Überbrückung der Kluft zwischen Bildungspolitik und Herausforderungen - Auslandsbüro Kroatien und Slowenien
Herr Dr. Zeljko Holjevac, der Direktor des Instituts für Sozialwissenschaften Ivo Pilar, Herr Holger Haibach, Leiter des KAS-Auslandsbüros in Zagreb, Frau Dr. Senada Selo Sabic vom Institut für Entwicklung und internationale Beziehungen und Frau Dr. Caroline Hornstein Tomic vom Institut für Sozialwissenschaften Ivo Pilar wiesen in ihrer Begrüßung auf die Tatsache, dass Kroatien bewilligt sei, die notwendigen Reformen des eigenen Bildungswesens durchzuführen. Kroatien habe sich im 21. Jahrhundert neuen Herausforderungen gestellt und diese bräuchten neue Ansätze. Wissenschaft sei in diesem Zusammenhang besonders wichtig.
Der Moderator der Podiumsdiskussion, Herr Dr. Josip Burusic vom Institut für Sozialwissenschaften Ivo Pilar, betonte, dass in Kroatien die Erkenntnis, wie wichtig die Qualität, Effizienz und Gerechtigkeit des Bildungs-, Wissenschafts- und Innovationssystems seien, ständig wachse. Notwendig seien bedeutendere Investitionen in die Bildung und die Durchführung von Wissenschafts-, Bildungs- und Innovationsreformen in verschiedenen Sektoren dieser Systeme.
Frau Dr. Dagmar Schipanski, Mitglied im Bundesvorstand der CDU Deutschlands; Präsidentin des Thüringer Landtags a.D., Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Thüringen a.D., Präsidentin der Kultusministerkonferenz a.D., betonte das wissenschaftliche Erkenntnisse für die Existenz der Gesellschaften heute grundlegend seien. Ökologische Herausforderungen, der Klimawandel, der Verbrauch unserer natürlichen und vorhandenen Ressourcen, unsere Mobilität, das urbanes Wachstum, die Energiewende und Digitalisierung können nur mit Forschung und Wissenschaft gelöst werden, das heißt mit und von einer gut ausgebildeten Gesellschaft. Sie sagte, dass wir im Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung leben, wobei sich beide gegenseitig bedingen und somit einen enormen Innovationsschub weltweit bewirken.
Ihrer Meinung nach führe der freie Informationsfluss zu einem Paradoxon. Sie glaube, dass wir über alle Informationen der Welt in Echtzeit an jeden Ort verfügen. Aber bei einigen, besonders Jugendlichen, rufe das die Illusion eines Wissensparadieses auf Knopfdruck hervor. Doch aus der Informationsflut könne schnell eine Wissensdürre werden.
Sie bekräftigte, dass es von größter Bedeutung sein werde, über fundiertes Fachwissen in Verbindung mit entsprechenden fachlichen Denkmethoden zu verfügen, sodass neue Informationen in die eigenen „Denkstrukturen“ eingeordnet werden können und mit erlernten, eigenen Erkenntnissen neues Wissen entstehen kann. Fachwissen und fächerübergreifendes Denken führe zu Problemlösungskompetenz.
Ihrer Ansicht nach sei die Aufgabe der Politik, den Rahmen für die Schule festzulegen. Dabei solle man Freiräume zum Experimentieren in Didaktik und Methodik garantieren, aber dennoch verbindlich Inhalte haben. Jedes europäische Land solle seine eigene Antwort unter Berücksichtigung der historischen Schulstrukturen finden, aber immer mit Blick auf die gemeinsame Zukunftsgestaltung in Europa.
Herr Dr. Tome Anticic, Staatssekretär im kroatischen Bildungsministerium, wies auf die Trägheit der akademischen Gesellschaft als größtes Problem bei der Durchführung von Reformen hin. Es gebe ungenügend Selbstbewusstsein, wie groß die strukturellen und fundamentalen Probleme im Bildungs- und Wissenschaftssektor seien. Seiner Meinung nach, werde sich die Auswanderung von Jugendlichen und Stagnation von Wissenschaft fortsetzen, solange die nötigen Reformen ausbleiben.
Er betonte, dass es in der heutigen Welt nicht mehr ausreiche, innerhalb der Europäischen Union konkurrenzfähig zu sein, denn momentan verspüre die Union selbst ein Zurückbleiben auf globaler Ebene. Was die Konkurrenzfähigkeit angehe, sei es für Kroatien notwendig, oberhalb des europäischen Durchschnitts zu sein.
Herr Bozo Pavicin von der Bildungsabteilung der Kroatische Wirtschaftskammer, bezeichnete eine mangelnde Verbundenheit der Wirtschaft und des Bildungssystems als großes Problem für die Zukunft Kroatiens. Das kroatische Bildungssystem bereite nicht die für die zukünftige kroatische Wirtschaft notwendigen Arbeitnehmer. Er habe den Eindruck, dass man in Kroatien oft Entscheidungen anhand Vermutungen und nicht etwa Recherchen treffe. Er betonte, dass viele Sektoren in Kroatien ohne neue Arbeitnehmer aus dem Ausland nicht funktionieren können werden. Für ihn sei auch ein Mangel an Vertrauen zwischen staatlichen Institutionen, Arbeitgebern und Bürgern für die jetzige Lage schuld, aber er könne erkennen, dass sich diese Lage graduell verbessere.