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Veranstaltungsberichte

Jan Fleischhauer zu Gast in Lilienthal und Verden

von Reinhard Wessel

Lebendige und humorvolle Vorträge des Spiegel-Autors und Journalisten vor mehr als 200 Zuhörern

Einmal mehr nahm Jan Fleischhauer das Seelenleben der Linken ins Visier. Dabei sparte er nicht mit Spott, Witz und Ironie und traf den Nerv des Publikums.

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Einen interessanten Einblick in das Seelenleben der politischen Linken bot in Lilienthal und danach in Verden der Spiegel-Redakteur Jan Fleischhauer. Der weiß, wovon er spricht, wuchs der doch in einem Elternhaus aus, dass tief im sozialdemokratischen Milieu der sechziger Jahre verankert war. Dort lernte er, dass das Phänomen „links zu sein“ weniger programmatisch zu verorten als in einem spezifischen „Lebensgefühl“ zu suchen ist, dass von einem ausgeprägten Sendungsbewusstsein gekennzeichnet ist, auf der „richtigen Seite“ der historisch-politischen Entwicklung zu stehen, im permanenten und unermüdlichen Kampf gegen die „Welt des Bösen".

Besonders etabliert hätte sich die Linke im Öffentlichen Dienst. In den ersten zehn Jahren der ersten sozial-liberalen Koalition sei dieser um mehr als 40 Prozent gewachsen, eine historisch einmalige Steigerung. Auch die Medien seien – neben der Kulturszene durch dieses Milieu geprägt. Selbst in den Redaktionsstuben des „konservativen Flaggschiffs“ des Springer-Verlages bekennen sich ca. 2/3 Drittel der Mitarbeiter dazu, dem linken Parteienspektrum nahezustehen. Der Grund für diese Dominanz sieht Fleischhauer darin, dass die vielen Abgänger der linkslastigen geistes- und sozialwissenschaftlichen Studiengänge auf dem „normalen Arbeitsmarkt“ allenfalls als Taxifahrer oder Verlagslektor eine berufliche Perspektive hätten und so der Journalismus die einzige lukrative Berufsalternative darstellt. Dieser böte auch die einmalige Chance, dass den Linken innewohnende Sendungs- und Weltverbesserungssyndrom auszuleben. In den Chefetagen deutscher Vorzeigeunternehmen, in Ingenieursbüros oder im naturwissenschaftlichen Forschungs- und Produktionsbereich seien sie kaum anzutreffen.

Ein weiteres Kennzeichen der Linken sei deren unermüdlicher Einsatz für alle möglichen Minderheiten, deren Rechte es zu schützen oder auszuweiten gelte, also z.B. für Lesben, Schwule, Ausländer, Jugendliche und Frauen. Allerdings sei dieses Engagement sehr selektiv: Z. B. Banker, Jäger, Klimaskeptiker und andere bedrohte Arten könnten sich dieses Beistands allerdings nicht erfreuen.

Die sich anschließenden Diskussion, die durch den örtlichen CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Mattfeldt launig moderiert wurde, konzentrierte sich auf die Frage, was sich der „gefühlten“ Dominanz der Linken in Medien, Kultur und Gesellschaft entgegensetzen lasse. In diesem Zusammenhang wies der Spiegel-Autor darauf hin, dass Deutschland trotz alledem erstaunlich konservativ sei. Das zeige sich nicht nur daran, dass die Bundesrepublik in ihrem 60-jährigen Bestehen bisher 40 Jahre von CDU-Kanzlern regiert wurde, sondern auch an den demoskopischen Daten. Laut Allensbach wollen 80 Prozent der Deutschen eine Familie mit Kindern. Zudem erlebten konservative Werte wie Fleiß, Manieren, Sparsamkeit und Gewis-senhaftigkeit eine Renaissance. Die Familie erweise sich trotz aller Abgesänge in den Lifesty-le-Magazinen als erstaunlich robust, meinte Fleischhauer, und schiebt mit einem Lächeln hinterher: „Zwei Drittel aller Deutschen gehen eine Ehe ein – viele davon sogar mehrere“ und 70 Prozent der Kinder wüchsen in „normalen“ Familienverhältnissen auf.

Die Gäste dankten dem Redner für seine abwechslungsreichen, humorvollen und pointierten Ausführungen mit lang anhaltendem Applaus.

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