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Veranstaltungsberichte

Im Dienste des Wählers

von Matthias Barner

Seminar zur Wahlberichterstattung für Journalisten aus Südosteuropa

Fair, ausgewogen und informativ – das sind die Grundlagen journalistischer Wahlberichterstattung. Das Medienprogramm Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung hat ein Seminar durchgeführt, an dem achtzehn Journalisten (TV, Radio, Print, Nachrichtenagenturen) aus fünf Balkan-Ländern teilgenommen haben. Denn die Medien nehmen gerade in Wahlkampfzeiten eine wichtige Rolle im Dienste des Wählers und seiner demokratischen Urteilsfähigkeit ein.

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2011 und 2012 finden in einer Reihe von Ländern Südosteuropas Parlaments- und Präsidentschaftswahlen statt: In Kroatien, Serbien, Mazedonien, Rumänien und Bulgarien. Auch in Albanien wird bereits im Frühjahr gewählt. Es handelt sich hierbei zwar um Kommunalwahlen, aufgrund der politisch aufgeladenen Situation sind sie aber von großer nationaler Bedeutung. Die angespannte Lage in all diesen Ländern war ein Grund mehr, dieses Seminar zu veranstalten, sind doch die Journalisten gerade jetzt enormen Druck von politischer und verlegerischer Seite ausgesetzt. Schließlich zeigte auch eine jüngst im Auftrag des Medienprogramms erstellte Studie, wie sehr die Medien im Wahlkampf in Bosnien und Herzegowina (Oktober 2010) Partei für bestimmte Politiker ergriffen und sich über das Informationsbedürfnis der Wähler hinwegsetzten.

Natürlich: Eine objektive, faire und qualitätsvolle Berichterstattung gehört zum Standard, nicht nur in Wahlkampfzeiten. Die Wahlberichterstattung verlangt aber vom einzelnen Journalisten eine Menge Spezialwissen ab: Was steht im Wahlgesetz über die Rechte und Pflichten der Medien? Welche Rolle haben die Wahlausschüsse? Wie gehe ich als Journalist mit den vielen Meinungsumfragen um? Und: Welche Chancen und auch Risiken bieten die Neuen Medien im Wahlkampf?

Genau diese Fragen wurden in dem zweitägigen Seminar in der bulgarischen Hauptstadt Sofia (11./12. März) behandelt und mit Experten diskutiert: u.a. mit Dimităr Dimitrov, OSZE-Wahlbeobachter und Professor an der Universität Sofia, der PR-Beraterin Denica Satcheva, dem Meinungsforscher Dobromir Zhivkov und der Wahlrechtsexpertin Elena Markova. Die Journalisten haben sich auch vor Ort beim bulgarischen Nationalfernsehen BNT informiert. Der bekannte bulgarische Fernsehmoderator Boyko Vassilev berichtete aus zwanzig Jahren Wahlberichterstattung und stellte die TV-Sonderformate vor. Das virtuell animierte Wahlstudio zeigte eindrucksvoll, dass die technologische Entwicklung an dem EU-Land Bulgarien nicht vorbeigegangen ist. Aber letztendlich ging es in den Diskussion immer wieder um die Kernfrage: Wie berichte ich fair und ausgewogen? Wo ist die Grenze zwischen Information und Manipulation?

Nach zwei intensiven Tagen war klar, dass die Medien in den Ländern Südosteuropas sich ihrer Rolle bei Wahlen sehr bewusst sind: Sie müssen dem Informationsbedürfnis der Wähler nachkommen, einen fairen Zugang der Kandidaten zu den Medien gewährleisten und dabei auch die ethischen Selbstverpflichtungen erfüllen. Obwohl in der Region erst gerade mal seit zwanzig Jahren freie Wahlen abgehalten werden, hat sich bereits eine vielerorts professionelle Maschinerie rund um Wahlen und Medien entwickelt. Auffällig ist dennoch, dass in den Balkanländern „Elefantenrunden“ am Wahlabend nicht stattfinden – jede Partei macht ihre Pressekonferenz, teilweise bis tief in die Nacht!

Es wird sich bei den kommenden Wahlen zeigen, was die Seminarteilnehmer an Anregungen und Erfahrungen umsetzen konnten. Ein maßgebliches Ziel hat das Seminar bereits jetzt erreicht: den grenzüberschreitenden Erfahrungsaustausch unter Journalistenkollegen zu ermöglichen. Kamen sie aus Belgrad oder Zagreb, aus Skopje, Tirana oder Sofia – die gemeinsame Sprache wurde schnell gefunden, nicht zuletzt beim abendlichen Get-Together …

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Seminar
10. - 13. März 2011
Sofia, Bulgarien
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Wahlseminar Sofia KAS MP SOE

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