Veranstaltungsberichte
Journalisten, Chefredakteure, Medienexperten, Wissenschaftler, Politiker und Vertreter zahlreicher NGOs diskutierten vom 16. bis 18. Oktober 2014 in Skopje über die fragile Medienfreiheit und Best Practices in Südosteuropa. Der Medienkrieg um die Ukraine stand als hoch aktuelles Sonderthema im Fokus.
Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS), die Südosteuropäische Medienorganisation (SEEMO) und die Zentraleuropäische Initiative (CEI) haben das "South East Europe Media Forum" als größte Medienkonferenz der Region weiter ausgebaut. 300 Medienschaffende, führende Experten und hochrangige politische Gäste kamen dieses Jahr nach Skopje, um sich über die schwierige Medienlage auszutauschen. Die Konferenz eröffneten Christian Spahr, Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa, SEEMO-Generalsekretär Oliver Vujović sowie CEI-Generalsekretär Giovanni Caracciolo di Vietri.
Mazedonischer Außenminister im Dialog mit Journalisten
Im Rahmen der Eröffnung fand eine lebhafte Podiumsdiskussion mit dem mazedonischen Außenminister Nikola Poposki statt. Er betonte die Rolle der EU-Integration für die zukünftigen Entwicklungsperspektiven des Landes. Die Journalisten und Medienexperten sprachen ihn auf den Fall des mazedonischen Journalisten Tomislav Kezarovski an, der 2013 unter fragwürdigen Umständen zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt wurde. Die Gerichtsentscheidung hatte international Proteste und Debatten um die Medienfreiheit in Mazedonien ausgelöst. Minister Poposki betonte, er wolle sich in die Arbeit der Gerichte nicht einmischen. In der Folge der Diskussion auf dem South East Europe Media Forum veröffentlichte die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG), die durch ihren deutschen Geschäftsführer Christian Mihr vertreten war, gemeinsam mit dem Journalistennetzwerk n-ost einen weiteren Appell zur Freilassung Kezarovskis.
Der Bundestagsabgeordnete Johann Wadephul (CDU), Mitglied des Auswärtigen Ausschusses, unterstrich in einer Rede die Bedeutung von Medienfreiheit und Meinungsvielfalt für eine erfolgreiche EU-Integration der südosteuropäischen Länder.
Das South East Europe Media Forum 2014 stand unter dem Motto "Medien in Südosteuropa: Zu wenig oder zu viel Information?". Schwerpunkte waren das Recht auf Zugang zu staatlichen Informationen, die Arbeitsbedingungen investigativer Reporter und Modelle für eine erfolgreiche Selbstregulierung der Branche. Keynote-Sprecher aus ganz Europa gaben Impulse für die Debatten. So sprachen neben Christian Mihr (ROG) unter anderem die bosnische investigative Journalistin Miranda Patrucić und Flip Voets, Ombudsmann des flämischen Presserats in Belgien.
Ein Teil der Panels wurden in Kooperation mit der UNESCO und dem Mediennetzwerk SEENPM organisiert, die eine andere jährliche Medienkonferenz mit dem South East Europe Media Forum verschmolzen. Moderiert wurden die meisten Debatten von internationalen Experten wie Helen Darbishire, Gründerin der Medien-NGO Access Info Europe, oder Journalisten wie dem Südosteuropa-Korrespondent der FAZ, Michael Martens.
Am Nachmittag des zweiten Konferenztages fand unter Moderation von Christian Spahr, Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa, eine rege Podiumsdiskussion über den Medienkrieg um die Ukraine statt. Das Thema wurde eingeleitet durch Statements des früheren slowenischen Präsidenten Danilo Türk sowie Boris Bergant, SEEMO-Vorstandsmitglied und Berater der Europäischen Rundfunkunion. Christian Mihr von ROG sprach die Keynote. Seiner Einschätzung nach könnten die schwierigen Arbeitsbedingungen von Journalisten zu einer weiteren Verschlechterung von Russland und der Ukraine im Medienfreiheitsindex führen. Mihr, der eine Studie über die Medienstrategie des Kremls mitverfasst hatte, schilderte die Lage der wenigen unabhängigen Medien in Russland und gab Beispiele für verzerrte Darstellungen der Ukraine-Krise im russischen Staatsfernsehen.
Mehr zum SEEMF im Veranstaltungsbericht.
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