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Veranstaltungsberichte

"Weltmeister in Selbstkritik"

von Jan-Niklas Kuhfahl

Bückeburger Mittagsgespräch mit dem israelischen Botschafter S.E. Yakov Hadas-Handelsman

Zu den „Deutsch-Israelischen Beziehungen heute und morgen. Herausforderungen, Erwartungen und Perspektiven“ sprach der amtierende israelische Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland, S.E. Yakov Hadas-Handelsman, im Großen Rathaussaal in Bückeburg vor rund 250 geladenen Gästen.

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In der Begrüßung stellte Jörg Jäger, Landesbeauftragter der Konrad-Adenauer-Stiftung für Niedersachsen, die Rolle der „KAS“ im Nahen Osten vor. Dort ist sie u. a. mit je einem Auslandsbüro in Israel und den palästinensischen Gebieten vertreten und leistet einen wichtigen Beitrag zu mehr Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in der Region und versucht, Impulse für eine Wiederbelebung des Friedensprozesses zu geben. Im Inland sei die Erinnerungskultur - so Jäger - eine ständige Verantwortung für die Politische Bildung, insbesondere gegenüber jüngeren Menschen. Die Moderation der Veranstaltung übernahm dann Friedrich Pörtner, ehemaliges und langjähriges Mitglied des Niedersächsischen Landtags. Er erinnerte in seiner Einleitung auch an den Besuch von Shimon Stein in Bückeburg, israelischer Botschafter in Berlin von Januar 2001 bis Herbst 2007.

Als den „wichtigsten Posten meiner diplomatischen Laufbahn“ bezeichnete S.E. Hadas-Handelsman den israelischen Botschafterposten in Deutschland, den er seit dem 9. März 2012 innehat. Zuvor war der in Tel Aviv geborene Hadas-Handelsman für den israelischen Diplomatischen Dienst bereits in Jerusalem, Ankara, Wien, Katar, London und Brüssel tätig.

Gleich zu Beginn seines Vortrages unterstrich der israelische Botschafter die Besonderheiten der deutsch-israelischen Beziehungen. Er betonte, dass man zwischen Schuld und Verantwortung bezüglich der Judenvernichtung im Dritten Reich unterscheiden müsse. Die jetzige Generation in Deutschland habe keine Schuld an dem Menschheitsverbrechen auf sich geladen, sei jedoch in besonderer Weise dafür verantwortlich, wie man heute und in der Zukunft damit umgehe solle. Auch deshalb bleibe das deutsch-israelische Verhältnis immer ein besonderes. Dabei betonte er die enge Kooperation beider Länder, besonders hinsichtlich des Warenaustauschs, der Wissenschaft, der Kultur bis hin zu gemeinsamen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika. Seit einigen Jahrzehnten existieren außerdem einige sehr erfolgreiche Austauschprojekte von Jugendlichen, z.B. die der evangelischen Aktion Sühnezeichen. Ein „neues Kapitel“ in der Geschichte der Beziehungen hätten die deutsch-israelischen Regierungskonsultationen aufgeschlagen, die 2008 offiziell vereinbart wurden, so der Botschafter.

Ausführlich hob Hadas-Handelsman die Wurzeln der christlich-jüdischen Kultur in Europa als Gemeinsamkeit beider Länder hervor. Israel „ist und bleibe eine lebendige Demokratie“ und Maßstab sei die Wertegemeinschaft Europas („die Staaten im Kern Europas“), nicht die Nachbarländer im Nahen Osten.

Als die drei größten Herausforderungen der Zukunft nannte der israelische Botschafter das Verblassen der NS-Vergangenheit in den Köpfen der Menschen, die sich verändernden Handelsinteressen Deutschlands und eine damit einhergehende Lockerung der Beziehungen, sowie die Sicherheit des Staates Israels. Nichts desto trotz sei er „optimistisch“, dass der beiderseitige Kulturaustausch Zukunft habe. In diesem Zusammenhang stellte Hadas-Handelsman auch die engen wirtschaftlichen und forschungspolitischen Verflechtungen Israels und Deutschlands, z.B. in der Automobil- und Computerindustrie, heraus.

Nach dem gut halbstündigen Vortrag hatten die Gäste die Möglichkeit, dem israelischen Botschafter direkt Fragen zu stellen.

Die Gäste interessierten sich vor allem für Antisemitismus, die israelische Siedlungspolitik und das viel diskutierte Thema, ob Israel kritisiert werde dürfe oder nicht. Kritik an Israel solle nicht „obsessiv und Ziel“ sein, Israel sei jedoch„Weltmeister in Selbstkritik“, so Botschafter Hadas-Handelsman. Über Auswirkungen auf den Frieden in der Welt, das „Pulverfass“ Nahost nach dem Arabischen Frühling, die israelisch-türkischen Beziehungen und die Erwartungen an Deutschland und Europa wurde ebenfalls in kurzen Fragen und Antworten eingegangen. „Frieden gibt es nur durch Verhandlungen“ stellte Hadas-Handelsman klar. Israel habe bewiesen, dass es zum Frieden bereit sei.

Auf die Frage eines Bückeburger Gymnasiasten, wie denn der israelisch-palästinensische Konflikt in zehn Jahren aussehen werde, antwortete der Botschafter, dass Deutsche schon zwei Jahre im Voraus ihren Urlaub planen würden, man aber keine Aussage treffen könne, ob sich die Situation im Nahen Osten in zwei Jahren stabilisiert hat oder nicht. Hadas-Handelsman spielte damit auf seine zuvor getätigte Aussage an, dass in unregelmäßigen Abständen Raketen auf israelische Zivilgebiete niedergehen und das alltägliche Leben der Menschen von Angst bestimmt sei.

Jan-Niklas Kuhfahl (FSJ Politik Niedersachsen)

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