„Menschen helfen in Not ist unser Gebot!“ Diesen Leitspruch kann man bis heute finden, auf den Fassaden und Fahnen Freiwilliger Feuerwehren. Er geht, wie im mittelfränkischen Stetten-Maicha, wo die Freiwillige Feuerwehr am 23. Mai 1893 gegründet wurde, auf eine mehr als 125-jährige Geschichte zurück.
Das gereimte „Helfen in Not ist unser Gebot“ mag in manchen Ohren altbacken klingen. Aber die Aussage zählt heute umso mehr. Das Gebot, für andere da zu sein, ihre Sicherheit zu schützen, nimmt unsere Gesellschaft für zu selbstverständlich. Helfer benötigen mehr Respekt und Anerkennung.
Beunruhigend ist, dass die 1,7 Millionen Polizisten und Rettungskräfte in Deutschland immer öfter selbst zu Opfern von Hass und Gewalt werden. Nach aktuellen Zahlen des Bundesinnenministeriums, das in diesen Tagen die Kampagne „Polizei und Rettungskräfte – Für ein sicheres Deutschland“ gestartet hat, ist die Zahl der Angriffe beispielsweise auf Notärzte und Sanitäter im Jahr 2018 um dreizehn Prozent auf 1.969 gestiegen. Feuerwehrleute wurden in 911 Fällen attackiert und angepöbelt, ein Plus von elf Prozent, und mehr als 80.000 Polizisten wurden Opfer von „versuchten und vollendeten“ Straftaten. Menschen schützen, Menschen helfen – „Dienst“ leisten für andere, für das Gemeinwohl – ist deshalb Themenschwerpunkt dieser Ausgabe. Aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet sie, in welchen Bereichen unserer Gesellschaft Menschen im professionellen und im ehrenamtlichen Bereich füreinander einstehen. In Deutschland gibt es wesentlich mehr Gemeinsinn, als viele glauben. Dieser wird in der vorliegenden Ausgabe in seiner Vielfalt sichtbar, aber auch Probleme und Herausforderungen werden hinterfragt.
Mehr als dreißig Millionen Bürgerinnen und Bürger engagieren sich in Deutschland freiwillig und unentgeltlich für Gesellschaft und Staat. In diesem Engagement wird gesellschaftlicher Zusammenhalt gelebt – bei den Feuerwehren, der Polizei, der Bundeswehr, dem Technischen Hilfswerk, dem Deutschen Roten Kreuz, bei der Caritas, der Diakonie und zahllosen weiteren sozialen Einrichtungen und Initiativen.
Ein „Land der Vereine“ lebt von Beteiligung und Einsatz. Denn ehrenamtliches und professionelles Engagement ermöglichen individuelle Teilhabe und soziale Bindungen, gesellschaftliche Integration und stabile demokratische Strukturen ebenso wie kulturelles Leben und Wohlstand.
Menschen, die Menschen schützen, und Menschen, die Menschen helfen, verdienen mehr Beachtung. Ihr Dienst erfordert den Respekt und die Unterstützung aller.
Ralf Thomas Baus, Redakteur