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Nach dem Abschluß des deutsch-polnischen Nachbarschaftsvertrags vor 15 Jahren galt nur für die erste Hälfte der 1990er Jahre, daß die Beziehungen zum Nachbarn - in beiden Ländern – kein Streitpunkt in den innenpolitischen Auseinandersetzungen zwischen den Parteien sein sollten. Zuletzt noch im polnischen Wahlkampf 2005 wurde über die außenpolitischen Prioritäten und strategischen Partnerschaften Polens gestritten, die Grundorientierung zugunsten Deutschlands in Frage gestellt. Mühsam suchen die national-patriotischen Kräfte in Polen Orientierung in der europäischen Politik und in der Deutschlandpolitik im besonderen. Der positive Verlauf des Besuchs des polnischen Präsidenten Kaczyński in Berlin im März demonstrierte, wie schwierig, aber auch lohnend für die Weiterentwicklung der bilateralen Beziehungen das gegenseitige Kennenlernen der so verschiedenen politischen Kulturen in Deutschland und in Polen ist.

Prof. Dr. Dieter Bingen, Direktor des Deutschen Polen-Instituts Darmstadt, Honorarprofessor für „Kulturellen Wandel und gesellschaftliche Transformationsprozesse in Europa“ an der Hochschule Zittau/Görlitz, studierte Politische Wissenschaft, Verfassungs-, Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Soziologie und Erziehungswissenschaft an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (1977 Forschungsaufenthalt in Polen am PISM, Warschau, und am Instytut Zachodni, Posen). - Zahlreiche Veröffentlichungen zur polnischen Zeitgeschichte und Politik und zu den deutsch-polnischen Beziehungen.