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Joseg Wirmer Joseg Wirmer © gemeinfrei

Josef Wirmer

Rechtsanwalt, Zentrumspolitiker 19. März 1901 Paderborn 8. September 1944 Berlin
von Brigitte Kaff

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Wirmer engagierte sich in katholischen Verbindungen, der Katholischen Aktion, im Kreis des Sozialreformers Carl Sonnenschein sowie im Zentrum (linker Flügel), für das er erfolglos bei der Reichstagswahl 1933 kandidierte. Den Nationalsozialismus lehnte Wirmer sofort konsequent ab und nutzte seine Kontakte zu Zentrumspolitikern und Kartellbrüdern, um Gleichgesinnte zu mobilisieren. Seit 1936 gehörte er zum Kreis der christlichen Gewerkschafter um Jakob Kaiser, der mit Hitlergegnern aus allen Lagern sowie mit Carl Goerdeler zusammenarbeitete. Wirmer verfasste Denkschriften und nahm an den Beratungen über künftige Regierungsprogramme und Ämterbesetzungen teil; er selbst war als Justizminister vorgesehen. In den Auseinandersetzungen zwischen den Vertretern verschiedener politischer Richtungen bemühte er sich um einen Ausgleich der Positionen. Die Beseitigung des NS-Regimes sah er als Wiederherstellung des Rechts auf höherer Ebene an. Wirmer wurde am 4. August 1944 verhaftet, vom Volksgericht, wo er sich „rückhaltlos als Gegner des Nationalsozialismus und zu seiner Tat bekannte“, am 8. September 1944 zum Tode verurteilt und am gleichen Tag hingerichtet.

 

Lebenslauf

  • 19. März 1901 geboren in Paderborn
  • 1911–1920 Besuch des Gymnasiums Marianum in Warburg
  • 1920 Beginn des Studiums der Rechtswissenschaften in Freiburg
  • 1920 Beitritt in den Kartellverband der katholischen Studentenvereine in Freiburg, Verbindung „Flamberg“, später: „Brisgovia“, „Guestphalia“ sowie „Semonia“
  • Wintersemester 1920/21–1927 Wechsel nach Berlin und Fortsetzung des Studiums,  aktiv in der Liturgischen Bewegung sowie der Katholischen Aktion
  • 1924 Referendarexamen
  • 1927 Assessorexamen
  • seit 1928 Niederlassung als Rechtsanwalt in Berlin, Leitung des Berufsberatungsausschusses des KV, Engagement im „Reichsverband für das katholische Auslandsdeutschtum“ (RKA) und im „Internationalen Weltbund der Studenten“
  • 15. August 1928 Heirat mit Hedwig Preckel (1903–1992)
  • Ende der 1920er Jahre Eintritt in die Zentrumspartei
  • seit 1930 Vorsitzender der Zentrumsfraktion im Preußischen Landtag
  • 1932 Kandidatur für Preußischen Landtag
  • 1933 Auftritte als Redner bei Wahlkampfveranstaltungen der Zentrumspartei, Kandidatur für den linken Flügel der Zentrumspartei bei der Reichstagswahl
  • seit 1933 Aufbau und Mobilisierung eines Netzwerkes gegen Hitler
  • Frühjahr 1936 Kontakt zum gewerkschaftlichen Widerstandskreis um Jakob Kaiser, Max Habermann und Wilhelm Leuschner
  • seit 1941 Unterstützer des Widerstandskreises um Carl Friedrich Goerdeler
  • Februar 1943 eingezogen und dienstverpflichtet in den Leuna-Werken
  • 7. April 1944 Treffen mit Graf Schenk von Stauffenberg in Vorbereitung des Attentats am 20. Juli
  • 4. August 1944 Verhaftung und Überstellung ins KZ Ravensbrück
  • 7./8. September 1944  Hauptverhandlung vor dem Volksgerichtshof Berlin
  • 8. September 1944  Verurteilung zum Tode, Hinrichtung in Berlin Plötzensee

              

Literatur

  • Brigitte Kaff: Josef Wirmer (1901-1944), in: Karl-Joseph Hummel; Christoph Strohm (Hg.): Zeugen einer besseren Welt. Christliche Märtyrer des 20. Jahrhunderts, Leipzig 2000, S. 260–275.
  • Rudolf Lill: Josef Wirmer (1901–1944), in: Friedrich Gerhard Hohmann (Hg.): Deutsche Patrioten in Widerstand und Verfolgung 1933–1945, Paderborn 1986, S. 39–50.
  • Helmut Moll: Josef Wirmer, Jurist und Zentrumspolitiker (1901–1944), in: Stiftung Adam von Trott, Imhausen e.V. (Hg.): Die Rolle der Juristen im Widerstand gegen Hitler, Baden-Baden 2017, S. 67-84.
  • Museumsverein und Kulturforum Warburg (Hg.), u.a.: Josef Wirmer – ein Gegner Hitlers. Aufsätze und Dokumente. Warburg 1989.

 

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