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Diplomkurs Konrad Adenauer :: Politisches Leadership für Lateinamerika

Dieser Diplomkurs ist ein Seminar mit einer Mischung aus Theorie und Praxis. Er richtet sich an junge Führungskräfte und vermittelt ihnen Schlüsselkompetenzen, um Politik im Sinne des Humanismus gestalten zu können.

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HUMANISMUS UND ETHIK IN DER AUSÜBUNG ÖFFENTLICHER FUNKTIONEN

Am ersten Tag stellten sich alle Teilnehmer und Teilnehmerinnen vor und berichteten von ihren eigenen Erfahrungen in der Politik und von den Funktionen, die sie in ihren Ländern ausüben. Dadurch kam es zu einem Austausch von Erfahrungen und Standpunkten zu wichtigen Themen, die die Region derzeit bewegen. Anschließend bildeten die Teilnehmer vier Gruppen, in denen sie im Laufe des Seminars zusammenarbeiten werden.

Humanismus in der Politik

Der ehemalige Präsident Costa Ricas, Miguel Ángel Rodríguez, brachte mehrere Themen auf, die im Zusammenhang mit Humanismus in der Politik eine Rolle spielen. Insbesondere widmete er sich den Stichworten Demokratie, Politik und politische Parteien. Er erklärte unter anderem, dass die gemäßigten politischen Parteien der Mitte und die Parteien des christlichen Humanismus in den lateinamerikanischen Demokratien immer mehr an Unterstützung verlieren. Dabei sind gemäßigte Zentrumsparteien für die demokratische Kultur und den Rechtsstaat von grundlegender Bedeutung und müssen aus ebendiesem Grund erhalten bleiben.

Vortrag: Lateinamerikas Prioritäten heute: Prinzipien und Werte in politisches Handeln übersetzen: Wie kann man heutzutage mit humanistischen Werten in Lateinamerika führen?

Professor Graglia, Präsident des argentinischen „Instituto de Ciencias del Estado y la Sociedad (ICES)“, ging unter anderem auf die Frage ein, wie man politisches Handeln mit Prinzipien und Werten in Einklang bringen kann. Er unterstrich, dass politisches Handeln ohne Prinzipien und Werte reinen Pragmatismus, und Prinzipien und Werte ohne politisches Handeln reine Rhetorik bedeuteten. Als humanistische Prinzipien und Werte stellte er heraus:

Menschenwürde: Verteidigung des Rechts auf Leben;

Gemeinwohl: besondere Hinwendung zu den Benachteiligten;

Wahrheit: ehrliche Amtsführung sowie politischer und gesellschaftlicher Dialog;

Freiheit: Individuelle und kollektive Verantwortung;

Gerechtigkeit: Inklusion und soziale Fürsorge;

Solidarität: Engagement ohne Abhängigkeitsverhältnisse und Klientelismus.

Vortrag: Ethik in der Ausübung öffentlicher Funktionen

Der ehemalige Präsidentschaftskandidat Costa Ricas und jetzige Minister Rodolfo Piza gab Denkanstöße zum Phänomen des schwindenden Vertrauens in die Demokratie und zu der Frage, wie man das Niveau von Politik und Demokratie in Lateinamerika verbessern kann. Dabei bezog er sich auf Autoren wie Machiavelli oder Ortega y Gasset.

-Reflexionen von Gabriel Santana, Venezuela -

IN ZEITEN DES MISSTRAUENS DER POLITIK NEUE WÜRDE GEBEN

Wie können politische Parteien in einer sich verändernden Umgebung von Sozialen Medien und Gesellschaft überleben, ohne sich dabei zu verlieren? Im Laufe des zweiten Tages des Diplomado wurden verschiedene Themen besprochen, unter anderem die Rolle digitaler und traditioneller Medien in einem Wahlkampf und Kommunikationsstrategien. Des Weiteren wurden Strategien vorgestellt, wie man im Angesicht der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts Öffentlichkeitspolitik im Sinne des Aufbaus der Demokratie und der Gesellschaft gestalten kann.

Die Dozenten Esteban Mora, Betsy Rojas, Esteban Oviedo und Guillermo Solís setzten sich verstärkt mit der politischen Kommunikation auseinander und brachten den Teilnehmern die Herausforderungen nahe, die die sozialen Medien mit sich bringen. In diesen wird beständig Inhalt und eine engere Verbindung zwischen politisch tätigen Personen und ihren Followern erzeugt. Bis vor einigen Jahren galt es als unmöglich, eine persönliche Antwort von einem Kandidaten zu erhalten. Trotz des positiven Aspekts dieser Interaktion, die die Politiker entmystifiziert und vermenschlicht hat, hat dieser Art des Kontakts einen Bruch zwischen Politikern und traditionellen Kommunikationsmedien heraufbeschworen. Dies verschlechtert die Beziehung zum Journalismus, die aber nach wie vor wichtig sei und die es daher zu erhalten gelte.

Die sozialen Netzwerke bringen es mit sich, dass täglich Inhalte erscheinen, die für Demokratien schädlich sind, da verschiedene Versionen desselben Ereignisses publiziert werden, meist ohne zu bestätigen, welche Version nun der Wahrheit entspricht. Der Effekt beinhaltet Alternativen wie „Memes" und Falschmeldungen, welche auch in den kommenden Jahren Faktoren bleiben würden, die das Image eines Kandidaten oder eines Regierungsmitglieds entscheidend beeinflussen können. Ebenso können fiktive Nutzerprofile erstellt werden, von denen aus wiederum andere Nutzer in ihrer Meinung beeinflusst werden sollen.

Professor Esteban Mora nannte fünf Prämissen, um erfolgreich mit den Nutzern sozialer Netzwerke in Kontakt zu treten: „Es ist keine Beziehung von einer Einzelperson zu einer Vielzahl anderer Personen. Es ist eine Beziehung von Individuum zu Individuum. Daher ist es notwendig, Emotionen zu wecken. Man muss sich in Inhalt und Form dem Medium anpassen. Außerdem ist es wichtig, innerhalb ganz begrenzter Gruppen gezielt zu kommunizieren und auch Risiken einzugehen, da schwierige Unterfangen meist lohnenswerter sind und ihr Output auch wesentlich höher ist.“ Es ist unerlässlich, bei Entscheidungen in sozialen Medien zu berücksichtigen, dass diese „wie ein Hammer sind: In den richtigen Händen gelingt ein Meisterstück, in anderen Händen wird der Hammer zur Mordwaffe.“

Das Erlernen von transparenten Kommunikationsstrategien sei zwingend notwendig, vor allem wegen der drohenden Banalisierung von Nachrichten, der loseren Bindung zwischen den Menschen und des Verlusts humanistischer Werte. Des Weiteren sei es wichtig, dass die Medien als Räume der Wahrheit bestehen bleiben in einer Welt, in der die Zahl der Fake News in sozialen Medien beständig wächst.

Die Nachmittagssitzung wurde eröffnet durch einen Vortrag von José Emilio Graglia über Öffentlichkeitspolitik in Lateinamerika. Carlos Castillo sprach in seinem Beitrag über die Rückgewinnung der Würde der Politik durch die Neudefinition der Rolle der Staatsbürgerschaft. Dies sei eine zentrale Herausforderung für Parteien der Mitte mit humanistischer Prägung, damit diese weiterhin eine attraktive Wahloption in den verschiedenen Ländern darstellen.

Es sei grundlegend wichtig, Politikmaßnahmen so zu gestalten, dass sie präzise sind, der Bevölkerung zu Gute kommen und daher im nächsten Schritt durch die Bevölkerung aktiv unterstützt werden. Gleichzeitig neigen die an der Macht befindlichen Parteien dazu, ihre politischen Maßnahmen schlecht zu verkaufen. Dies wurde im Laufe des Tages diskutiert: Was bedeutet es, das Geplante durchzusetzen und nicht das Ungeplante umzusetzen? Eine ordentliche Planung schließlich sei unverzichtbarer Bestandteil jeder Politik.

Maßnahmen, die funktionierten, auch wenn sie die einer früheren Regierung stammen, sollten fortgesetzt werden. Man muss verstehen, dass Wachstum und Entwicklung in demokratischen Ländern zwei verschiedene Konzepte seien. Das politische Führungspersonal müsse seiner Aufgabe treubleiben, sich um die Probleme der Bevölkerung zu kümmern.

Der letzte Vortrag des Tages widmete sich Berufen, die gleichzeitig auch Berufung sein müssen, damit man sie gut ausüben kann. Zu diesen gehören Medizin, Bildung und auch die Politik. Vor allem die Politik betrifft alle Lebensaspekte der Bürger eines Landes.

Es wurden zwei Diagnosen zu möglichen Ursachen für die Krise der Repräsentativität in politischen Parteien gestellt: zunächst der Ansehensverlust der Politik und das damit verbundene Aufkommen von Anti-Politikern; zweitens das abnehmende bürgerschaftliche Engagement.

Das Fazit des Tages war, dass Politiker in unserer Zeit die mühsame Aufgabe haben, sich an das ständige Aufkommen neuer Medien anzupassen, ohne dabei die traditionellen zu vergessen, die ihre Glaubwürdigkeit bis heute bewahren. Daneben müssen sie lernen, die getroffenen oder zu treffenden Maßnahmen mit größtmöglicher Transparenz zu kommunizieren und die Interessen der Bevölkerung dabei zu wahren.

Angesichts der Infragestellung und des Angriffs auf die Würde der politischen Parteien ist es die Aufgabe der humanistischen Parteien der Mitte, den Menschen an sich in den Mittelpunkt zu stellen. Dazu zählt die Fähigkeit, andere Menschen zu stärken, damit sie sich weiterentwickeln können. Dadurch können diese Personen zum Wohl des Landes arbeiten und das Vertrauen in die Politiker zurückgewinnen, denn diese sind vor allem eines: Diener der Allgemeinheit.

-Reflexionen von Daniella Liendo Bouqet, Venezuela.-

CHANCENGLEICHHEIT UND INKLUSION IN DER POLITIK

Dank der Vielzahl an verschiedenen Herkunftsländern der Teilnehmer des Diplomkurses „Politisches Leadership für Lateinamerika“ kann das Erlernte an zahlreiche Orte des Kontinents gebracht werden und dort zu Veränderungen beitragen.

Engagiertes, junges Führungspersonal ist im 21. Jahrhundert besonders wichtig, wie der Dozent Byron Salas betonte: „Um führen zu können, braucht man nicht ein bestimmtes Set von einmal festgelegten Fähigkeiten. Dadurch, dass das gesamte Umfeld ständig in Bewegung ist, muss man auch sich selbst anpassen können“. In anderen Worten: Politik kann nicht mehr so betrieben werden wie vor 50 Jahren.

Zwischen 2015 und 2020 werden sich 35% der heutigen Führungsanforderungen verändern. Aus diesem Grund müssen wir uns weiterentwickeln. Es geht nicht mehr nur darum, intellektuell zu sein und sich vorzubereiten. Es geht darum, Informationen aufzunehmen und unterschiedliche Inhalte zu generieren, um unser gesamtes politisches Umfeld zu verändern. Dazu muss jede junge Führungskraft die Technologie mit der richtigen Strategie ergänzen.

Carolina Goic ihrerseits konzentrierte ihre Präsentation auf die positiven Aspekte ihrer Präsidentschaftskandidatur in Chile: wie sie durch einen Glücksfall kandidieren konnte und wie es ab einem gewissen Punkt kein Zurück mehr gab. Eine vielbeachtete Aussage lautete: „Man wird dir nie einen Platz überlassen, ein Platz muss verdient werden. Wenn du eine Bedrohung bist, dann wird es schwieriger werden, voranzukommen.“ Da Carolina Goic anfangs keine solche Bedrohung für Andere war, war ihr Sprung in die Politik nicht so hürdenreich. Doch mit steigender Bekanntheit wurde es komplizierter.

Ihre Aussage hinterlässt eine wichtige Botschaft für die jungen Teilnehmer. Denn genau das ist heute der Zustand in manchen politischen Parteien: Es gibt einfach wenige Möglichkeiten für junge Menschen.

Goic fügte hinzu: „Wir müssen dem Vorrang geben, was die Menschen an der Politik schätzen - mit Kohärenz, Ethik und Transparenz". Sie betonte wie wichtig es sei, den eigenen Werten zu folgen und sie niemals aufzugeben, auch nicht für die eigene Partei.

Zwei Fragen rückten ins Zentrum als Edna Camacho das Mikrofon in die Hand nahm. Erstens: Warum beteiligen wir uns an der Politik? Diese Frage sollte dazu dienen, unsere wirklichen Interessen kennenzulernen und uns darüber klar zu werden, was wir eigentlich erreichen wollen. Die beste Antwort auf diese Frage wäre: „Weil wir unserem Land wirklich helfen wollen". Manche Leute gehen in die Politik aus karrieretechnischem Kalkül: ein zuverlässiger Garant für schlechte Arbeit.

Die zweite Frage lautete: „Was sind meine Stärken?“ Da wir nicht alle die gleichen Qualitäten haben, können wir sie in verschiedenen Bereichen nutzen. Man muss Träger von Veränderungen sein und dafür bedarf es der Vorbereitung. Es ist nicht ratsam, als Quereinsteiger in die Politik zu gehen ohne zu wissen, wie man mit gewissen Situationen umgeht. Schließlich formulierte Edna Camacho ein simples Ziel für uns alle: Tut einfach etwas für euer Land! Wir müssen unsere Werte verkörpern.

Sie sprach auch über die Politik in Wahlkampfzeiten und erwähnte vier Zutaten, die essentiell für eine erfolgreiche Kampagne sind:

keine Alleingänge, man muss Teamfähigkeit beweisen;

Unterschiede akzeptieren: Auch innerhalb der gleichen Parteien gibt es Menschen mit unterschiedlichen Denkweisen;

Es wird immer Chaos geben. Wichtig ist, dass es kontrollierbar ist. Chaos hilft auch, neue Fähigkeiten in den Menschen hervorzubringen;

Anpassungsfähigkeit und Flexibilität.

Es hätte im Anschluss kaum einen besseren Beitrag zum Thema junge Führungskräfte geben können als den von Marialbert Barrios – eine junge venezolanische Frau, die durch ihren Kampf gegen die autoritäre Regierung von Nicolás Maduro Bekanntheit in ihrem Land erlangt hat. Barrios ist die jüngste Abgeordnete seit Jahren. Sie sprach in ihrem Vortrag über ihren Aufstieg im politischen Leben: Von ihren Anfängen in der Studentenvertretung für Internationale Studien an der Universidad Central de Venezuela bis zu ihrem Abgeordnetensitz, den sie derzeit in der Nationalversammlung einnehmen sollte.

„Je größer die Aufgabe, desto größer muss auch das Engagement sein“, unterstrich Barrios. Sie appellierte an die jungen Menschen, auch angesichts von Widrigkeiten standhaft zu bleiben und sich für die verschiedenen Anliegen zu engagieren, für die sie in jedem Land zu kämpfen haben.

Sie sprach über die Situation der politischen Parteien in Venezuela: dem Verschleiß und dem Stillstand innerhalb der MUD („Mesa de la Unidad Democrática“ (Zusammenschluss für die demokratische Einheit), einer Koalition politischer Parteien, die sich dem Regime von Nicolás Maduro widersetzt). Sie forderte die Jugendlichen auf, auf den Straßen, in den Stadtvierteln, Gemeinden und Städten, in denen sie leben, Politik zu machen, denn dort können sie echte Veränderungen bewirken: „verankert in der Gegenwart, aber mit dem Blick in die Zukunft".

Paola Sáenz, Erwen Masis und Daniela Rojas, junge Führungspersönlichkeiten in der Politik Costa Ricas, sprachen über ihre Erfahrungen und gaben Ratschläge, wie Veränderungen angestoßen werden können: Räume müssen gewonnen und Türen geöffnet werden. Aber das Wichtigste für die lateinamerikanische Jugend im politischen Leben ist, mit Selbstvertrauen, Beharrlichkeit und Transparenz neue Wege zu gehen.

Danach folgte der Vortrag von Orlando Carvajal, Verantwortlich für den Einsatz freiwilliger Helfer für die PUSC im jüngsten Wahlkampf in Costa Rica. Gleich zu Beginn der Kampagne habe er die Prämisse ausgegeben: „Wir sind alle Freiwillige, nicht nur die jungen Menschen".

Um eine starke Freiwilligenbasis zu kreieren, ist es wichtig, sich auf drei zentrale Handlungsfeld zu konzentrieren: Rekrutierung, Anerkennung und Bindung. Die Personen, die diese Freiwilligengruppe bilden, sind oft unterschiedlich orientiert und brauchen einen Anführer, der in diesem Fall die Partei sein sollte.

Abschließend sprach Henry Salazar, ein junger costa-ricanischer Politiker, und lieferte eine Darstellung der fünf Hauptprinzipien, die für das politische Leben und den Erfolg junger Menschen notwendig sind:

teilhaben wollen;

Zeit mitbringen für die Verpflichtunge n, die man eingeht;

ein gewisses Budget (zumindest ist es in Costa Rica auf Grund des Systems so);

Vorbereitung auf die konkrete Aufgabe, die man ausführen muss, sobald man das Amt antritt;

Überzeugung: Ohne diesen Wert ist es unmöglich, dauerhaft Politik zu betreiben. Man muss darauf vorbereitet sein zu scheitern, aber es weiterhin versuchen.

Fazit: Die 23 Jugendlichen, die an diesem Kurs teilgenommen haben, haben eine klarere Vorstellung davon bekommen, was sie tun sollten, um in ihren Parteien Einfluss zu gewinnen, wie sie an der Politik teilnehmen und diese auch verändern können. Darüber hinaus wurden Netzwerke zwischen den 14 Teilnehmerländern gesponnen, die nach Abschluss des Diplomkurses weiter bestehen werden.

-Reflexionen von Engerbett Rodríguez, Venezuela-

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