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Veranstaltungsberichte

Fit für die Politik im digitalen Zeitalter

23 Nachwuchspolitiker aus ganz Lateinamerika erarbeiten gemeinsam beim Campus Konrad Adenauer in Bogotá Werkzeuge für ein erfolgreiches politisches Handeln im 21. Jahrhundert.

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Mit großem Enthusiasmus wurde der Campus mit einem Vortrag von Leslie Ramos eingeläutet. Die 24 jährige Guatemaltekin, die das zentralamerikanische Institut für politische Studien berät, definierte die „Entwicklung neuer Projektstrategien im digitalen Zeitalter“ als ein zentrales Ziel des Workshops.

Anschließend hatte jeder Teilnehmer Gelegenheit, die aktuelle politische und sozioökonomische Situation seines Herkunftslandes vorzustellen. Die Gruppe bekam so einen Eindruck der wichtigsten Chancen und Probleme von Feuerland bis an den Río Bravo.

Der Campus sollte zeigen, dass sowohl politisches Handeln als auch die Kommunikation der Parteien Lateinamerikas durch soziale Medien intensiviert werden können. Das digitale Zeitalter in der Politik ist noch vergleichsweise jung. Nicht nur Strategien und Projekte zur Anpassung an die neuen Medien nehmen für Politiker einen immer höheren Stellenwert ein. Auch die digitale Evaluierung der Politik spielt eine zunehmend wichtige Rolle.

„Wir möchten herausfinden, welche Position jedes Individuum einnimmt und was von ihm erwartet wird“ erläuterte Leslie Ramos, Mitglied des Dozententeams des Workshops. Bei der Planung neuer Projektstrategien hat die Partizipation und Einbeziehung aller relevanten Akteure Priorität. Hierdurch soll kontinuierliche Repräsentation gewährleistet und die verschiedenen Sichtweisen der Teilnehmer im Prozess der Entscheidungsfindung aufgezeigt werden. Die Teilnehmer lernten die einzelnen Schritte der Projektplanung kennen, wie etwa Methoden der Problemidentifizierung oder verschiedene Ansätze zur Lösungsfindung, Rollenverteilung und Budgetbeschaffung.

Rosana García, Mitarbeiterin von Andrés Abt, Bürgermeister des Gemeindebezirks CH in Montevideo, teilte aus persönlicher Erfahrung mit, wie digitale Hilfsmittel in der Stadtverwaltung zum Einsatz kommen und diese erleichtern. Als Beispiel nannte sie die App „CH Vivo“, die es den Bewohnern des Bezirks ermöglicht, in Echtzeit mit den Beamten des öffentlichen Dienstes zu kommunizieren und zu interagieren. Mithilfe des Programms können die Bewohner auf einfachem Wege Probleme melden und Verbesserungsvorschläge formulieren: Sobald sie eine Unregelmäßigkeit entdecken, melden sie diese über das Navigationssystem der App. Es kann sich hierbei um Fragen der Sauberkeit, der Straßenbeleuchtung, des Verkehrs oder der Sicherheit handeln. García betonte, dass aufgrund der engen Kooperation zwischen Bürgern und öffentlichem Dienst der „Zusammenhalt der Gemeinde“ gefördert werde.

Tito Rodríguez thematisierte den Einfluss der sogenannten „Millennials“ im digitalen Zeitalter - also jener Personen, die zwischen 1980 und 2000 geboren sind. Der politische Berater und Leiter eines Kommunikationsausbildungszentrums für junge Menschen in Peru hob hervor, dass Millennials besonders schnell Kampagnen und Kommunikationsstrategien entwickeln und verwirklichen und dabei auf die jeweiligen Anforderungen und Bedürfnisse ihrer Generation abstimmen könnten.

Zudem illustrierte er die Auswirkung von Apps und sozialen Netzwerken auf jene „digitale Generation“ und auf deren Formen des politischen Dialogs. Hierbei zog er Parallelen zum sogenannten Neuromarketing, das mithilfe neurowissenschaftlicher Methoden die Vermarktung von Produkten zu optimieren versucht. So müssten auch politische Kampagnen und Werbestrategien an die neuesten Erkenntnisse dieser Forschung angepasst werden.

Cristóbal Pinochet, Leiter der NGO „Yo Verde“, ergänzte Rodríguez` Gedankengang: Mittels der heutzutage sammelbaren Benutzerdaten sei es möglich, präzise Informationen über die Einstellungen und Meinungen der Konsumenten zu erstellen - nicht zuletzt, da viele Internetnutzer selbst politische Inhalte produzieren, in Form von Kommentaren, Artikeln oder Videoblogs.

Am zweiten Tag der Veranstaltung hielt Gastdozent José Manuel Olivares den ersten Vortrag. Als Abgeordneter des venezolanischen Parlaments unterstrich auch er die Rolle der digitalen Kommunikation. Hierbei sei wichtig, dass soziale Netzwerke nicht nur zur Informationsvermittlung genutzt werden, sondern eine Plattform für Dialog und politische Auseinandersetzung darstellen. Zivilgesellschaft und Repräsentanten sollten aufeinander treffen und ein für beide Seiten „nützliches, politisches Instrument“ erschaffen. Sobald diese Form der konstruktiven Kommunikation zwischen Bürgern und Politikern vernachlässigt werde, entstehe vermehrt „Raum für charismatische Führer mit hegemonialen Absichten“.

Tomás Suárez, Koordinator der Abteilung „Freiwilligenarbeit und Kommunikation“ der Partei PRO in der argentinischen Region Cuyo, betonte, dass das „gerissene Band“ zwischen Politikern und Volk auch durch direkten, persönlichen Kontakt wiederhergestellt werden müsse. Hausbesuche, Fragerunden oder Versammlungen im kleinen Kreise seien der Schlüssel für eine feste Vertrauensbasis.

Der Nachmittag des zweiten Tags des Workshops stand ganz im Zeichen der Gruppenarbeiten der Teilnehmer. Mithilfe der in den verschiedenen Vorträgen vermittelten Ideen und Kenntnisse machten sie sich daran, unter Rückgriff auf digitale Werkzeuge Handlungsstrategien für bestimmte parteipolitische Szenarien zu entwickeln, die sie zuvor unter Rückgriff auf reale Situationen in ihren Herkunftsländern selbst gewählt hatten. Mit ihren Präsentationen versuchten die vier Gruppen schließlich, die Jury der Dozenten von ihrem Konzept zu überzeugen. Nach viel Schweiß, Adrenalin und kreativen Ideen stand am Ende ein Sieger fest. Gewinner aber waren zum Abschluss dieses Campus alle jungen Politiker, die zwei Tage lang neue Kenntnisse und persönliche Verbindungen aufgebaut hatten, die sie nun zum Wohle ihrer Länder einsetzen können.

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