Veranstaltungsberichte
An erster Stelle gelte es, die Ziele zu verstehen, die Medienvertreter verfolgen. Mit diesem Auftakt eröffneten die argentinischen Politikberater Augusto und Maximo Reina einen Tag des Medientrainings. Wie jede Firma wollten auch Kommunikationsmedien oft etwas verkaufen. Je höher das Rating ihrer Nachrichten, desto größer die Werbeeinahmen und desto mehr Umsatz und Wachstum. Medien seien also auch Nutzenmaximierer. Angesichts der großen Konkurrenz auf dem Markt, kämpften sie hart um die Aufmerksamkeit eines spezifischen Publikums. Diese Tatsache müssten sich Politiker zu Nutze machen, und mit interessanten Inhalten bedienen.
Schon am einfachen Beispiel eines Pressefotos zeige sich, wie zentral gutes Handwerk im Umgang mit den Medien sei: ein interessantes Motiv, ein Schild mit Botschaft im Foto und eine eigene Dynamik erhöhten ungemein die Chance, dass ein Leser bei der Nachricht hängen bleibe.
Eine Herausforderung, die die Teilnehmer der vier zentralamerikanischen Parteien anmerkten, sei der Sensationalismus der Medien, der oberflächliche Geschichten ernsthaften Themen vorziehe. Die Herausforderung bestehe darin, gerade mit diesem Umfeld umzugehen, entgegneten die Berater. Als Ergänzung seien deshalb heute der direkte Kontakt mit den Menschen über soziale Netzwerke und der Besuch von Tür zu Tür unverzichtbare Bestandteile politischer Kommunikation.
Jeder schaue Interviews mit Politikern, bei denen man sich nach wenigen Minuten nicht mehr daran erinnere, was genau gesagt wurde. „Egal, welche Frage ein Journalist stellt, antworten Sie immer mit einer klaren Botschaft und nicht nur mit heißer Luft“, so das Rezept des Beraters Augusto Reina, um bei den Menschen im Gedächtnis zu bleiben. Dafür sei es auch nötig über einen guten internen Nachrichtendienst zu verfügen und zu wissen, was das wichtigste des Tages sei. „Wer nicht vorbereitet ist, gibt besser keine Interviews. Denn wer ein Interview gibt, betritt das Spiel der Medien und hängt damit vom Rating ab und verschlechtert eventuell seinen Ruf“, so Reina.
Zu den zentralen Punkten einer guten Botschaft gehörten Kürze, Verständlichkeit, Begrenzung der Themen, Relevanz und Prägnanz. Der größte Feind eines guten Interviews sei das eigene Ego. Wer glaube, zu jedem Thema kompetent Auskunft geben zu können, sei auf dem Holzweg. Etwas Bescheidenheit tue in jedem Fall gut.
Um einer Botschaft Substanz zu geben, dienten greifbare Bilder, illustrierende Statistiken oder auch Beispiele aus dem Alltagsleben der Adressaten, so Maximo Reina. In einer Übung formulierten die Teilnehmer packende Antworten auf die Frage eines Journalisten. Die Faustregel laute: „Auf eine geschlossene Frage antworte mit einer offenen Antwort und auf eine offene Frage antworte mit einer konkreten, geschlossenen Antwort“, so die Berater. Jede Antwort sollte aus der Einbindung der Frage und einer Schlüsselbotschaft bestehen. Ein gutes Beispiel einer kreativen Botschaft um etwa Volksnähe auszudrücken sei der Ausspruch Papst Franziskus „Ich wünsche mir Hirten mit Schafsgeruch“. Dass Vorbereitung alles sei, belege auch der bekannte Ausspruch eines Politikers: „Ich bin nun bereit, ihre Fragen zu meinen vorbereiteten Antworten zu beantworten“.
In mehreren Übungen am Nachmittag trainierten die Teilnehmer das Auftreten in einer Talkshow. Die Schwierigkeit bestand darin, auf unbekannte Fragen relativ spontan und souverän zu antworten - sich aber auch untereinander enger zu vernetzen.