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Veranstaltungsberichte

„Europa möchte in Afrika soviel Geld wie möglich ausgeben – China möchte soviel Geld wie möglich verdienen.“

von Caroline Lasserre

Abschlussdiskussion der Veranstaltungsreihe "Wunstorfer Gespräche" in der Offizierheimgesellschaft in Wunstorf

Unter dem diesjährigen Thema „Afrika und Europa – Perspektiven einer neuen Partnerschaft“ diskutierten Dr. Matthias Basedau, GIGA Hamburg, Sebastian Barnet Fuchs, Koordinator für Entwicklungspolitik und Menschenrechte der Konrad-Adenauer-Stiftung sowie Dustin Dehéz, Global Governance Institute Brüssel, vor gut 100 Zuhörern über verschiedene Ansätze der Entwicklungszusammenarbeit. Daneben erörterten sie unter anderem auch die politischen Entwicklungen im Rahmen der sog. „Arabellion“ in Nordafrika sowie das Engagement der „BRICS“-Staaten auf dem afrikanischen Kontinent.

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Dabei geht es - laut Sebastian Fuchs - vor allem um China, Brasilien und Indien. Deren Engagement in Afrika habe sich in den vergangen Jahren vervierfacht. Die Gründe hierfür seien in erster Linie wirtschaftlicher Natur, vor allem die Gewinnung von Rohstoffen sowie der Erschließung von Absatzmärkten. „Alle drei Staaten stehen dem Westen kritisch gegenüber, wollen mit ihm gar konkurrieren und zum Führer des globalen Südens aufsteigen.“, so Fuchs über die Motive der „BRICS“-Staaten in Afrika.

Im Gegensatz zu Deutschland und der EU jedoch, die in ihrer Entwicklungszusammenarbeit immer versuchten, den Prozess der Demokratisierung voranzutreiben und die Einhaltung der Menschenrechte zu sichern, unterliefen China, Brasilien und Indien den westlichen Werteansatz. „Für sie geht offiziell die Souveränität der Staaten vor, sie mischen sich nicht in die inneren Angelegenheiten der Staaten ein.“ Auch schlössen diese Staaten Verträge, die für die allgemeine Bevölkerung nicht gerade vorteilhaft seien und eher korrupten Führungs“eliten“ zugute kämen.

Im zweiten Teil konzentrierte sich Dustin Dehéz auf die Staaten im Norden Afrikas, die aufgrund ihrer geografischen Nähe zu Europa und der politischen Entwicklung der letzten beiden Jahre - Stichwort „Arabischer Frühling“ - besonders interessant seien. „Doch was ist der arabische Frühling überhaupt?“, fragte sich der Autor zunächst selbst. „Kann man ihn als Revolution beschreiben? Als Rebellion? Als Staatsstreich?“ Seiner Meinung nach handelte es sich bei den Ereignissen vor allem in Ägypten tatsächlich um eine revolutionäre Bewegung. Der Sturz des Regimes aber sei weniger auf das Engagement der Bürger in den Straßen Kairos zu danken, sondern dem Umschwenken der Militärs auf die Seite der Revolutionäre. Der Prozess der Umgestaltung sei aber noch lange nicht abgeschlossen und sein Ausgang ungewiss.

„Aber wir sollten uns in Geduld üben.“, appellierte Dustin Dehéz an die Zuhörer. „Der Arabische Frühling ist noch kein Winter.“ Es sei allerdings unmöglich, den arabischen Staaten die westlichen Wertevorstellungen einfach „überzustülpen“. Die revolutionären Kräfte hätten eine Antwort erhalten, mit dieser sie jetzt umgehen müssten. Jedoch sollten wir weiterhin an der Idee der Freiheit festhalten. „Richtig, denn Demokratie ist etwas Westliches, aber Mitbestimmung macht glücklich. Das sollten wir nicht vergessen.“, fügte Fuchs an.

Diese Ansicht teilte auch Dr. Basedau, der die Stabilisierung der afrikanischen Staaten sowie den Kampf gegen Terroristen als wichtigste Ziele Deutschlands in Afrika benannte. Im Kontrast zu Staaten wie China verfolge Deutschland keine Entwicklungshilfe, um Rohstoffe oder Absatzmärkte zu erschließen. „Trotzdem wird die humanitäre Hilfe den harten Interessen häufig untergeordnet.“, kritisierte Basedau die Entwicklungszusammenarbeit.

„Wir sollten auch von der Illusion Abschied nehmen, dass man allein durch Brunnenbau ein Land ändern kann.“ Vielmehr setze die praktizierte Entwicklungshilfe oft die falschen Signale, indem sie zu sehr alimentiere anstatt die Eigeninitiative der einheimischen Bevölkerung zu fördern. „Bei der Entwicklungshilfe muss die Qualität im Vordergrund stehen. Wir müssen aufhören sinnlos Geld nach Afrika zu pumpen.“, so Basedau. Dabei käme es darauf an, Handelsbeschränkungen vor allem im Agrarbereich aufzuheben und den innerafrikanischen Handel zu stärken.

„Aber Handel löst nicht alle Probleme!“, antwortete Fuchs. Gerade die schwächsten Entwicklungsländer seien ohne die finanzielle Unterstützung westlichen Welt überhaupt nicht überlebensfähig. Andererseits schrumpfe der Anteil der Entwicklungshilfe in den Staatshaushalten der meisten stärkeren Entwicklungsländer seit mehreren Jahren. „Wir müssen uns fragen, was kann und soll Entwicklungshilfe bewirken. Nicht alles, was viel bringt, kostet viel und umgekehrt.“ Leider gehe es bei Entwicklungszusammenarbeit oft mehr um den strukturellen Aufbau der Hilfen als um ihren eigentlichen Sinn, der auf die Wirkung und Umsetzung vor Ort abzielen sollte, hielt Dustin Dehéz dem entgegen. Dabei müssten Investoren Menschenrechte einfordern sowie Bildungs- und Gesundheitshilfe fördern. „Vor allem brauchen wir keine Außenpolitik nach dem ‚Putin-Modell’, die nur auf Eigennutz ausgerichtet ist.“, betonte Dr. Basedau. Wir müssten realistisch bleiben und aufhören, Staaten unsere eigenen Ideen und Vorstellungen aufzudrängen. Insgesamt sei die zunehmende Konkurrenz durch China, Brasilien und Indien sehr vorteilhaft für die afrikanischen Staaten. Sie hätten dadurch größere Freiheitsräume, sich ihre Kooperationspartner gezielt auszusuchen und gewännen dadurch an Unabhängigkeit. „Konkurrenz belebt das Geschäft.“, schmunzelte Dr. Basedau.

In der anschließenden Diskussion interessierte die Zuhörer insbesondere der Ausbau von Bildungseinrichtungen in Afrika, da diese häufig als Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft wahrgenommen würden. Mit Verweis auf die Millenniumsziele - die in den meisten Staaten im Bereich Bildung erfolgreich umgesetzt wurden – deute sich eine Verbesserung in der Ausbildung von Kindern, besonders von Mädchen an. Doch betonte Dr. Basedau auch, dass sich die Entwicklungsziele nur auf die grundlegende Bildung bezögen und weiterführende, besonders aber universitäre Bildung oft vernachlässigt werde. Auch fehle es in Schulen und Universitäten oft am nötigsten, selbst Papier und Stifte zum Schreiben von Klausuren sei nicht selbstverständlich. Daher könne man selbst mit einfachen Mittel und finanziellem Einsatz große Effekte erzielen.

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