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Veranstaltungsberichte

Über Diktatur und Demokratie in Hannover

von Sebastian Korden

Literaturfestival Salto Wortale in Hannover

Vom 2. bis zum 6. Juni fand in Hannover, neben dem Neuen Rathaus, das Literaturfestival für Kinder und Jugendliche mit dem Titel “Wahrheit oder Lüge? Schummelei oder Betrug? Aus welchen Gründen verdrehen, verschweigen, beschönigen wir die Wahrheit?” statt. Die Konrad-Adenauer-Stiftung übernahm einen Veranstaltungstag mit dem Schwerpunkt auf der DDR-Diktatur.

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“Wahre Lügen” war das Motto des seit 2018 vom Verein „Salto Wortale“ und der Stadt Hannover veranstalteten Literaturfestivals, dass sich am Donnerstag diesem Thema im Bezug auf die DDR und Unfreiheit an Schülerinnen und Schüler der 7. und 8. Jahrgangsstufe richtete. Neben einer Lesung mit Zeitzeugengespräch gab es Schreib – und Illustrationswerkstätten sowie eine von der Stadt zur Verfügung gestellte Buchausstellung.

Den Einstieg übernahmen die Autorin Maja Nielsen und der DDR-Zeitzeuge Achim Neumann mit einer Lesung aus ihrem Buch “Der Tunnelbauer”, in dem Nielsen die realen Fluchterfahrungen Neumanns festhielt.

Beide berichteten wie Neumann als junger Mann, mittels einer “Notlüge”, über gefärbte Haare und falsche Pässe, in den Westen fliehen konnte. Dort angekommen baute er mehrere Tunnel, um anderen DDR-Bürgern ebenfalls die Flucht in den Westen zu ermöglichen. Die bekanntesten sind dabei die Tunnel Nummer 29 und 57, wobei die Nummerierungen für die Anzahl der geretteten Personen steht. Eindrucksvoll beschreiben sie die lebensgefährliche Arbeit in den engen, dunklen, teils überschwemmten Tunneln und der ständigen Angst vor Entdeckung durch Spitzel und Verräter, um ihre Freunde, Bekannten und Geliebten zur Freiheit zu verhelfen und auch, was das alles mit einem kleinen Teddybären zu tun hat. Die mehr als 20 Arbeiter waren monatelang in 12-Stunden-Schichten beschäftigt und verließen die Baustelle teils wochenlang nicht, um einen 150m langen, etwa 80cm x 80cm langen Schacht zwischen West- und Ostberlin zu erschaffen, der teilweise auch mit der Entdeckung durch die Stasi, Schussabgaben und vereinzelten Verhaftungen endete.

Nach mehreren Versuchen schaffte es Neumann aber, Freunde und seine spätere Ehefrau nach West-Berlin zu holen. Die mit etwa 300 Personen, aus 9 Schulkassen, aus und um Hannover, prallgefüllten Zuschauerränge des Zirkuszeltes, in und um das das Festival stattfand, hörten dabei gebannt zu und durften anschließend noch Fragen an den Zeitzeugen stellen, welche dieser gerne beantwortete.

Unterstützt von anderen Kinder- und Jugendbuchautoren sowie weiteren Helfern ging es dann in die Schreibwerkstätten. Dort konnten sich die Schüler selbst mit dem Gehörten kreativ auseinander setzten. Das Angebot reichte von eigenen Geschichten und Tagebucheinträgen, selbstgemachten Bildergeschichten, bis zu Kohlezeichnungen, auf denen sich ein eigener Tunnel grafisch „gebahnt“ werden musste.

Zum Tagesabschluss fiel das Fazit bei Veranstaltern, Lehrern und den Schülerinnen und Schülern durchweg positiv aus. Die Schüler freuten sich besonders über die Möglichkeit, sich mit der sonst manchmal „so trocken wirkenden Geschichte“ auf kreative Weise auseinander zu setzten und dabei noch mit einem Mann, der hautnah dabei gewesen war, sprechen zu können.

 

Der Veranstaltungsbericht wurde von unserem Kurzzeit-Praktikanten Sebastian Korden verfasst. 

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