Veranstaltungsberichte
„Argentinien heißt die Venezolaner willkommen.“
„Florecer lejos de casa, testimonios de la diáspora venezolana“ in der Aula der Universität CEMA in Buenos Aires vorgestellt.
Für eine weitere Vorstellung unseres Sammelbands zur massiven Migration von Venezolanern aus ihrem Heimatland waren wir dieses Mal in Buenos Aires. Argentinien hat tausende Venezolaner aufgenommen, die vor der humanitären und wirtschaftlichen Krise in ihrem Land geflohen sind. Die Grenzen Argentiniens seien durchlässig, was eine große Herausforderung für die Regierung darstelle, so der anwesende Julio Croci, Leiter des Bereichs Vielfalt und Interkulturalität der Behörde für Menschenrechte der argentinischen Regierung.
Croci sprach einige Worte zur Eröffnung der Veranstaltung. Er berichtete, dass in den vergangenen vier Jahren über 140.000 Venezolaner nach Argentinien gekommen seien und erstmals mehr Venezolaner als Paraguayer eine Aufenthaltsgenehmigung beantragt hätten. „Migration ist ein Menschenrecht und in Argentinien sind die Venezolaner willkommen.“ Er betonte, die massive venezolanische Migration sei momentan eines der dringendsten Themen, auch für verschiedene Staaten außerhalb Lateinamerikas.
Frau Dr. Sybil Rhodes, Präsidentin von Cadal und Professorin an der Universität CEMA, betonte noch einmal die Wichtigkeit des Projekts. Zudem moderierte sie die Gesprächsrunde der eingeladenen Autoren, die über ihre Beiträge zu „Florecer lejos de casa“ sprachen. Dazu zählten Ángel Arellano, Koordinator und Herausgeber des Buches und Projektkoordinator der KAS Montevideo; Tamara Taraciuk, argentinisch-venezolanische Anwältin und Berichterstatterin der NGO Human Rights Watch; Paola Soto, in Buenos Aires lebende venezolanische Journalistin, Dichterin und Schriftstellerin sowie Hensli Rahn, ein venezolanischer Schriftsteller, der derzeit in Berlin lebt.
Ángel Arellano stellte die 14 Autoren vor, die an dem Projekt mitgewirkt haben. Tamara Taraciuk zeigte als Einstieg in ihre Rede ein Video über die „Wanderer“: venezolanische Migranten, die auf der Suche nach einem Neubeginn zu Fuß über die Grenze nach Kolumbien oder Brasilien fliehen. Für diese Migranten seien in der Grenzregion Venezuela-Brasilien aktuell 13 provisorische Unterkünfte errichtet worden, in denen dank der Internationalen Organisation für Migration und dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen mehr als fünftausend Venezolaner untergebracht seien. „An der Grenze zum kolumbianischen Cúcuta warten viele Menschen stundenlang, um die Grenze zu überqueren und in den Unterkünften etwas zu essen, bevor sie sich wieder auf den Rückweg zu ihren Häusern im venezolanischen Bundesstaat Táchira machen.“
Paola Soto sprach über die Motivation hinter ihrem Artikel: „Ich wollte meine Erfahrungen von innen heraus reflektieren, mein persönliches Zeugnis über meine Erlebnisse, den kompletten Neuanfang in einem neuen Land, verfassen.“ Zudem stellte Hensli Rahn, Autor des Kapitels über Venezolaner in Deutschland, eine Reihe persönlicher Reflexionen vor, die auf Erfahrungen basieren, die er und andere venezolanische Migranten unter anderem in Berlin gemacht haben. „Die venezolanische Gemeinschaft im Ausland steht vor anderen Herausforderungen: nicht aufzugeben im Angesicht des Pessimismus, der Enttäuschung, des fehlenden Vertrauens, der Erniedrigung, des «gib dich nicht mit Venezolanern ab». Im Gegenteil, als Bürger sind wir die einzig Verantwortlichen, wenn es darum geht, sich einander anzunähern und gegenseitig zu unterstützen.“
Das Auslandsbüro der KAS in Montevideo möchte sich herzlich beim Team von Cadal, insbesondere bei dessen Geschäftsführer Gabriel Salvia sowie den Praktikantinnen Gaia Marchiori und Valentine Dandria für ihre Mitarbeit und Sorgfalt bei der Umsetzung der Veranstaltung bedanken. Wir danken José Ponte und Miguel Ángel Martínez vom Netzwerk Somos LA KAS für die aktive Unterstützung der Vorbereitungen. Schließlich danken wir der Universität CEMA für die Bereitstellung ihrer Aula.