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Veranstaltungsberichte

Lösungen zur Überwindung der Anfälligkeit für Desinformation

von Darija Fabijanić
Experten aus Bulgarien, Deutschland, Großbritannien und der Ukraine diskutieren zum Thema Propaganda und hybride Kriege

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Eine negative Einflussnahme auf Politik und Gesellschaft findet derzeit in vielen europäischen Staaten aufgrund von Desinformationskampagnen und hybrider Kriegsführung statt. Sicherheitsexperten, Journalisten, Diplomaten, Politikberater und Wissenschaftler kamen zusammen, um die Auswirkungen dieser neuen hybriden Kriege und Propaganda zu analysieren und mögliche Gegenmaßnahmen zu diskutieren. Die Veranstaltung wurde vom KAS-Medienprogramm Südosteuropa und dem Sofia Security Forum mit der Unterstützung der britischen Botschaft und dem Zentrum für nationale Sicherheit und Verteidigungsforschung organisiert. Das Event fand am 22. Mai 2018 in Sofia statt.

Die Konferenz mit dem Titel "Hybride Kriegsführung und Desinformation – die neue (alte) Bedrohung für Europa" wurde von Yordan Bozhilov, Präsident des Sofia Security Forums, eröffnet. "Das Internet hat unser Leben vereinfacht, aber wir sind gleichzeitig auch anfälliger für Desinformation und Cyberattacken geworden", sagte Mila Serafimova, Mitveranstalterin vom Sofia Security Forum und Moderatorin der Diskussion.

Während ihrer eigenen Präsentation betonte Irina Nedeva, Vorsitzende des Verbandes der Europäischen Journalisten in Bulgarien, dass das Phänomen Fake News größer geworden sei als die Cyber-Kriegsführung, da Fake News die politische Entscheidung der Bürger beeinflusst habe. Man habe sehen können wie Wahlen durch Soziale Medien gelenkt wurden. Allerdings sagte sie: "Gegenpropaganda ist keine Lösung. Es würde nur zu einem weiteren Kalten Krieg führen."

Es wird nicht genug in Cyber-Sicherheit investiert

Hans-Wilhelm Dünn, Präsident des deutschen Cyber-Sicherheitsrates, erklärte, dass nur 10 Prozent der Firmen in Cyber-Sicherheit investieren. Es bestehe generell ein Mangel an Geldern, Personal und Bildung. Außerdem bedürfe es internationaler Kooperation und Regulierung. "Regierungsvertreter müssen miteinander reden und einen gemeinsamen Ansatz finden", so Dünn.

"Das Neue an den Gefahren von hybriden Kriegen und Desinformation ist die Geschwindigkeit. Wir müssen Widerstandsfähigkeit dagegen aufbauen", sagte Henry Collis, Stellvertretender Direktor für Sicherheits- und Verteidigungsprojekte im Büro der britischen Premierministerin und im Kommunikationsteam des Kabinetts. Er betonte, dass jede einzelne Falschinformation zu widerlegen nicht effektiv sei. Es müssen die Effekte von Desinformation angegangen werden, in dem ein Kernnarrative kommuniziert wird – ein sog. "counter-brand" (Konter-Marke). Um die Anfälligkeit für Propaganda zu überwinden, müssen die Regierungen die Debatte neu gestalten, indem sie die Taktiken aufdecken, die Menschen entsprechend ausstatten, die Medienumwelt verbessern und mit Social-Media-Unternehmen zusammenarbeiten.

Hybride Kriegsführung ist ein effektives und gefährliches Werkzeug

Mykola Bielieskov, Stellvertretender Direktor des Insituts für Weltpolitik, erklärte am Beispiel der Ukraine welche Effekte hybride Kriege haben. "Hybride Kriegsführung ist ein Werkzeug, welches effektiver ist als ein offenes Gefecht." Außerdem warnte Bielieskov davor, dass die EU und NATO keine zweite Front seien, sondern in imminenter Gefahr sind. Regierungen können nicht reagieren, sondern müssen Widerstandsfähigkeit aufbauen.

Martin Sokolov, Forscher am Zentrum für nationale Sicherheit und Verteidigungsforschung der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften, erklärte das hybride Kriegsführung nichts Neues sei und stellte die Entwicklung des Phänomens dar. Er betonte: "Damit unsere Gesellschaften widerstandsfähig gegen diese Bedrohungen werden, müssen sie demokratischer werden."

Alle Redner stellten die Perspektive aus verschiedenen Disziplinen auf dieses Thema dar, aber schlussfolgerten gemeinsam, dass Staaten mehr in die Bildung der Bürger investieren und enger zusammenarbeiten müssen, um besser gegen Desinformation und hybride Angriffe gewappnet zu sein.

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