Asset-Herausgeber

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Das Megathema Afrika hat es auch zu weniger dramatischen Zeiten in der deutschen Öffentlichkeit nicht leicht. Als im vergangenen Jahr der Premierminister von Äthiopien, Abiy Ahmed, mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, interessierte die meisten Kommentatoren nur beiläufig, warum sich ausgerechnet dieser afrikanische Staatsmann 2018 am meisten um Weltfrieden und die Menschheit verdient gemacht haben sollte. Vielmehr reizte die rein hypothetische Frage, ob es gut und richtig war, dass der jungen Klimaaktivistin Greta Thunberg der Preis nicht zugesprochen wurde. Ist dies ein Beispiel für eurozentrische Selbstbezogenheit und notorisches Desinteresse gegenüber unserem südlichen Nachbarkontinent, deren Ursache afrikanische Beobachter im Fortwirken von Rassenvorurteilen sehen?

Vom Klimaschutz hängt das Überleben der Menschheit ab, aber die Menschheit ist von mehr als einer Überlebensfrage getrieben – besonders in Afrika. Nur in ihrer Verflochtenheit werden sich taugliche Lösungen finden lassen. Immer wieder weist der Historiker und Politologe Achille Mbembe darauf hin, dass Mitte des 21. Jahrhunderts die Mehrheit der Menschen aus Afrika stammen wird. Die hiesige Perspektive muss schon ziemlich verengt sein, um nicht zu erkennen, dass die großen globalen Aufgaben ohne ihren Beitrag ungelöst bleiben werden.

Rund ein Jahrhundert nach dem Ende des deutschen Kolonialreichs und sechzig Jahre nach dem „Afrikanischen Jahr“, als besonders viele afrikanische Staaten endlich ihre Unabhängigkeit erstritten, richtet diese Zeitschrift ihren inhaltlichen Fokus auf den großen Nachbarkontinent, dessen Entwicklungen endlich auf die Weltbühne gehören. Nicht eine möglichst umfassende Analyse der Probleme und Chancen, sondern die Suche nach vertiefenden Dialogansätzen war das Ziel dieser Ausgabe. Es ging uns darum, über und vor allem auch mit Afrika zu sprechen

Im März 2020 hat die EU-Kommission ihre Afrika-Strategie vorgestellt und bekräftigt, dass auch dort ein Teil der Zukunft Europas auf dem Spiel stehe (Josep Borrell). Ein „neues Level“ gleichberechtigter Partnerschaft soll die künftige Zusammenarbeit prägen. Eurozentrische Selbstbezogenheit und notorisches Desinteresse sind dadurch noch nicht überwunden, aber ein weiterer wichtiger Impuls ist gesetzt.

Die Redaktion dankt Stefan Friedrich und Christoph Plate vom Team Subsahara-Afrika der Konrad-Adenauer-Stiftung, ohne deren konzeptionelle wie auch praktische Unterstützung dieses Heft nicht in dieser Form zustande gekommen wäre.

 

Bernd Löhmann, Chefredakteur

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