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Vortrag
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In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts war Planwirtschaft Mode. Für Roosevelt war das korporatistische Wirtschaftsmodell des faschistischen Italiens durchaus auch Vorbild des New Deal und selbst der junge John F. Kennedy meinte, die Marktwirtschaft sei gut für die Vereinigten Staaten, Nationalsozialismus und Bolschewismus wohl aber die richtigen Lösungen für Deutsche und Russen. Und die milde Form planwirtschaftlichen Denkens, der Keynesianismus, ist bis heute „main stream“. Aber vor dem Hintergrund der menschenmordenden radikal-sozialistischen Planwirtschaft des sowjetischen Imperiums erlebten die ökonomischen Einrichten des klassischen Liberalismus unter den Dissidenten eine Renaissance. Doch wer hörte zu? Die „Österreichische Schule der Nationalökonomie“ hatte in der Auseinandersetzung mit anti-sozialistischer und marxistisch-leninistischer Planwirtschaft, dieselbe als „Weg in die Knechtschaft“ durchschaut – wer wollte es wissen? Ungeachtet der mit dem Namen Erhard, Thatcher, Reagan verbundenen marktwirtschaftlichen Intermezzi befindet sich der Westen heute in einer ökonomischen Existenzkrise ungeahnten Ausmaßes. Manche sprechen vom „Kondratjew-Winter“. Warum?
Siegfried Reiprich, geb.1955 in Jena. 1973 Gründungsmitglied des oppositionellen Arbeitskreises Literatur und Lyrik Jena. 1975; wurde der Kreis verboten. Aufnahme des Studiums an der Sektion Marxistisch-Leninistische Philosophie in Jena. Beobachtung durch das Ministerium für Staatssicherheit (MfS). 1976 wurde Reiprich u.a. wegen Solidarität mit seinem Freund Jürgen Fuchs und „Bildung einer konterrevolutionären Plattform“ vor den Disziplinarausschuss gestellt und im März 1976 zum „Ausschluss vom Studium an allen Universitäten, Hoch- und Fachhochschulen der DDR“ verurteilt. Arbeiten als Hilfskraft. Protest gegen die Ausbürgerung Biermanns und Engagement im Untergrund folgten. 1981 Nötigung zur Ausreise in den Westen. 1981-1983 Mitglied im Arbeitskreis atomwaffenfreies Europa und Solidarität mit der un-abhängigen Friedensbewegung in der DDR. 1983 Eintritt in die SPD. Studium der Ozeanographie und Geophysik in Kiel. 1986-1988 Aufenthalt an der Antarktis. Weitere Beobachtung durch die Stasi und bis 1989 Einreiseverbot in die DDR. In den 90er Jahren Arbeit im deutsch-türkischen Erdbebenforschungsprojekt. 1992 Austritt aus der SPD aus Protest gegen die Behandlung des Falls Stolpe. 1998 Eintritt in die CDU. Reiprich arbeitete seit 2001 als Referent für politische Bildung und seit 2007 als stellv. Direktor der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen. Am 8. Dezember 2009 wählte das Kabinett des Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst Reiprich zum Geschäftsführer der Stiftung Sächsische Gedenkstätten zur Erinnerung an die Opfer politischer Gewaltherrschaft.