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"Wir brauchen Europa"

KAS-Mittagsgespräch in Stadthagen: Prof. Dr. Klaus-Peter Müller über Europa und die Soziale Marktwirtschaft

Im Rahmen der "REDNERTOUR EUROPA" sprach der Aufsichtsratsvorsitzende der Commerzbank und Präsident des Deutschen Verkehrsforums Prof. Dr. Klaus-Peter Müller im KAS-Mittagsgespräch in Stadthagen über die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise, die Soziale Marktwirtschaft und die Zukunft der Europäischen Union. Der Europaabgeordnete Burkhard Balz MdEP sprach ein Grußwort.

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"Wir sind in einer Schuldenkrise gigantischen Ausmaßes". Und es bedürfe, so Prof. Dr. Klaus Peter Müller KAS-Mittagsgespräch in Stadthagen, rascher Lösungen, um die Probleme einzudämmen. An einigen dieser Lösungsvorschläge ließ Prof. Müller die mehr als 130 Zuhörer im Stadthäger Ratskeller, unter ihnen sehr viele Schülerinnen und Schüler, teilhaben. Einleitende Worte sprach der Europaabgeordnete Burkhard Balz, der darauf hinwies, dass man in Zukunft ein besonders starkes Europa brauche und der Binnenmarkt mittels einheitlicher Maßstäbe im Bereich der Unternehmensführung vorangebracht werden müsse.

Die derzeitige Finanz- und Wirtschaftskrise ist laut Müller ein Versagen der Politiker und weniger durch falsche Entscheidungen von Bankern hervorgerufen worden. Griechenland sei aber dennoch ein Sonderfall, in dem nun tiefgreifende Reformen greifen müssten, damit die Wettbewerbsfähigkeit erhalten werden könne. Reformmittelpunkt dabei seien die strukturellen Probleme des Landes.

Prof. Müller beklagte, dass die Finanz- und Wirtschaftskrise auch eine Vertrauenskrise sei. Studien stellten eine Vertrauenserosion gegenüber dem derzeitigen wirtschaftlichen System und den Kräften des Marktes fest, sodass z.B. jeder zweite Bundesbürger nicht mit dem Funktionieren der Sozialen Marktwirtschaft zufrieden sei. In diesem Zusammenhang mahnte Prof. Müller, die Soziale Marktwirtschaft und die damit seit 60 Jahren einhergehende Wohlstandsgesellschaft leichtfertig aufs Spiel zu setzen, wenn man jetzt eine radikale Reform im Wirtschaftssystem fordere. Denn: "Es gibt kein System, dass das Paradies auf Erden schafft".

In der derzeitigen Krise sei es mehr als notwendig, sich auf die bewährten Werte und Ziele der Sozialen Marktwirtschaft zu besinnen und diese auch modellhaft auf Europa anzuwenden. Denn ebendieses System stelle Freiheit und Verantwortung gleichrangig nebeneinander, sei ein Bekenntnis zur Freiheit des Menschen und hebe die Geldwertstabilität nach den Lehren aus zwei Hyperinflationen hervor. Besonders die Inflation sei aber auch heute noch "der Todfeind des kleinen Mannes", so Müller. In der Sozialen Marktwirtschaft werde außerdem Verantwortung für die Schwächeren in der Gesellschaft übernommen. Der rechtliche Ordnungsrahmen setze dem Gewinnstreben Einzelner und dem Shareholder-Value Grenzen, was ein "ureigenen Interesse einer Marktwirtschaft" sei.

In der anschließenden Fragerunde kamen aus dem Publikum viele vor allem skeptische Beiträge zur Griechenland- und Euro-Rettung. Doch Prof. Müller hob hervor, dass Deutschland enorm vom Euro profitiere und man bei einem Scheitern unserer gemeinsamen Währung einen enorme Aufwertung der D-Mark zu befürchten habe. Zudem hätte sich das deutsche Exportwunder der vergangen Jahre gewiss nicht so ohne den Euro realisieren können. Daher müsse der Euro gerettet werden. Die Ehrlichkeit müsse es allerdings gebieten, dass man offen über Griechenlands Zukunft in der Euro-Zone spreche.

In der rechten Seitenspalte können Sie auf ein Dokument mit den Kernthesen von Prof. Müller zugreifen.

Alex Schmidtke

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