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Länderberichte

„Es geht darum, eine Verbindung zu den Menschen aufzubauen”

Start des Beratungszyklus für die Partido Popular in Panama

Genau ein Jahr bleibt bis zu den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in dem mittelamerikanischen Land. Ein idealer Zeitpunkt, um gemeinsam mit der Partido Popular (PP) Werkzeuge und Strategien zu erarbeiten, mit denen die Partei beim Urnengang 2019 bestehen und langfristig als relevanter Faktor im politischen System Panamas wirken kann. Welche Strukturen braucht die Partei hierfür? Wie sieht moderne politische Kommunikation aus? Wie plane ich einen erfolgreichen Wahlkampf?

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Genau ein Jahr bleibt bis zu den Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in dem mittelamerikanischen Land. Ein idealer Zeitpunkt, um gemeinsam mit der Partido Popular (PP) Werkzeuge und Strategien zu erarbeiten, mit denen die Partei beim Urnengang 2019 bestehen und langfristig als relevanter Faktor im politischen System Panamas wirken kann. Welche Strukturen braucht die Partei hierfür? Wie sieht moderne politische Kommunikation aus? Wie plane ich einen erfolgreichen Wahlkampf? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt dreier Beratungseinheiten, die das Regionalprogramm Politische Parteien und Demokratie und die KAS Costa Rica – Panama von Mai bis August organisieren.

Eine Analyse der Ausgangslage und erste Einblicke in moderne Formen politischer Kommunikation beherrschten die erste Sitzung. Mehr als 25 PP-Politiker fanden am Wochenende vom 5. bis 8. Mai den Weg zum Tagungsort in Panama-Stadt. Ob Parteijugend oder Frauenvereinigung, ob lokaler Amtsträger oder Minister, Abgeordneter und Parteivorsitzender: Das Spektrum der Teilnehmer zeigte von Beginn an, dass es die Partei ernst meint und entschlossen ist, das Beratungsangebot maximal zu nutzen.

„Sobald du sagst, dass du Politiker bist, werfen dir die Leute vor, dass du korrupt bist“, konstatierte eine Teilnehmerin, ohne aber zu resignieren: „Ändern wir das!“ Schon im Anschluss an die Begrüßung und Vorstellung des KAS-Büros Montevideo hatte sich eine angeregte Diskussion zum Thema Politikverdrossenheit entsponnen. Genau wie in anderen Ländern der Region habe der Aufstieg politischer Outsider in Panama eine wichtige Rolle gespielt. Anders als manche Nachbarstaaten aber wisse Panama bereits, welch desaströse Folgen es haben kann, wenn die Wähler einen vermeintlich unpolitischen Außenseiter in den Präsidentenpalast hieven: Der Name Ricardo Martinelli – Unternehmer und Staatspräsident von 2009 bis 2014 – stehe heute für Korruptionsexzesse und autoritäre Irrwege.

Wie aber erfolgreich agieren in einem solchen Umfeld, in dem der Ruf politischer Parteien derart gelitten hat? „Es geht darum, eine Verbindung zu den Menschen aufzubauen“, unterstrich Federico Morales, Leiter der Abteilung Mobilisierung und Freiwilligenarbeit der argentinischen Regierungspartei PRO, und setzte damit ein Leitmotiv der verschiedenen Vorträge und Übungseinheiten, die er den panamaischen Politikern gemeinsam mit Daniel Vico, Social Media-Beauftragter der PRO, anbot. „Die Leute wählen nicht Parteien, sondern Menschen“, so Morales weiter. In Rollenspielen, in denen Begegnungen mit Bürgern simuliert wurden, erinnerte er die Teilnehmer immer wieder an dieses Prinzip. Viele Menschen schalteten schnell ab, wenn Politiker erzählen, für welche Partei sie kämpfen. Warum nicht lieber betonen, für welche Person man werbe und welche konkreten Probleme der Menschen man angehen wolle. „Man muss den Leuten klar machen, dass uns ihre Anliegen wichtig sind“, unterstrich Morales.

Wenig später hatten die Teilnehmer Gelegenheit, das in der Theorie Erlernte in die Praxis umzusetzen: In Zweierteams strömten sie in die umliegenden Straßen der Hauptstadt aus, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen und diese Begegnungen filmisch festzuhalten. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Bei der anschließenden Besprechung der Filme konnten die argentinischen Experten zwar Verbesserungsvorschläge anbringen. Insgesamt hatten die PP-Politiker die Probe aber mit Bravour bestanden. Sie berichteten einerseits von anfänglicher Ablehnung durch die Gesprächspartner. Auf der anderen Seite stellten aber viele Teilnehmer fest, dass die Bürger durchaus ein offenes Ohr und viel Gesprächsbedarf haben, wenn man ihnen mit Interesse und Offenheit begegnet. Carlos, der in einem nahegelegenen Restaurant arbeitet, lud zwei junge PP-Mitglieder sogar ein, ihn wieder zu besuchen.

Federico Morales ermutigte die Partei, diesen Weg konsequent zu gehen. Die Tatsache, dass die Partei in der Fläche keine große Mitgliedschaft habe, müsse kein Hindernis sein. Die PRO habe vor dem Triumph Mauricio Macris bei den Präsidentschaftswahlen 2015 überhaupt keine flächendeckende physische Präsenz in Argentinien gehabt und sei bis heute eine sehr schlanke Partei. Dies sei kein Nachteil, ganz im Gegenteil! Eine moderne Partei müsse mit verschiedenen Abstufungen des politischen Engagements arbeiten und besonders im Wahlkampf auf Freiwillige setzen, die nicht unbedingt gleich Parteimitglieder sein müssen. Die Fähigkeit, Aufgaben zu delegieren und die Volontäre immer wieder zu motivieren, seien entscheidend. Der Präsident Argentiniens etwa rufe immer wieder einzelne besonders fleißige Freiwillige persönlich an, nicht nur im Wahlkampf.

Neben dem direkten Gespräch mit den Wählerinnen und Wählern nahm im Laufe des Wochenendes die Kommunikation über die Sozialen Medien breiten Raum ein. Auch hier sei, wie Daniel Vico während seiner Präsentation zu Strategien digitaler Kommunikation immer wieder betonte, „Nähe“ das Zauberwort. Grundlage einer gelungenen Kommunikationsstrategie sei die Zielgruppenanalyse. Wer interessiert sich in einer bestimmten Region für Sport, wer für Tiere? Auf diese Art und Weise kann ein Kandidat potenzielle Wähler gezielt mit einzelnen Posts ansprechen. Wichtig sei Kreativität bei den Formaten. Um eine konstant hohe Reichweite zu erhalten, müssten die Parteistrategen beständig zwischen verschiedenen Formen wie Fotos, GIFs und Videos variieren.

Vico warnte die PP-Politiker davor, die Sozialen Medien als Spielerei zu behandeln, die man ad hoc betreiben könne. Genau wie bei allen anderen Formen der politischen Kommunikation sei hier neben aller Flexibilität und Kreativität auch Planung gefragt, zumindest eine Woche im Vorhinein. Federico Morales unterstrich diesen Punkt nachdrücklich: Die sozialen Medien müsse jede Partei mit derselben Professionalität bespielen wie traditionelle Medien. Viele Politiker dächten nach wie vor, dass man diese Aufgabe „irgendeinem internetaffinen Sohn oder Neffen eines Parteigranden“ überlassen könne. „Aber würden Sie dasselbe bei der Vorbereitung auf ein Fernsehinterview machen?“, fragte er rhetorisch in den Raum.

Am Ende eines ereignisreichen und bereichernden Wochenendes war allen Teilnehmern klar, dass es viele Aufgaben für die kommenden Monate gibt, aber auch eine Menge Inspiration: Eine digitale Plattform für Bürgeranliegen, eine Datenbank mit potenziellen Sympathisanten der Partei, die Stärkung des Kommunikationsteams – dies waren nur einige der Ideen, die die Teilnehmer am Schluss des zweitätigen Workshops in die Diskussion einbrachten. Die KAS wird diesen Prozess mit weiteren Beratungseinheiten im Juni und August begleiten, bei denen die Themen Politische Kommunikation und Wahlkampfführung vertieft behandelt werden. Der Anfang aber ist gemacht!

Dieser Artikel wurde von unserem Partnerbüro in Montevideo, Uruguay, verfasst. Der Originalartikel ist unter folgendem Link aufrufbar

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