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Veranstaltungsberichte

Shanghai als Zufluchtsort

Jüdische Auswanderung nach China in den Jahren ab 1938

Am 10. Dezember 2022 widmete sich eine Veranstaltung dem Schicksal jüdischer Menschen aus Mecklenburg und Pommern, die in den Jahren 1938 bis 1941 vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Shanghai flohen.

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Am 10. Dezember 2022 widmete sich eine Veranstaltung dem Schicksal jüdischer Menschen aus Mecklenburg und Pommern, die in den Jahren 1938 bis 1941 vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Shanghai flohen. Für alle beteiligten Institutionen – das Shanghai Jewish Refugees Museum, die Stiftung Mecklenburg, die Landeszentrale für politische Bildung Mecklenburg-Vorpommern und das Auslandsbüro Shanghai der Konrad-Adenauer-Stiftung – war es die erste Veranstaltung, die mit regionalem Publikum an zwei verschiedenen Orten gleichzeitig stattfand, die fast 8.500 km Luftlinie voneinander entfernt sind: Shanghai und Schwerin.

Auf der Veranstaltung berichtete Falk Bersch, ein ausgewiesener Experte für das Thema, von seinem aktuellen Forschungsprojekt: die Geschichte jüdischer Menschen aus Mecklenburg und Pommern, die ab 1938 nach Shanghai emigrierten, um der Vernichtung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Die damalige Republik China war eines der wenigen Länder, das eine größere Zahl jüdischer Flüchtlinge aufnahm, insgesamt über 20.000 Männer, Frauen und Kinder. Einige hundert stammten aus Mecklenburg und Pommern. Wer es nach Shanghai oder anderswo in China schaffte, war dem Holocaust entkommen, war vor der gnadenlosen antisemitischen Verfolgung und Vernichtung im deutschen Machtbereich geschützt

Falk Bersch zog in seinem Vortrag eine Zwischenbilanz seiner Forschungen und rückte dabei das bewegende Schicksal eines jüdischen Paares aus Mecklenburg in den Mittelpunkt, das im März 1939 nach Shanghai emigrierte und dort bis Juli 1947 lebte: Carl und Paula Anger.

Der Vortrag wurde live von Schwerin nach Shanghai übertragen. Die dortige Veranstaltung fand im Distrikt Hongkou am historischen Ort statt, wo einst das jüdische Ghetto war, das die japanische Besatzungsmacht im Februar 1943 einrichten ließ. Ein Großteil der Gebäude steht heute nicht mehr. Aber mit dem Shanghai Jewish Refugees Museum unter der Leitung von Direktor Chen, das nach der umfassenden Renovierung und Erweiterung seit 2020 eines der modernsten Museen Chinas ist, wird die Geschichte der Menschen, die dort im Ghetto gelebt haben, und all ihrer, meist chinesischen Helfer bewahrt und gewürdigt.

Wie sehr das Schicksal derjenigen, die vor dem Nationalsozialismus nach Shanghai flohen, die Menschen bis heute bewegt, wurde während der Diskussion nach Berschs Vortrag deutlich. Sowohl in Schwerin als auch in Shanghai stellten die Teilnehmenden viele Fragen und gaben dem Referenten Hinweise für seine weiteren Forschungen.

Ein Video der Veranstaltung ist online abrufbar unter: https://youtu.be/Ee-PVMpkoeA

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Kontakt

Dr. Heiko Herold

Heiko Herold

Leiter des Auslandsbüros Shanghai

heiko.herold@kas.de

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