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Veranstaltungsberichte

Dokumentarfilm über die Angehörigen der innerdeutschen Grenztoten

Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Bremen veranstaltete am 12. und 13. Mai 2016 zwei Vorführungen des Dokumentarfilms „Die Familie“ über die Angehörigen der innerdeutschen Grenztoten. Bei der anschließenden Diskussion im t.i.m.e.Port II in Bremerhaven sowie im Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Bremen stand der Regisseur Stefan Weinert Rede und Antwort.

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Die Gäste in Bremerhaven sowie die Schülerinnen und Schüler zeigten sich sehr interessiert an dem Dokumentarfilm.

Zunächst begrüßte Boris Lettau, Tagungsleiter des politischen Bildungsforums Bremen, Stefan Weinert und die Gäste. Nach einer kurzen Vorstellung und Einführung des Regisseurs hieß es dann „Film ab!“

Mit den Worten „Zwei Jahre auf Bewährung. Für einen Todesschützen. Das ist doch was!?“ führt Imgard B. eine der Protagonistinnen und Mutter des 1986 erschossenen Sohnes aus dem heutigen Berlin in den berührenden Film ein. Es wird deutlich, dass die Hinterbliebenen bei Unrechtstaten auch Opfer sind. Imgard B. weiß zum Beispiel immer noch nicht, wo die Leiche ihres Sohnes geblieben ist, eine Ehefrau versteht nicht, wie und warum ihr Ehemann damals an der Grenze ertrunken ist, der Sohn eines Maueropfers sieht zum ersten Mal in einer Stasi-Akte die Fotos von der Leiche seines erschossenen Vaters. Der Film ist erschütternd, weil hier auf verschiedenen Ebenen Zeugnis abgelegt wird. So werden die Aussagen der Betroffenen oft in Kontrast zu den entsprechenden Formulierungen in den Stasiakten gesetzt, deren kaltes Bürokratendeutsch in diesem Kontext unerträglich ist. Oberstaatsanwalt a.D. Jahntz erklärt, warum die Verfahren gegen die Todesschützen an der Grenze mit solch unbefriedigenden Urteilen endeten und erweitert dadurch den Horizont des Films, in dessen Mittelpunkt aber immer die Protagonisten und ihre Traumata bleiben. Schließlich gelingt eine Begegnung zwischen einem Todesschützen und dem Sohn seines Opfers – und dieser erstaunliche Dialog bildet den Höhepunkt des Films. Der Regisseur Stefan Weinert hält sich mit seinem Kommentar zurück, lässt die Betroffenen sprechen, zeigt Fakten auf, aber benutzt sie nie plakativ oder Effekt heischend. Die Geschichten, ihre Zahlen, Fakten und Statistiken, sprechen ihre eigene Sprache.

Im Anschluss an die Vorführung des Dokumentarfilms konnte das Publikum seine Fragen stellen. Dabei wurde sowohl über die Zeit der deutschen Teilung als auch die Aufarbeitung und Auseinandersetzung in der heutigen Zeit sowie die Arbeit mit Zeitzeugen im Film gesprochen. Weinert betonte, dass die Aufarbeitung und Auseinandersetzung sowie die Vorführung des Dokumentarfilms in manchen Teilen Deutschlands noch kritisch und ideologisch verzerrt wahrgenommen würde. Weiterhin sei es schwierig, Zeitzeugen zu finden, die sich zu dem erfahrenen Unrecht äußeren möchten. Daher sei er denen, die es trotzdem getan haben, besonders dankbar.

Am Ende der Veranstaltung war den Gästen verständlich, dass der Dokumentarfilm „Die Familie“ ein schmerzhafter und doch wichtiger Einblick in die jüngste deutsch-deutsche Geschichte ist und so einen Beitrag zur Erinnerungskultur und zur Aufarbeitung der deutschen Teilung leistet.

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Kontakt

Dr. Ralf Altenhof

Dr

Landesbeauftragter und Leiter Politisches Bildungsforum Bremen

ralf.altenhof@kas.de +49 421 163009-0 +49 421 163009-9

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