig und Bad Neuenahr auf den Spuren des ehemaligen Ministerpräsidenten und Bundeskanzlers Dr. Helmut Kohl durch die Pfalz und das Elsass. Wer keine Wurzeln hat, ist auch zur Weltoffenheit nicht fähig. Dieser Maxime folgte Helmut Kohl sein Leben lang: „Wer mich verstehen will, muss meine Heimat kennen“.
Auf Einladung des Politischen Bildungsforums Rheinland-Pfalz der Konrad-Adenauer-Stiftung folgten die Teilnehmer in der Heimat Kohls an zahlreichen Stationen den Erläuterungen und Vorträgen des Historikers Dr. Theo Schwarzmüller sowie den Impulsen weiterer Zeitzeugen wie des ehemaligen Ministerpräsidenten von Rheinland-Pfalz und Thüringen Prof. Dr. Bernhard Vogel.
In einem wendigen 28er-Reisebus steuerte die Gruppe unter der Leitung des Landesbeauftragten der Konrad-Adenauer-Stiftung Philipp Lerch aus Mainz, des Historikers Dr. Theo Schwarzmüller aus Hauenstein und des Tagungsassistenten Harald Trinkaus aus Bad Breisig über 25 biographische und historische Orte an. Unterwegs durch das deutsch-französische Grenzgebiet, das Kohl als seine Heimat und europäisches Kernland begriff, spürten die Teilnehmer Geschichte und Biographie hautnah. Deutlich wurden die Wurzeln der Politik Kohls, seine Prägungen und Mentoren, Haltungen, Überzeugungen, politischen Stationen sowie die Vergangenheit der Pfalz und des Elsasses. Immer wieder zeigten sich Kohls Verbundenheit mit Frankreich, sein Einsatz für ein geeintes, freies und friedliches Europa sowie sein Credo „Die Pfalz ist meine Heimat, Deutschland ist mein Vaterland und Europa ist unsere Zukunft“. Über Kohls politische Botschaften von der Kommunal- über die Landes- bis zur Bundes- und Europapolitik diskutierten die Teilnehmer nicht in einem nüchternen Tagungsraum, sondern an Orten des Geschehens: in der Buschmühle, wo sich Kohls Eltern kennenlernten, im Garten seines Elternhauses in Ludwigshafen, an seiner Volksschule und seinem Gymnasium, vor seiner Heimatkirche, am Rheinufer, an der Festhalle zu Landau, wo der junge Helmut Kohl eine Kundgebung mit dem späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer organisierte, im Pfälzerwald und in den Nordvogesen, wo Kohl oft wanderte, bei der Verkostung eines Saumagens, in seinem elsässischen Refugium, dem Hotel-Restaurant Cheval Blanc, an der ehemaligen Zollstation Sankt Germanshof, in Weißenburg, am Hambacher Schloss und an der Villa Ludwigshöhe, in Deidesheim und im Deidesheimer Hof, in Bad-Bergzabern, in Hauenstein, am Dom zu Speyer und im Adenauer-Park, wo sich an der deutsch-französischen Friedenskirche St. Bernhard das Grab Kohls befindet.
Inklusive An- und Abreise legte die Reisegruppe in drei Tagen 853 Kilometer zurück und begab sich auf 22.000 Schritten auf die Spuren Helmut Kohls.
Dr. Schwarzmüller demonstrierte anschaulich, dass die Geschichte und das Leben in der Pfalz, zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch Teil des Königreichs Bayern und Teil des Deutschen Kaiserreichs, bis heute geprägt ist von politischen Umbrüchen, den Folgen zahlreicher Kriege, insbesondere des Zweiten Weltkriegs, der amerikanischen und der französischen Verwaltung, wirtschaftlichen Entwicklungen, gesellschaftlichen Veränderungen, der chemischen Industrie, dem Weinbau, der malerischen Landschaft, einer lebendigen Kultur und dem Tourismus. Besonders spannend fanden die Teilnehmer die Familiengeschichte Kohls: Sein Vater Hans Kohl wurde in Landau geboren. Der spätere Finanzbeamte war Soldat und nahm am Ersten und Zweiten Weltkrieg teil. Mit seiner Frau Cäcilie Schnur hatte er drei Kinder, eines von ihnen war der 1930 geborene Helmut Kohl. Kohls Bruder Walter fiel im Zweiten Weltkrieg, den Kohl als Zäsur erlebte, das Ende seiner Kindheit nannte und lebenslang als politischen Auftrag für Freiheit und Frieden begriff. Dies unterstrich zum Abschluss des Exkursionsseminars auch Bernhard Vogel, der Kohl bei einem Tischgespräch in Speyer als heimatverbundenen und zugleich weltoffenen Menschen sowie Kanzler der Deutschen Einheit und der Europäischen Einigung würdigte.