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Veranstaltungsberichte

Kirchengespräch mit Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht

von Jörg Jäger

Das Thema "Heimat, Entwurzelung und Zusammenhalt der Gesellschaft" beschäftigt die Niedersachsen

Die Globalisierung läßt den Heimatbegriff im neuen Licht erscheinen. Moderator und Pastor Jan Dieckmann konnte den Diskutanten auch Privates zum Thema entlocken

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Moderator Jan Dieckmann hatte sich allerhand ausgedacht, um das Thema "Die entwurzelte Gesellschaft" in seiner ganzen Facette anzusprechen. Von der Globalisierung über Integration bis hin zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie reichten seine Fragen an die thüringische Ministerpräsidenten Christine Lieberknecht, den CDU-Fraktionschef im Niedersächsischen Landtag und den Hildesheimer Weihbisch Heinz-Günter Bongartz.

Der Hildesheimer Weihbischof Heinz-Günter Bongartz plädierte vor allem dafür, Zuwanderern zu helfen, in Deutschland eine Heimat zu finden. Migranten könnten eine Bereicherung sein, führte Bongartz beim gemeinsamen Kirchengespräch der Konrad-Adenauer-Stiftung und der Unionsfraktion im Niedersächsischen Landtag auf dem Podium aus. "Was sichert unseren Zusammenhalt?“ lautete der Untertitel angesichts zunehmender Mobilität junger Menschen, die einerseits Familie und Beruf unter einen Hut bringen sollen, andererseits die generationenübergreifende Verantwortung und Pflege von Eltern und Großeltern mit gewährleisten sollen. "Wie paßt das zusammen?", wollten die Einladenden an diesem Abend erfahren.

„In unserer Familie galt: Ein Bongartz wird nicht Priester“ verriet der Weihbischof bei der Podiumsdiskussion vor zahlreichen Zuhörern und deutete damit die ganze Ambivalenz des Begriffes „Heimat“ an, um den sich das „Kirchengespräch“ schlußendlich immer wieder drehte. Heimat bietet Halt, sie lässt Wurzeln schlagen, kann aber auch einengen und behindern. Aufgewachsen im ostwestfälischen Dorf Avenvedde bei Gütersloh als Sohn eines Handwerkers war Heinz-Günter Bongartz der erste in seiner Familie, der Abitur machte und der erste, der zum Priester geweiht wurde. Noch immer hege er Heimatgefühle für seinen Heimatort, teilte Bongartz mit, habe jedoch auch längst in der katholischen Kirche Wurzeln geschlagen, die ihm überall auf der Welt ein Stück Heimat schenken könne. Für den Weihbischof ist der Begriff „Heimat“ vor allem auch mit dem Begriff Dankbarkeit verbunden. Dankbar, so ließ er wissen, sei er auch, in einem Land leben zu dürfen, das ihm solche Entfaltungsmöglichkeiten gegeben habe.

Mit Christine Lieberknecht und Björn Thümler waren zwei erfahrene Politiker eingeladen, die das Thema auf hohem Niveau behandelten und bei allen Unterschieden in Biographie und Ansichten doch eines gemeinsam betonten: Heimat hat auch viel mit Familie zu tun, mit Menschen, die einem vertrauen. Für Björn Thümler hat es auch mit Landschaften zu tun, mit Bildern, die vor seinem Auge erscheinen, wenn er an Heimat denke und die ein Leben lang prägen können. Thümler merkt auch - nicht unkritisch - an, dass für viele jungen Menschen in Zeiten neuer Medien und virtueller Welten auch das Internet inzwischen eine Heimatverortung bedeutete. Er erwähnte damit ein neues Phänomen, was es so noch nicht gab und mit dem Eltern, Lehrer und Gesellschaft erst einmal umgehen lernen müssen.

Die Ministerpräsidentin des Freistaates Thüringen begann den Abend mit einer knapp halbstündigen Rede zum Thema, bei der sie auch auf ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Heimatbegriff einging. So schilderte sie ihr Aufwachsen in einem kirchlich gesprägten Elternhaus. Besonderen Stellenwert maß sie den Veränderungen durch den Zerfall der alten DDR und die darauffolgende Deutsche Einheit bei. Für Viele in der DDR sei der Begriff Heimat auch einem gesellschaftlichen und zeitlichen Wandel dieses geschichtlichen Ereignisses unterworfen. Auch wurde daran erinnert, dass die Kirchen für manch Andersdenkenden nicht nur Zufluchtsort, sondern auch in gewisser Weise eine Heimat gewesen sei.

Das Kirchengespräch leistete einen Beitrag, um innezuhalten und dem Begriff Heimat eine neue Wertschätzung zuteil werden zu lassen. Für die Konrad-Adenauer-Stiftung war das Thema "Heimat" in bundesweiten Aktionen und Veranstaltungen ein zentraler Begriff des Jahres 2012, so ist nebenstehend auch die vielfältige Internetplattform zum Thema "Heimat heute" zu empfehlen.

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