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Wahlkampf: Wichtige Debatten fehlen in den Medien

von Christian Spahr
Stiftung Mediendemkoratie (FMD) und KAS stellen Monitoring vor – Borissov führt weiter bei Medienpräsenz, Plevneliev legt zu.

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In den Wahlkampf-Monaten Juni bis September war die Berichterstattung der bulgarischen Medien wenig kontrovers – ebenso wie der Wahlkampf selbst. Einer neuen Studie zufolge fehlten tiefere Analysen. Gleichzeitig "normalisiere" sich der Ton der Berichterstattung. Der bisherige Oppositionsführer und designierte Ministerpräsident Borissov ist die meistgenannte Person. Präsident Plevneliev hatte für die Medien Bedeutung als Krisenmanager des Landes.

Boyko Borissov führt weiter die mediale Hitliste der meistgenannten bulgarischen Politiker an. In dem Medien-Monitoring der Stiftung Mediendemokratie (FMD) und der Konrad-Adenauer-Stiftung kommt er auf 49 Prozent mehr Nennungen als Staatspräsident Rosen Plevneliev und auf 57 Prozent mehr als der bisherige Ministerpräsident Plamen Oresharski. Die beiden NGOs analysierten Printmedien und TV-Sender zwischen dem 24. Mai und dem 3. Oktober 2014. Die Parlamentswahlen fanden am 5. Oktober statt.

In der qualitativen Medienpräsenz legte Staatspräsident Plevneliev deutlich zu. Dies bedeutet, dass seine politischen Positionen stärker von den Medien thematisiert wurden. "Die stärkere Präsenz von Plevnelievs Politik liegt an seiner Rolle als Krisenmanager und Initiator der Übergangsregierung", erklärt Studienleiter Orlin Spassov von der Sofioter Universität. Nach dem Rücktritt der Regierung von Sozialisten (BSP) und der Partei ethnischer Türken (DPS) hatte sich ein Übergangskabinett gebildet, das aktuell noch im Amt ist.

Die bis Mai regierende BSP-DPS-Regierung wurde sowohl von TV-Sendern als auch Zeitungen in diesem Zeitraum überwiegend kritisiert. Die Übergangs-regierung wird von den wichtigsten Medien neutral gesehen. "Manche Medien haben ihre Position zu bestimmten politischen Kräften um 180 Grad gedreht", bemerkte Christian Spahr, Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa. "Ein Teil der Medien orientiert sich immer an den jeweils Mächtigen."

Es gebe jedoch auch "eine Normalisierung des Verhaltens der Medien", so Spassov. So habe es über die Medien kaum heftige Konfrontationen zwischen den politischen Lagern gegeben. Nur nationalistische Parteien hätten radikale Diskurse geführt. Spassov: "Der Wahlkampf war leise und ohne großen Ideenwettbewerb. Einerseits trägt das zu guten Manieren in der Politik bei. Anderseits fehlten wichtige Debatten, und Journalisten beschränkten sich oft auf Interviews." Redaktionelle Berichte und bezahlte Wahlwerbung wurden vor allem in Printmedien nicht immer klar getrennt, kritisierten FMD und KAS.

Die repräsentative Studie wurde mit der Agentur Market Links durchgeführt. 8199 einzelne Nachrichten von acht bulgarischen Medien wurden ausgewertet.

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