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Memes in der politischen Kommunikation

Memes, insbesondere Shitposts, prägen die politische Kommunikation. Einfach, witzig und oft informativ, beeinflussen sie politische Meinungen weltweit. Doch hinter der scheinbaren Banalität verbergen sich taktische Strategien. Ein Blick auf die doppelte Natur der politischen Meme-Kultur.

Memes sind aus der digitalen Kommunikation nicht mehr wegzudenken. Sie sind witzig, kritisch, oft informativ. Da Memes Reichweite schaffen, verwendet man sie auch gern in der politischen Kommunikation. Memes sind prägnant und bestens geeignet, politische Botschaften zu verbreiten. Sie bringen politische Sachverhalte auf den Punkt – auch über kulturelle und geografische Grenzen hinweg. Mit guten Memes erreicht man Menschen, die sonst im politischen Diskurs außen vor sind. Und im Idealfall beteiligen sie sich über diesen Weg sogar an Debatten.

In der politischen Kommunikation definiert man mit Memes den Gegner, übermittelt eigene Botschaften und platziert – durch stetige Wiederholung – eigene Narrative. Weil sich witzige Memes auf unterschiedlichen Plattformen so schnell verbreiten, kann man mit ihnen politische Meinungen beeinflussen. Auch in Wahlkämpfen – Wähler erreicht man mit Memes schnell und effizient. Die US-Präsindentschaftswahl 2020 wurde sogar zur „Meme-Wahl“ erklärt.

„Sogar Museen und Kunstgalerien haben Memes für sich entdeckt. Shitpostings, also absichtsvoll schlecht gemachte Memes vermitteln Authentizität, sie verstärken durch ihre pure Anzahl, sie sind ja schnell produziert, und ständige Wiederholungen Narrative und spielen mit den Vorurteilen der Betrachter.“

@real.cdu.memes

Memes werden nicht aufwendig oder hochwertig gestaltet. So bedient man sich in der deutschen Meme-Szene mit voller Absicht sehr simpler Grafik, baut Rechtschreibfehler ein oder spricht Begriffe und Namen falsch aus: Diese spezielle Unterart der Memes nennt man Shitposts. Die reichsweitenstärksten Meme-Accounts nutzen sie inzwischen. Sogar Museen und Kunstgalerien haben Memes für sich entdeckt. Shitpostings, also absichtsvoll schlecht gemachte Memes vermitteln Authentizität, sie verstärken durch ihre pure Anzahl, sie sind ja schnell produziert, und ständige Wiederholungen Narrative und spielen mit den Vorurteilen der Betrachter. Wie „normale“ Memes bedienen sie sich bekannter Motive, setzen sie in neue Zusammenhänge und haben oft einen derben Humor, nicht selten unter der Gürtellinie.

Shitpostings können, wenn man sie gut „schlecht“ macht, vielen ermöglichen, ihre Stimme in die politische Debatte einzubringen. Sie sorgen für eine breitere Wahrnehmung politscher Prozesse und politischer Akteure, zeigen unterschiedliche Perspektiven auf und tragen zu einer allgemeinen Politisierung bei. Und doch sollte man wachsam und kritisch mit den durch Shitposting verbreiteten Botschaften umgehen, wollen sie doch in vielen Fällen einen konstruktiven Diskurs untergraben. Memes funktionieren eben besonders gut, wenn sie stark von den üblichen Normen abweichen und Botschaften verkünden, die man in einer Diskussion oder in einem Text so nicht formulieren würde.

Wenn man es darauf anlegt, kann man mit Shitposting die Polarisierung in der Gesellschaft und die Fragmentierung der politischen Landschaft vorantreiben. Shitposting kann jede sachliche Debatte untergraben, Falschinformationen verbreiten und mit unqualifizierten Meinungen das politische Klima vergiften. Und dann gibt es noch Memes, die nicht als Shitposting erkannt werden. Der Betrachter merkt nicht, dass sie absichtsvoll überspitzen und nimmt alles für bare Münze. Oder aber er will die Memes falsch verstehen. Eine gewisse Vorsicht ist also geboten, wenn man Shitposting als Mittel der politischen Kommunikation einsetzt.

Und doch ist der Erfolg von „politischen“ Memes erstaunlich. Gerade ob ihrer Einfachheit erreichen sie junge Menschen, die die traditionellen Nachrichtenkanäle nicht mehr nutzen. Memes generieren ihre Aufmerksamkeit. Allein deswegen werden sie weltweit – und auch in Deutschland – genutzt, um junge Wähler anzusprechen. Parteien – jedweder Couleur – haben unzählige Meme-Seiten, posten täglich auf Instagram und inzwischen auch auf TikTok.

Je mehr „politische“ Memes ihre Adressaten, vornehmlich junge Menschen, erreichen, desto verantwortungsvoller muss man sie einsetzen. Geht es doch darum, den politischen Diskurs zu fördern und der Desinformation zu begegnen. Und das schließt ein, dass man mit meme-typischen Mitteln auf die Übertreibung hinweist.

Gut gemachtes Shitposting ist witzig. Man amüsiert sich, man liked. Es kann informieren, politische Botschaften verbreiten und manchmal sogar den politischen Diskurs bereichern. Und doch birgt es auch Gefahren: Es kann auch desinformieren und polarisieren. Wie eigentlich immer im digitalen Raum braucht es auch hier einen aufgeklärten und reflektierten Umgang mit diesem Phänomenen.

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