Asset-Herausgeber

von Bernd Löhmann

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Die Literarische Woche Bremen widmete sich jüngst dem „Faszinosum Apokalypse“ und traf damit den medialen Trend des Jahresbeginns 2017: „Eine Welt aus den Fugen“, „Die Menschheit schafft sich ab“, „Wenn das Volk sich erhebt“ hießen die Überschriften. Nur als es der neue US-Präsident war, der den globalen Ausnahmezustand ausrief: „This world is a total mess!“, erregte das Widerspruch.

Von der „Verdunkelung des publizistischen Ereignishorizonts“ spricht der Kommunikationsforscher Hans Mathias Kepplinger und sieht darin eine Erklärung für die seit Jahrzehnten wachsende gesellschaftliche Verunsicherung: Je übermächtiger die Schreckensmeldungen geworden sind, desto größer der Vertrauensschwund – inzwischen auch für die Medien selbst.

Dass das Orakeln über Unter- und Niedergänge der Glaubwürdigkeit politischen Handelns keinen guten Dienst erweist, liegt auf der Hand. Es ist doch schon alles verloren! Ermutigende und motivierende Nachrichten haben es dagegen schwer. Wer im Frühjahr 2017 darauf verweist, dass es den meisten Deutschen gut geht, vielleicht besser als je zuvor, dass es bei uns sogar relativ gerecht zugeht, macht sich leicht der Schönfärberei verdächtig.

„Mit Vertrauen in die Zukunft“ heißt das Jahresmotiv 2017 der Konrad-Adenauer-Stiftung. Damit setzt sie einen Gegenakzent zu all jenen, die ausschließlich das Fürchten lehren. Die Stiftung will fragen, was man unternehmen kann, um Misstrauen und Ängste zu überwinden, wie wir die Herausforderungen der internationalen Politik und des globalen Wettbewerbs annehmen, statt den vergeblichen Versuch zu unternehmen, sie von uns fernzuhalten. Nur mit Mut, nicht zuletzt auch zur Selbstkritik, aber nicht mit Angst und Abschottung wird man die vielen drohenden Krisen überwinden.

Europa, Westen, Demokratie und Weltoffenheit – das sind, anders, als sich viele offenbar zu sehr zu glauben gewöhnt haben, keine naturnotwendigen Formen des politischen und sozialen Lebens. Wenn dieses „System“ nun vermehrt in Zweifel steht, dann hat das nicht unbedingt nur Nachteile: Es ist nicht gewiss, aber immerhin möglich, dass die aktuelle politische Unruhe zu Hause und in der Welt zu mehr Engagement für Demokratie und Freiheit führt. Ob das geschieht, haben wir auch selbst in der Hand. Apokalypsen sind schon früher vertagt worden – nicht zuletzt, weil politisch an ihrer Verhinderung gearbeitet wurde.

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