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Ludwig Kaas, Aufnahme vom 1. Januar 1933. Ludwig Kaas, Aufnahme vom 1. Januar 1933. © picture alliance / ullstein bild

Ludwig Kaas

Kanonist, Zentrumspolitiker Dr. phil., Dr. theol., Dr. jur. can., Dr. theol. h. c. 23. Mai 1881 Trier 25. April 1952 Rom
von Rudolf Morsey

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Kaas zählte zu den rheinischen Anhängern der „Los-von-Preußen-Bewegung“. Der bedeutende Kanonist und glänzende Redner geriet nach seiner Wahl zum Vorsitzenden des Zentrums am 8. Dezember 1928 noch tiefer in das Spannungsfeld von Staat und Kirche. Denn seit 1920 war er gleichzeitig kanonistischer Berater des Nuntius in München (seit 1917) und in Berlin (seit 1920) Eugenio Pacelli (später Pius XII.). In der Persönlichkeit des „Zentrumsprälaten“ (1921 Päpstlicher Hausprälat, 1929 Protonotar) spiegelte sich die Problematik des politischen Katholizismus. Kaas hat dazu beigetragen, die in der Reichsverfassung verankerten Freiheiten und Rechte für die katholische Volksminderheit zu sichern, die Regierungsfähigkeit seiner Partei unter Beweis zu stellen und einen Ausgleich zwischen Kirche und Staat herbeizuführen. Er war allerdings keine kraftvolle Führerpersönlichkeit in der Krise des Parlaments, auch gesundheitlich labil. Der Verfechter kurialer Konkordatspolitik unterschätzte 1933 den Nationalsozialismus, vertraute Hitlers Zusicherungen und bewog die Reichstagsfraktion des Zentrums am 23. März 1933 dazu, dem Ermächtigungsgesetz zuzustimmen. Durch Mitwirkung am Zustandekommen des Reichskonkordats (20. Juli 1933) und anschließend als Mitarbeiter Pacellis glaubte Kaas, mehr für den deutschen Katholizismus bewirken zu können als in Trier. 1939 erhielt er die Verantwortung für die Grabungen unter dem Petersdom übertragen, die 1950 zur Entdeckung des Petrus-Grabes führten. 1939-40 hat Kaas Versuche deutscher Widerstandskreise (Josef Müller) gefördert, über den Vatikan Kontakt zur britischen Regierung herzustellen. 1950 war er an der Errichtung der Theologischen Fakultät in Trier beteiligt. Kaas unterschätzte die Gefährlichkeit totalitärer Kräfte, die in seinem Menschenbild und Erfahrungsschatz keinen Platz hatten.

 

Lebenslauf

  • 1900 Abitur in Trier, Theologiestudium am dortigen Priesterseminar und seit 1901 an der Gregoriana in Rom (3 Doktorate)
  • 1906 Priesterweihe
  • 1909 in Trier seelsorgliche Tätigkeit, dann in einer Pfarrei in Kärlich
  • 1910 Leitung der Höheren Schule Kemperhof in Koblenz, Studien in Bonn bei dem Kanonisten Ulrich Stutz
  • 1918–1924 Professor für Kirchenrecht am Priesterseminar in Trier
  • 1919-20 Mitglied der Deutschen Nationalversammlung (Zentrum) und ihres Verfassungsausschusses
  • 1920–1933 Mitglied des Reichstags, aktiv im Auswärtigen Ausschuss
  • 1921–1933 Mitglied des Preußischen Staatsrats
  • 1924–1926 Mitglied der deutschen Delegation zum Völkerbund (Sprecher des besetzten Rheinlands)
  • 1924 Entbindung von seiner Professur, statt dessen Ernennung zum Domkapitular, Leitung der in Trier errichteten Zweigstelle des Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
  • 07.04.1933 Emigration nach Rom
  • 1935 Domherr an St. Peter
  • 1936 dort Vermögensverwalter und Leiter der Dombauhütte.

 

Literatur

  • G. May: Ludwig Kaas, 3 Bde. (1981/82)
  • Ders.:, in: Rheinische Lebensbilder, 10 (1985)
  • M. Persch, in: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, 3 (1992)

 

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