Veranstaltungsberichte
In Jáchymov, das er in der Akademie vorstellte, beschreibt er das Leben des Eishockeytorwarts Bohumil Modrý, der mit der tschechischen Nationalmannschaft nach dem Zweiten Weltkrieg zweimal Weltmeister und einmal Olympia-Zweiter war. Obwohl Modrý ein Sportidol war, wurden er und die gesamte Mannschaft in einer völlig aus der Luft gegriffenen Anklage wegen Hochverrats und Störung der sozialistischen Staatsordnung zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. In den Minen von Jáchymov musste er zusammen mit anderen politischen Häftlingen Uran für die sowjetische Atomindustrie abbauen. Mit nur 47 Jahren starb er 1963 an den Folgen der Verstrahlung.
Im Gespräch mit dem Publikum sagte Haslinger, der am Literaturinstitut Leipzig literarische Ästhetik lehrt, über die Bedeutung der Erinnerung bei der Aufarbeitung von Diktaturerfahrung: „Erinnerungsarbeit kann man nicht abstellen, da die Geschichte immer weiter geschrieben wird.“ Zur Vergleichbarkeit von Nationalsozialismus und Kommunismus führte er aus, dass man selbstverständlich beide Diktaturen miteinander vergleichen könne und dabei auch viele Überseinstimungen finden würde. Er machte allerdings auch deutlich, dass Vergleichen nicht Gleichsetzen bedeutet. Den planmäßigen und systematischen Genozid der Nationalsozialisten an den Juden bezeichnete er als ein in der Geschichte singuläres Ereignis.