Vor diesem Hintergrund und im Bewusstsein der besonderen Herausforderungen unserer Zeit organisierte das KAS-Auslandsbüro Kroatien–Slowenien, in Anerkennung der Bedeutung dieser Thematik und in Zusammenarbeit mit der HDZ-Stiftung (ZHDZ), der Kroatischen Katholischen Universität (UniCATH) sowie dem Hybrid Warfare Research Institute (HWRI) – Projekt Atena (Analyse der Genauigkeit von Medienberichten) –ein Rundtischgespräch zum Thema „Die Kraft der Werte in Zeiten hybrider Bedrohungen“.
An der Veranstaltung in Zagreb nahmen hochrangige Experten aus Kroatien und dem Ausland teil, ebenso Vertreterinnen und Vertreter der Wissenschaft, des diplomatischen Korps, des politischen und sicherheitspolitischen Sektors sowie religiöser und anderer relevanter Institutionen.
In seiner Begrüßungsrede erklärte der Vorstandsvorsitzende der HDZ-Stiftung (ZHDZ), Srećko Prusina, dass es in der Politik nicht nur um die Vermittlung politischer Inhalte gehe, sondern vor allem um den Schutz von Werten und die Bewahrung der Demokratie. In den gemeinsamen Fortbildungsprogrammen der ZHDZ und der KAS lernten junge, politisch engagierte Menschen nicht nur Politik, sondern auch viel über die Werte, die sie pflegen müssten, um Wahrheit und Gerechtigkeit zu dienen.
Der Direktor des KAS-Auslandsbüros Kroatien und Slowenien, Dr. Norbert Eschborn, betonte, dass wir uns in einer Zeit komplexer hybrider Bedrohungen befänden, die das Vertrauen in Institutionen, Fakten und die Gesellschaft untergraben, dass jedoch unsere gemeinsamen Werte wie Freiheit, Demokratie, Menschenwürde, Solidarität und Rechtsstaatlichkeit die wirksamste und zeitlose Verteidigung darstellen. Er fügte hinzu, dass Werte Einheit, Vertrauen und Orientierung schaffen, indem sie uns über Grenzen hinweg verbänden, Transparenz und Integrität stärkten und sicherstellten, dass technologische Entwicklungen der Menschheit dienen. Dr. Eschborn wies darauf hin, dass Gesellschaften, die fest in ihren Werten verankert sind, Krisen besser überstehen, weshalb es entscheidend sei, diese Werte in Politik, Partnerschaften und Bildung zu verankern. Abschließend betonte er, dass Resilienz heute bedeute, nicht nur in Infrastruktur, sondern vor allem in Vertrauen, Dialog und Zusammenarbeit zu investieren, um Manipulation zu erkennen und ihr widerstehen zu können.
Der stellvertretende Regierungschef und Innenminister der Republik Kroatien, Dr. Davor Božinović, betonte in seiner Einführungsrede, dass es in einer Zeit rasanter Veränderungen entscheidend sei, Vertrauen aufzubauen und den Raum für Argumente, Fakten und echten Dialog zurückzugewinnen. Man dürfe nicht zulassen, dass falsche Narrative die Gesellschaft spalten, denn nur eine Gesellschaft, die Desinformation frühzeitig erkennt, könne widerstandsfähig und geeint bleiben. Gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Polarisierung sei es notwendig, klare Botschaften zu senden und verlässliche Informationen bereitzustellen. Dabei ging er auf die Bedeutung der Mainstream-Medien ein. Digitale Kompetenz der Bürger sei ein entscheidendes Werkzeug, um Wahrheit von Falschmeldungen zu unterscheiden. Anschließend rief er die Anwesenden dazu auf, gemeinsam eine widerstandsfähigere Gesellschaft aufzubauen, die fest in ihren Werten verankert und bereit sei, den Herausforderungen zu begegnen.
Prof. Dr. sc. Željko Tanjić, Rektor der Kroatischen Katholischen Universität in Zagreb, sprach über die zentralen Werte, die Europas demokratische Identität stützten. Dabei hob er die Familienwerte hervor, die eine Grundlage für die Bewahrung universeller Werte bildeten, da sie Respekt, Verantwortung und Solidarität förderten, was für die Stabilität politischer und gesellschaftlicher Strukturen entscheidend sei. Er bemerkte, dass man heutzutage vergessen habe, dem anderen zuzuhören. Allerdings sei dies in der heutigen Zeit hybrider Bedrohungen besonders wichtig, um unterschiedliche Perspektiven zu verstehen und gemeinsame Lösungen zu entwickeln. Nur durch Dialog und Zusammenarbeit könne die Gesellschaft widerstandsfähig, geeint und in der Lage bleiben, zeitgemäße Herausforderungen wirksam zu bewältigen.
Dr. Gordan Akrap von der Universität für Verteidigung und Sicherheit „Dr. Franjo Tuđman“ betonte, dass Desinformationen den gesellschaftlichen Zusammenhalt untergraben und Gewalt sowie tiefe Spaltungen fördern können. Er erläuterte, wie Desinformationsnarrative in die Gesellschaft eindringen und das Verhalten der Bürger beeinflussen. Besonders betonte er die Bedeutung der Bildung der Bürger und des Einsatzes von Werkzeugen, die ihnen helfen, Wahrheit von Manipulation zu unterscheiden. Dabei wies er darauf hin, dass Künstliche Intelligenz – bei verantwortungsvollem Einsatz – ein wirkungsvolles Mittel zur Aufdeckung falscher Inhalte sein könne.
Zum Ende der Veranstaltung, in der abschließenden Podiumsdiskussion, an der neben inländischen und ausländischen Universitätsvertretern u. a. der MdEP Davor Ivo Stier (HDZ/EVP) und der Parteivorsitzende der NSi (Neues Slowenien – Die Christdemokraten), Jernej Vrtovec, teilnahmen, wurde erläutert, wie Desinformation als strategisches Instrument Vertrauen untergräbt, Gesellschaften polarisiert und das ethische Fundament der Demokratie schwächt. Aus ihren Herkunftsländern brachten die Panellisten anschauliche Beispiele dafür mit, wie man hybriden Bedrohungen und Desinformation wirkungsvoll begegnen und sie erfolgreich bewältigen kann. Dabei wurde die zentrale Rolle von Fachleuten und politischen Akteuren betont, die durch ethische Führung, transparente Kommunikation und wertebasierte Entscheidungen gegen diese Bedrohungen vorgehen können. Man unterstrich, dass kritisches Denken das stärkste Mittel gegen hybride Bedrohungen sei und dass der Schutz der Demokratie heute zugleich den Schutz der kognitiven Dimension des öffentlichen Lebens erfordere.