Am 8. Mai 2025 war die Dorfliebetour zu Gast in Oedelum – einem Ortsteil der Gemeinde Schellerten im Landkreis Hildesheim. In einem offenen Gesprächsformat konnten Bürgerinnen und Bürger ihre Themen, Sorgen und Perspektiven einbringen – ganz im Sinne des Tour-Mottos: Zuhören, Verstehen, Gemeinsam gestalten. Mit dabei war die Europaabgeordnete Lena Düpont.
Starke Stimmen aus der Landwirtschaft
Im Vergleich zu anderen Stationen der Dorfliebetour wurde die Diskussion in Oedelum besonders stark von landwirtschaftlichen Themen geprägt. Eine kurze Umfrage per Handzeichen zeigte: Mehr als die Hälfte der Anwesenden waren selbst aktive Landwirte. Entsprechend deutlich wurden die Herausforderungen geschildert, mit denen sich die Landwirtschaft aktuell konfrontiert sieht – von der fehlenden Wirtschaftlichkeit über den Mangel an Nachfolgern bis hin zu einer zunehmenden Überregulierung. Sorgen bereiten unter anderem strenge Vorgaben zur Bewirtschaftung, der geplante CO₂-Preis sowie die wachsende Konkurrenz durch günstige Importe aus weniger regulierten Ländern.
Lena Düpont zeigte Verständnis für die Kritik und räumte ein, dass gerade Deutschland in vielen Fragen der Agrar- und Umweltpolitik besonders hohe Standards setze – oft aus gutem Willen, aber nicht immer mit Blick auf internationale Wettbewerbsfähigkeit. „Hier müssen wir nachjustieren“, so Düpont, „damit unsere heimische Landwirtschaft zukunftsfähig bleibt.“
Lebensqualität auf dem Land sichern
Ein weiteres zentrales Thema war der Erhalt der ländlichen Infrastruktur. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sprachen über die Herausforderungen, die mit dem demografischen Wandel, einem rückläufigen ÖPNV-Angebot sowie fehlenden Kita-Plätzen und Pflegeeinrichtungen einhergehen. Der Bürgermeister von Schellerten machte deutlich, dass Kommunen angesichts wachsender Kosten und begrenzter Mittel kaum noch in der Lage seien, essenzielle Einrichtungen – wie etwa ein Schwimmbad – zu erhalten. Der Appell an Land und Bund: Ländliche Räume dürfen nicht noch weiter abgehängt werden.
Ehrenamt unter Druck
Auch das Ehrenamt stand im Fokus der Diskussion. Viele Engagierte berichteten von immer höheren Hürden: strenge Bauvorgaben selbst bei Feuerwehrgebäuden, komplizierte Hygienevorschriften für Straßenfeste oder unklare Haftungsfragen bei Schülertransporten. Die einhellige Meinung: Vorschriften sollten sinnvoll und praxistauglich sein – und dürfte nicht abschrecken wirken. Ein Teilnehmer schlug vor, ehrenamtliches Engagement durch konkrete Anreize wie die Anrechnung von Rentenpunkten oder kostenfreie ÖPNV-Tickets stattdessen stärker zu würdigen.
Nach rund 90 Minuten gemeinsamer intensiver Diskussion, gingen die Gespräche dann in kleinen Gruppen noch lebhaft weiter. Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für die spannende Diskussion und freuen uns auf ein Wiedersehen!