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Das Heilige Land und die Deutschen

von Dr. Michael Borchard, Dr. Hans Maria Heyn

Einstellungen der Israelis und der Palästinenser gegenüber Deutschland und den Deutschen

Wie stark ist das Deutschlandbild 70 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und den unvorstellbaren Schrecken der Shoah auch heute noch durch die systematische Verfolgung und Ermordung von Juden in ganz Europa beeinflusst? Wie wird die Rolle der Deutschen im Nahostkonflikt von israelischer und palästinensischer Seite gesehen?

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Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse der beiden Umfragen

Die wesentlichen Ergebnisse des israelischen Teils dieser Umfrage lassen sich folgendermaßen zusammenfassen.

  • Die Israelis haben, ohne deutliche Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen, eine sehr positive Einstellung zu Deutschland. Fast 70 Prozent schätzen das Land positiv ein. Unter den europäischen Nationen nimmt Deutschland unangefochten und mit weitem Abstand den Spitzenplatz in der Beliebtheit in Israel ein. Die Deutschen werden zwar in Israel noch immer mehrheitlich (56 Prozent) als zurückhaltend, kalt und unpersönlich eingeschätzt, aber ihnen wird zugleich große Verlässlichkeit attestiert (57 Prozent).
  • Die Unterschiede zwischen den arabisch-stämmigen Israelis und den jüdischen Israelis sind in der Beurteilung Deutschlands insgesamt vergleichsweise gering – auch im Vergleich mit den palästinensischen Ergebnissen. Die aus Russland stammenden Israelis nehmen insgesamt gegenüber Deutschland fast durchgehend eine kritischere Haltung ein. Hier wirken möglicherweise alte Stereotype aus der Zeit des Kalten Krieges noch nach. Je säkularer und je älter die Israelis sind, desto positiver ist ihre Einschätzung gegenüber Deutschland und den Deutschen. Auch Männer sind Deutschland gegenüber positiver eingestellt als Frauen.
  • Zwar ist noch immer eine Mehrheit von42 Prozent der Auffassung, dass die deutsch-israelischen Beziehungen stärker auf historischen Gründen basieren. Aber inzwischen sind auch 33 Prozent der Meinung, dass die gemeinsamen Interessen im Vordergrund stehen.
  • Die Rolle Deutschlands in Europa, in der internationalen Politik, aber auch in Bezug auf den Nahost-Konflikt wird in Israel außerordentlich positiv eingeschätzt und eine noch aktivere Rolle Deutschlands in der Zukunft ist ausdrücklich erwünscht. Dass die deutsche Regierung nicht nur für die Sache der Israelis, sondern auch für die Angelegenheiten der Palästinenser eintritt, wird durch die israelischen Bürgerinnen und Bürger nicht negativ beurteilt. 54 Prozent der Israelis glauben, dass Deutschland als „ehrlicher Makler“ zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde fungieren kann.
  • Die Rolle der deutschen Bundeskanzlerin für die deutsch-israelischen Beziehungen lässt sich gar nicht stark genug betonen. Ihre Popularität in Israel ist außergewöhnlich hoch. 70 Prozent der Befragten haben einen guten bis sehr guten Eindruck von der Regierungschefin. Gegenüber 2007 und 2009, als diese Frage in einer anderen Umfrage zur Rolle Deutschlands in Europa schon einmal gestellt worden und mit 50 und 56 Prozent bejaht worden ist, ist das ein erheblicher Sprung. Dabei gibt das Eintreten Deutschlands und der deutschen Regierung für das Existenzrecht Israels den Ausschlag. 56 Prozent der Befragten halten den „durchschnittlichen Deutschen“ für einen sehr starken Unterstützer dieses Existenzrechtes.

Die wesentlichen Ergebnisse des palästinensischen Teils dieser Umfrage lassen sich folgendermaßen zusammenfassen

  • Die Palästinenser verfügen über gute Netzwerke nach Deutschland, sind an Deutschland interessiert und bezeichnen Deutschland hinsichtlich seiner wirtschaftlichen und politischen Entwicklung als Vorbild. Mehr als 50 Prozent schätzen Deutschland als starken, guten und unabhängigen Staat und als moderne Wirtschafts-, Bildungs- und Technologierepublik ein. Nur noch 4 Prozent assoziieren Deutschland mit dem Hitler-Regime. In Gaza ist dieses positive Deutschlandbild aufgrund der hohen persönlichen Beziehungen nach Deutschland besonders ausgeprägt.
  • Die Palästinenser schätzen Deutschland als großen Freund Israels ein und zeigen Verständnis für diese außerordentlichen und außergewöhnlichen Beziehungen: 47 Prozent stimmen der Aussage zu, Deutschland werde aufgrund seiner besonderen historischen Verantwortung immer spezielle Beziehungen mit Israel pflegen.
  • Die Palästinenser sehen Deutschland als Unterstützer des palästinensischen Volkes und seines Wunsches nach Eigenstaatlichkeit – 58 Prozent glauben, der „durchschnittliche Deutsche“ unterstütze die palästinensischen Anliegen. 44 Prozent der Palästinenser sind überzeugt, die Beziehungen befänden sich auf einer vertrauensvollen Ebene. Gleichwohl könnten die Deutsch- Palästinensischen Beziehungen auf politischer Ebene noch gestärkt werden. Fast drei Viertel aller Befragten wünschen sich sehr enge, oder enge Beziehungen zu Deutschland.
  • Trotz der anerkannt innigen Freundschaft zu Israel, und der ausbaufähigen bilateralen politischen Beziehungen bezeichnen die Palästinenser Deutschland als einen der wichtigsten Partner in Europa und befürworten explizit ein stärkeres Engagement Deutschlands auf internationaler Ebene.

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Mathias Barner, Michael Borchard, Hans-Gert Pöttering, Barack, Shikaki, Hans Maria Heyn (v.l.n.r.) KAS
Hans-Gert Pöttering KAS
Michael Borchard und Mitchell Barack KAS
Prof. Dr. Khalil Shikaki KAS
Hans-Maria Heyn KAS

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