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Die Erinnerung wachhalten

Annette Hess stellt aktuellen Roman über die Auschwitzprozesse vor

Annette Hess, die bereits als Drehbuchautorin mit Fernsehproduktionen wie „Weißensee“ oder „Ku'damm 56/59“ bekannt wurde, hat bei einer Lesung im Rahmen des Denktages der Konrad-Adenauer-Stiftung ihr aktuelles Buch „Deutsches Haus“ vorgestellt. Für diesen Roman wagte sie sich an das heikle Thema Auschwitzprozesse, die von 1963 bis 1965 in Frankfurt a.M. stattfanden. Hess las eindrucksvoll einige Passagen aus ihrem Roman und erläuterte im anschließenden Gespräch die Entwicklung der Figuren und des Schreibprozesses.

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In „Deutsches Haus“ wird der Holocaust und der Umgang damit in der Nachkriegszeit in den Mittelpunkt gestellt. Aufgrund ihrer Recherchen zu diversen Fernsehserien hatte sie bereits Erfahrungen im Bereich historischer Recherche gesammelt. In diesem Zusammenhang hörte sie zahlreiche Tonbandaufnahmen, die während der Auschwitzprozesse als Protokolle aufgezeichnet wurden. „Das Ausmaß begreift man erst, wenn man sich das anhört“, sagte Hess. Sie habe die Materie stark bewegt und sich dadurch mit dem eigenen Mitgefühl auseinandergesetzt. Die persönlichen Biografien hinter den Gräueltaten haben es noch nahbarer für die Autorin gemacht. Während der Auseinandersetzung mit dem Thema sei sie zudem auf ein eigenes Familiengeheimnis gestoßen. Dabei kam heraus, dass ein naher Verwandter an Deportationen beteiligt gewesen war. „Ich war entsetzt“, sagte Hess. Für sie war dies der Grund, warum sie das Buch geschrieben habe und sieht für sich darin eine Art „Wiedergutmachung“.  

In ihrem Roman spielen die Hauptfigur Eva, die als Dolmetscherin die Zeugenaussagen übersetzen soll, und ihr Umfeld eine wichtige Rolle. Die Figuren sind nahbar und werden für den Leser durch die bildhafte Beschreibung der Ereignisse lebendig. „Figuren müssen leben, wahrhaftig sein, so werden sie authentisch“, erläuterte Hess. Beim Schreibprozess hatte die Autorin aber nie einen bestimmten Schauspieler im Sinn. Im Gegenteil: „Ich habe bewusst diesen Roman nicht als Drehbuch geschrieben.“

Im Rahmen des Denktages der Konrad-Adenauer-Stiftung betonte Hess wie wichtig die Erinnerungskultur heute noch ist. Sie sieht eine Herausforderung darin, die Erinnerung wach zu halten. Da doch die Zeitzeugen immer weniger werden. Es müsse eine neue Form der Erinnerung geschaffen werden, wobei die Jugend eine Mitverantwortung trage. Sie regte an, das Interesse für die gesellschaftliche Verantwortung wieder zu wecken.

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Andreas Kleine-Kraneburg

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