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Veranstaltungsberichte

Experteneinsatz Serap Güler

Im Rahmen der Bildungsmaßnahme: Treffen von Parlamentarierinnen aus Deutschland und Lateinamerika

Serap Güler, Landtagsabgeordnete und integrationspolitische Sprecherin der CDU, kommt für Expertengespräche mit lateinamerikanischen Parlamentarierinnen nach Montevideo und Buenos Aires.

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Vom Mittwoch, den 1. Juli, bis zum Freitag, den 3. Juli, besuchte Serap Güler, Abgeordnete des nordrhein-westfälischen Landtags und Mitglied des Bundesvorstands der CDU, die Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Montevideo (Uruguay) und Buenos Aires (Argentinien). Im Fokus ihres Besuchs stand vor allem der Dialog mit lateinamerikanischen Religionsvertretern und Politikerinnen.

Den ersten Tag auf lateinamerikanischem Boden verbrachte Serap Güler in Montevideo, wo sie nach ihrer Ankunft von Dr. Kristin Wesemann, Leiterin der KAS-Büros in Montevideo und Buenos Aires in Empfang genommen wurde.

Besuch des uruguayischen Kongresses in Montevideo und Gespräch mit Parlamentarier/innen

In der Hauptstadt Uruguays besuchte Serap Güler zunächst den nationalen Kongress und traf sich hier mit Parlamentariern der „Partido Nacional“ („Nationale Partei“). Im Vordergrund des Gesprächs stand die Vertiefung der politischen Zusammenarbeit. Serap Güler merkte an, dass die CDU zwar auf nationaler Ebene eine der Regierungsparteien sei, dass man aber zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen ebenfalls Teil des oppositionellen Lagers ist. Man könne also von den gegenseitigen Erfahrungen lernen und versuchen sich in Zukunft stärker gegenseitig zu unterstützen. Die Abgeordneten der „Partido Nacional“ monierten, dass aus ihrer Sicht besonders die Integration des MERCOSUR allzu schleppend voranliefe. Besonders unter diesem Gesichtspunkt scheine die Kooperation mit einer deutschen Partei, die sich maßgeblich um den Ausbau der europäischen Integration bemühe, interessant zu sein.

Außerdem, so einer der Parlamentarier, sei man permanent mit dem Populismus anderer Parteien konfrontiert, dem es sich durch Realpolitik entgegen zu setzen gelte. „Die CDU sieht sich in Deutschland häufig mit einer ähnlichen Problematik konfrontiert“, entgegnete die Landtagsabgeordnete. Obwohl Deutschland und Uruguay räumlich weit voneinander entfernt seien, so waren sich letztlich alle Beteiligten einig, habe man doch viele gemeinsame politische Ziele. Nach dem Gespräch hatte Serap Güler noch die Möglichkeit, das demokratische Herz Uruguays, die prachtvolle Senats- und die Abgeordnetenkammer, zu bestaunen.

Besuch des historischen Gebäudes und Gespräch mit Mitgliedern der Leitung des Partido Nacional

Im Anschluss an das Treffen mit den uruguayischen Parlamentariern besuchte Serap Güler den Sitz der „Nationalen Partei“, gelegen in einem historischen Gebäude der Altstadt Montevideos. Hier traf sich die deutsche Politikerin mit der weiblichen Führungsebene der geschichtsträchtigen Partei. Im Fokus des Gesprächs stand vor allem die Rolle der Frauen in der Politik. Die uruguayischen Politikerinnen berichteten, dass Frauen die Parteibasis der „Partido Nacional“ bilden würden, während Männer in den Führungsebenen in der großen Überzahl seien. Erst in den letzten Jahren hätte sich ein Wandel vollzogen, der bisher allerdings sehr schleppend voranläuft. Güler betonte, dass es in Deutschland tendenziell andersherum sei: „In Deutschland sind es bei Parteitreffen immer noch die Mitglieder der Frauenunion, die sich um Kaffee und Kuchen kümmern müssen“, schilderte die stellvertretende Vorsitzende der CDU-Köln anschaulich, „diese alten Rollenbilder sind nicht mehr zeitgemäß".

Schließlich kam man zu der Übereinkunft, dass man die Rolle der Frau in der Politik auf beiden Seiten des Atlantiks weiterhin stärken müsse und deswegen in Zukunft den Ausbau von Netzwerken der in der Politik involvierten Frauen vorantreiben wird. Kristin Wesemann betonte, dass besonders die KAS beim Ausbau dieser Netze oft eine wichtige Rolle spiele.

Interreligiöser Dialog, Perspektive Deutschlands und Argentiniens

Am darauffolgenden Donnerstag, den 2. Juli, traf Serap Güler mit Vertretern der drei monotheistischen Weltreligionen und verschiedener argentinischer Kultureinrichtungen im Auslandsbüro der KAS Argentinien in Buenos Aires zusammen. Vielfältiger hätte die Gästeliste kaum sein können: Mmit Omar Abboud, Direktor des Instituts für den Interreligiösen Dialog, Abdul Baradei, Leiter des Islamischen Zentrums Argentinien, Alan Dosoretz, Direktor der Stiftung Argentina Ciudadana, Carlos Duarte, Pastor und Präsident der Evangelischen Kirche am Río de la Plata, Nancy Falcón, Direktorin des Zentrums für den Interkulturellen Dialog, Fernando Maletti, Bischof von Merlo-Moreno, und Norberto Padilla, Mitgründer des Lateinamerikanischen Rates für Religionsfreiheit, versammelte sich eine besonders hochkarätige Diskussionsrunde in den Räumlichkeiten der KAS Argentinien. Gemeinsam mit den Politikerinnen Serap Güler, Maria Lourdes Landívar, Senatorin für die demokratische Union in Bolivien, Gloria Rodríguez, Abgeordnete für die nationale Partei in Uruguay, und Soraya Galbis Cobo, Politikerin der Nationalkonservativen in Kolumbien, behandelten die Gäste gesellschaftlich-religiöse Themen von hoher Aktualität.

Schwerpunktthema der angeregten Diskussion war vergleichende Betrachtung des Zusammenlebens der verschiedenen Religionsgemeinschaften in Deutschland und Lateinamerika. Güler präsentierte Probleme und Herausforderungen in Deutschland anhand von aktuellen Beispielen. Dank der Gesprächsbeiträge der Vertreter der protestantischen sowie der katholischen Kirche, Duarte und Maletti, kristallisierte sich schnell heraus, dass die verschiedenen Religionen im Einwanderungsland Argentinien überwiegend friedlich koexistieren. Padilla vom Lateinamerikanischen Rat für Religionsfreiheit teilte diese Auffassung. Das Gespräch profitierte an dieser Stelle von der Anwesenheit der Politikerinnen Landívar, Rodríguez und Galbis Cobo, die im Hinblick auf ihre Heimatländer bestätigten, dass sich die lateinamerikanischen Länder eher mit ethnischen und politischen und weniger mit religiösen Konflikten konfrontiert sehen.

Trotzdem müsse für mehr religiöse Toleranz geworben werden, stimmten die Diskussionsteilnehmer überein. Gerade der Jugendarbeit komme dabei eine Schlüsselfunktion zu, betonten Falcón vom Zentrum für den Interkulturellen Dialog und Dosoretz der von Stiftung Argentina Ciudadana. Baradei fasste prägnant zusammen: „Gerade Jugendliche sind in der Lage, die Grenzen zwischen den religiösen Gemeinschaften aufzulösen.“

Fast drei Stunden dauerte die angeregte Diskussion über die Beziehungen zwischen den Religionen in Deutschland und Argentinien. Ein besonders herzlicher Umgang zeichnete das Gespräch aus. Zum Ende der Veranstaltung waren sich die Diskussionsteilnehmer einig: Der interreligiöse Dialog muss weiterhin auf gesellschaftlicher, aber auch verstärkt auf politischer Ebene geführt werden.

Die Rolle der Frau in der Politik

Am letzten Tag des Experteneinsatzes, Freitag, den 3. Juli, diskutierte Serap Güler im nationalen Kongress mit den Politikerinnen aus Argentinien, Bolivien, Uruguay und Kolumbien über die Rolle der Frau in Politik und Gesellschaft. Gemeinsam mit dem engagierten und überwiegend weiblichen Publikum analysierten die Referentinnen weltweite Entwicklungen. Die Länderberichte von Landívar, Rodríguez und Galbis Cobo offenbarten zum einen den guten Willen der Staaten Bolivien, Uruguay und Kolumbien, die Benachteiligung von Frauen mittels Quoten für politische Ämter zu bekämpfen, zum anderen aber auch die Schwierigkeiten der praktischen Umsetzung. So berichtete Landívar, die 50-55 Prozent weiblichen Abgeordneten im bolivianischen Parlament seien nur „zum schönen Schein“ dort und stimmten stets auf Anweisung des – natürlich männlichen – Fraktionschefs ab.

„In Deutschland haben wir eine starke Kanzlerin, aber die Parteibasis ist nach wie vor sehr maskulin“, bestätigte Güler aus deutscher Perspektive. Oft überließen insbesondere junge Frauen männlichen Parteimitgliedern den Vortritt, um sich selbst auf Studium, Karriere und Familie zu konzentrieren. „Die Probleme der Frauen scheinen überall auf der Welt dieselben zu sein“, fasste Güler zusammen. Fest steht also: Die Stellung der Frau in Politik und Gesellschaft muss weltweit durch die Konstruktion strategischer Allianzen gestärkt werden.

Internationale Parteienzusammenarbeit aus europäischer Sicht

Nach einem Besuch des berühmten Teatro Colon im Zentrum von Buenos Aires referierte Serap am Nachmittag vor den drei lateinamerikanischen Politikerinnen über internationale Parteienzusammenarbeit. Anhand konkreter Beispiele illustrierte Güler die Vorteile, die die Kooperation gerade in internationalen Fragestellungen bietet. Güler veranschaulichte die Notwendigkeit und die Vorteile von internationaler Parteienzusammenarbeit anhand der Koalitionsbildung im Europaparlament sowie der punktuellen Kooperationen zwischen CDU/CSU und UMP/Les Républicains in gemeinsamen wirtschafts-, sicherheits- oder bildungspolitischen Herausforderungen.

Der gemeinsamen Sprache zum Trotz arbeiten in Lateinamerika die Parteien nur selten grenzübergreifend zusammen. Dr. Kristin Wesemann, Landesbeauftragte der KAS in Argentinien, forderte deshalb die anwesenden Politikerinnen auf, auch zukünftig in Kontakt zu bleiben und ungeachtet nationaler Grenzen zu kooperieren.

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